Der frühere Private-Banking-Chef der Credit Suisse in Asien hat als CEO einer skandalumwitterten australischen Bank einen anspruchsvollen Job übernommen. Dabei baut Francesco De Ferrari auf sein Image als gradliniger Schweizer Banker.

Schon als Francesco De Ferraris überraschender Wechsel von der Credit Suisse (CS) hin zum kriselnden australischen Finanzinstitut AMP bekannt wurde, war klar: Dort braucht es drastische Massnahmen. 

Kein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt macht der schweizerisch-italienische Starbanker in Australien nun erstmals deutlich, dass er bei seinem neuen Arbeitgeber einiges ändern will. In einer ganzseitigen Anzeige in der Zeitung «The Australian Financial Review» entschuldigt sich De Ferrari persönlich bei den Kunden des 170-jährigen Unternehmens. 

Höchste Zeit

«Wir haben viele Fehler gemacht und die an uns gestellten Anforderungen nicht erfüllt», schreibt er. De Ferrari bezieht sich damit auf den Vorwurf, das Institut habe die Kunden nicht unabhängig beraten – dieser Verdacht war im vergangenen Jahr in Australien sogar Gegenstand einer Untersuchung. 

Die Imagepflege des als gradlinig bekannten Bankers De Ferrari kommt keinen Moment zu spät. Erst vergangene Woche wies AMP Netto-Abflüsse von Kundengeldern im Umfang von 1,3 Milliarden Franken aus, so viel wie seit der Finanzkrise nicht mehr. 

Hämische Konkurrenz

Neben einer Entschuldigung und einem Appell an die Adresse der Kunden kündigte der Schweizer CEO auch bessere Konditionen für diese an. So sollen an Bankomaten künftig keine Gebühren mehr anfallen und AMP will höhere Zinsen bezahlen. 

Seine Konkurrenten kann er mit diesem Massnahmen allerdings nicht beeindrucken: «Die meisten Banken verlangen schon seit 2017 keine Automaten-Gebühren mehr», sagt der CEO eines anderen australischen Vermögensverwalters. «Er wäre gut für ihn, wenn er noch mehr zu sagen hätte.»

Schwung und Optimismus

Doch der Banker, der 2015 im Rennen um den Chefposten im International Wealth Management (IWM) der CSS gegen Iqbal Khan den Kürzeren zog, wirkt in der Anzeige erfrischend ehrlich. Er gibt zu, dass AMP vielerorts den Eindruck erweckte, sich nicht schnell genug zu bewegen.

Tatsächlich habe die Bank «grundlegende Änderungen» vorgenommen, namentlich indem vier neue Verwaltungsräte, ein neuer Präsident und ein neues Management-Team ernannt wurden, wie es weiter heisst. 

Die wichtigste Eigenschaft des neuen Chefs scheint denn auch zu sein, dass er kein Australier ist. Erst vor zwei Wochen gab Verwaltungsratspräsident David Murray ebendies zu und sagte, De Ferrari habe bereits neuen Schwung und Optimismus in die Bank gebracht. 

Saftige Belohnung

Dem Vernehmen nach hatte sich dieser noch vor dem Erscheinen der Anzeige per Email bei einzelnen Kunden gemeldet. Nun hofft er, dass sein positives Image (er arbeitete einst als Freiwilliger für Mutter Theresa) auch auf AMP abfärbt. 

Nach seiner 17-jährigen Karriere bei der CS weist vieles darauf hin, dass ihm dies gelingen dürfte. De Ferrari hat den Ruf, sich stets an die Spielregeln zu halten. Falls es ihm gelingt, auf diese Weise AMP wieder auf Kurs zu bringen, winkt eine saftige Belohnung: Im besten Fall könnte er in den nächsten drei Jahren bis zu 17,7 Millionen australische Dollar (12,4 Millionen Franken) verdienen. 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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