Decentralized Lugano – Krypto trifft auf Kapital
In entspannter, mediterran angehauchter Atmosphäre versammelten sich einige der interessantesten Köpfe der Krypto-Welt im Tessin: «Decentralized Lugano» bot Einsichten in die neuesten Trends der Blockchain-Szene – mit Scytale Digital und der Banque Internationale à Luxembourg als treibenden Kräften.
Vergangene Woche brachte Decentralized Lugano bei recht freundlichem Tessiner Wetter an die 150 Investorinnen, Gründer und kreative Köpfe aus der globalen Blockchain-Szene zusammen.
Veranstaltet wurde das Treffen im Hotel Splendide Royal von Scytale Digital (vor Ort vertreten durch CEO Christoph Kampitsch und CIO Mark Cachia), einer auf Web3-Infrastruktur und Dezentralisierung spezialisierten Venture-Capital-Firma.
Vordenkertum und Networking
Die Konferenz bot eine pikante Mischung aus Vordenkertum, hochwertigem Networking und einer guten Portion Optimismus.
In erfrischend entspannter Atmosphäre diente die Konferenz sowohl als aktueller Realitätscheck wie auch als Blick in die Zukunft des Kryptosektors – beleuchtet wurden Anwendungen in Bereichen wie Sport, Gaming, Energie, Governance und Infrastruktur.
BIL Suisse als Hauptsponsorin
Sascha Wullschleger von BIL Suisse begrüsst die Gäste. (Bil: BIL)
Hauptsponsorin war die Schweizer Einheit der Banque Internationale à Luxembourg (BIL). Mit Hans-Peter Borgh, CEO von BIL Suisse, und Sascha Wullschleger, Leiter Wealth Management in Lugano, signalisierte die Bank ihr Engagement für eine neue Generation unternehmerischer Krypto-Kunden.
Wullschleger spielte dabei eine besonders sichtbare Rolle als Moderator und Mit-Gastgeber. In einem kürzlich auf finews.ch erschienenen Interview erklärte er, wie die Bank vom Austausch mit der Krypto-Elite profitiert.
Blockchain-Hub Lugano
Paolo Bortolin, stv. Finanzchef der Stadt Lugano (Bild: CdL)
Der Anlass illustrierte, dass Krypto- und traditionelle Finanzwelt allmählich lernen, dieselbe Sprache zu sprechen. Lugano mit seiner aufgeschlossenen Stadtverwaltung bietet dafür einen attraktiven Rahmen.
Dies verdeutlichte der Auftritt von Paolo Bortolin, stellvertretender Finanzchef der Stadt und Mitglied der kommunalen Blockchain & Crypto Task Force.
Von kommunalen Obligationen bis zu Prediction Markets
Bortolin war massgeblich an der schweizweit ersten Emission einer vollständig digitalen Anleihe durch eine Kommunalverwaltung auf der SIX Digital Exchange beteiligt – wie finews.ch berichtete.
Inhaltlich bot das Programm ein Panoptikum aktueller Krypto-Entwicklungen: von der Gamification-Ökonomie mit Mythical Games und Spectarium über die Visionen von Galactic Media für Prediction Markets bis zu FANtiums neuartigen Modellen der Fan-Interaktion mit dem FC Barcelona – die Panels wagten sich in bislang kaum kartografiertes Gelände vor.
Zurück zu den Wurzeln des Bitcoin
Ex-CEO Dirk Klee, VRP Luzius Meisser und aktueller CEO Andrej Majcen (Bild: zVg)
Eindrücklich war der Keynote-Vortrag von Andrej Majcen. Der CEO von Bitcoin Suisse erinnerte eindringlich an das ursprüngliche Ethos von Bitcoin als Gegenmodell zu Problemen im traditionellen Finanzsystem wie Inflation, Ineffizienz und Interessenskonflikten. Er warnte vor zwei bedenklichen Trends: der erzwungenen Institutionalisierung von Krypto durch konventionelle Finanzstrukturen und dem, was er als «Get-rich-quick crowd» bezeichnete.
«Die Ausgabe neuer Tokens geriet zur Absurdität», sagte Majcen mit Verweis auf die mittlerweile über 35 Millionen verschiedenen Kryptowährungen.
Venture Capital: Ernüchterung
Auch wenn die Grundstimmung positiv war, brachten Venture-Capital-Vertreter eine nüchterne Note ein. Angemerkt wurde, dass das Finanzierungsvolumen für neue Krypto-Projekte derzeit nur noch einen Bruchteil der Werte von vor drei bis fünf Jahren erreicht.
In vielerlei Hinsicht überzeugte Decentralized Lugano nicht nur durch Inhalte und Referenten – sondern auch durch seine kulturelle Tonalität. Die informellen Gespräche unter freiem Himmel und die thematische Breite verliehen dem Anlass den Charakter eines durchaus seriösen Branchentreffens, das sich selbst aber nicht zu ernst nimmt.