Der Rücktritt des Graubündner Bankrats Thomas Huber rückt die Aktivitäten der Zürcher Investmentgesellschaft Ruvercap weiter ins Zwielicht. Recherchen von finews.ch zeigen: Huber kaufte in Bosnien eine Bank, die der Geldwäscherei verdächtigt war.

«Die Mitglieder des Bankrats haben über einen guten Ruf zu verfügen und Gewähr für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit zu bieten». So steht es im Gesetz zur Graubündner Kantonalbank (GKB). Thomas Huber (Bild unten) erfüllte diese Anforderungen nicht mehr auf zufriedenstellende Weise.

Der Bankrat der GKB stellte am Mittwoch sein Mandat mit sofortiger Wirkung zur Verfügung. Huber tue dies, um die Reputation der Bank zu schützen. Die GKB unterliess es in ihrer Mitteilung vom Mittwoch, geflissentlich zu erklären, was die Staatsbank in Verruf bringen könnte.

finews.ch berichtete in den vergangenen Tagen bereits, dass die GKB mit über 70 Millionen Franken in Private-Debt-Vehikeln der Zürcher Ruvercap Investment investiert sei. Nachdem im letzten Jahr erste Verluste entstanden, wurden die Fondsgelder eingefroren.

Das Risiko war Huber bewusst

Investoren, darunter ist eine Reihe von Schweizer Pensionskassen, Banken und Family Offices, müssen weitere hohe Verluste befürchten. Auf dem Zürcher Finanzplatz machen Verlustprognosen von 350 bis 500 Millionen Franken die Runde – Zahlen, die von Ruvercap Investment heftig bestritten werden, wie auch Gerüchte, die von ungetreuer Geschäftsbesorgung handeln.

Thomas Huber

Huber ist weit mehr involviert: Er ist im Verwaltungsrat der Batagon, einer der sogenannten Sourcing-Firmen, die für Ruvercap Investment Transaktionen auf dem Balkan tätigten. Huber will von den Engagements der GKB in Ruvercap Investment erst vor rund einem Jahr erfahren haben.

Das Reputationsrisiko seiner Batagon-Tätigkeit war ihm aber von Beginn weg bewusst. Huber sitzt auch in den Verwaltungsräten der Zugerberg Finanz sowie der Fintech-Firma Etops.

Einkaufstour auf dem Balkan

Batagon gehört einem serbischen Staatsangehörigen, der wegen Verfehlungen in der Schweiz einen Landesverweis erhalten hatte. Bekannt ist bereits, das Batagon mit Investorengeldern von Ruvercap Ende 2017 eine serbische Batteriefabrik kaufte. Die Transaktion beinhaltete eine Kreditlinie plus die Fabrik als Pfand. Doch Investoren zweifeln daran, ob Batagon die angegebene Summe von 63,7 Millionen Euro ganz für den Kauf eingesetzt hatte. 

Ruvercap Investment bestreitet zwar, mit Batagon eng zusammen gearbeitet zu haben, jedoch nicht, dass die Firma via Gesellschaften in Luxemburg und Deutschland Kredite erhielt, über die jeweils das Anlagekomitee entschied.

Die Verbindung Ruvercap-Batagon

Interessant ist die Bemerkung von Ruvercap Investment, dass Miteigentümer M.C. kein Mitglied dieses Anlagekomitees gewesen sei. Er kontrolliert aber inzwischen eine der ehemaligen Batagon-Firmen. Und mit dem mutmasslichen Eigentümer von Batagon ist M.C. (Bild unten, rechts) offenbar gut befreundet, besuchten sie doch gemeinsam das Fussballländerspiel Serbien-Schweiz in Kaliningrad an der Euro 2018. 

Ruvercap

(Bild: ZVG)

Wie weitere Recherchen von finews.ch zeigen, war Batagon mit Schweizer Pensionskassengeldern auf dem Balkan auf einer regelrechten Einkaufstour.

Anfang 2019 teilte die Pavlovic International Bank in Banja Luka in Bosnien Herzegowina mit, Batagon nehme an der Rekapitalisierung des Instituts teil. Die Aufsichtsbehörden bestätigten den Deal. Batagon würde zunächst einen Anteil von 20 Prozent kaufen, um zu einem späteren Zeitpunkt die Kontrolle übernehmen.

Wenig Fortune

Dass Gelder von Schweizer Pensionskassen ohne ihr Wissen für den Kauf einer Bank auf dem Balkan verwendet werden, ist relativ einzigartig. Für zusätzliche Brisanz sorgt der Fakt, dass 2016 der Besitzer der Bank, Slobodan Pavlovic sowie drei seiner Mitarbeiter, wegen Verdacht auf Geldwäscherei verhaftet worden waren.

Huber und die Batagon hatten im vergangenen Jahr allerdings wenig Fortune auf dem Balkan. Aus der Pavlovic Bank wurden sie von anderen Investoren hinausgedrängt, nachdem die versprochene Rekapitalisierung mit rund 3,5 Millionen Euro auf sich warten liess. Anfang dieses Jahres verkaufte Batagon die verbliebenen 17,5 Prozent der Aktien der Bank, die von den neuen Besitzern in Nasa umgetauft wurde.

Aluminium und Hotels

Weitere Batagon-Käufe gingen schief: Batagon hatte Ende 2018 den Zuschlag für den Kauf einer bankrotten Aluminium-Firma erhalten – doch erneut konnte die in Zug ansässige Firma die Verpflichtungen nicht einhalten. Die Regierungsbehörden kündigten den Kaufvertrag im Sommer 2019.

Batagon war auf dem Balkan auch ins Immobilien- und Hotelgeschäft eingestiegen. Im bosnischen Kurort Jahorina sollte ein Luxushotel entstehen. Medien berichteten vergangenen März, Batagon habe das Bauvorhaben stoppen müssen, «wegen gestiegener Landpreise in Jahorina».

Geldquelle war versiegt

Die Gründe für die geplatzten Vorhaben der Batagon dürften vielmehr im Versiegen der Geldquelle von Ruvercap Investment liegen. Seit die Fondsgelder eingefroren sind, können auch keine Investorengelder aus den Fonds für weitere Firmenkäufe oder sonstige Projekte verwendet werden.

Vor wenigen Wochen hatte die GKB gegenüber finews.ch noch ausgerichtet, zwischen Hubers Batagon-Engagement und seiner Bankrat-Tätigkeit habe nie ein Interessenkonflikt bestanden.

Ruvercap Investment schrieb in einer Stellungnahme, dass Huber im Batagon-Verwaltungsrat Einsitz habe, und dies sei bei den Kreditvergaben «vertrauensbildend» gewesen. Alle Entscheide und Transaktionen seien im transparenten und allen Investoren bekannten Anlageprozess geschehen.

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