BLKB: Statt zum grossen Durchbruch kommt's zur Bruchlandung
Da hat die BLKB wohl eindeutig zu viel gezahlt. Im vergangenen Jahr war die Übernahme und Integration des Fintech Numarics mit der Tochter Radicant noch in den höchsten Tönen gelobt worden. Nur haben offensichtlich die Kunden nicht mitgespielt.
Die Wertberichtigung auf die Radicant Holding AG im Volumen von 105,5 Millionen Franken dürfte bei der BLKB zu einer Zäsur führen. Bankratspräsident Thomas Schneider und CEO John Häfelfinger haben angekündigt, im kommenden Jahr das Feld zu räumen. Wer danach kommt, ist nicht klar. Eine neue Führung soll aber die Möglichkeit erhalten, frühzeitig in den Entwurf einer neuen Strategie eingebunden zu werden, hiess es an einem Medien-Call der Kantonalbank am Donnerstag.
Bankratspräsident Schneider betonte an einem Call, dass er mit seinem Ausscheiden per Mitte 2026 einen ordentlichen Übergang gewährleisten möchte. «Die BLKB ist gut unterwegs», ist er weiter überzeugt.
Auch CEO Häfelfinger, der bereits im März 2026 die BLKB verlassen wird, nennt eine ähnliche Motivation: «Meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger wird auf diese Weise die neue Strategieperiode von Anfang an mitbegleiten können und wird bereits früh im Strategieprozess der Bank notwendige Weichenstellungen vornehmen können.»
Reserven müssen herhalten
Die nun vorgenommene Wertberichtigung soll für die Zertifikatsinhaberinnen und -inhaber sowie den Kanton Basel-Landschaft keine negativen Folgen haben. Die Ausschüttungen sollen im Vergleich zum Vorjahr unverändert hoch bleiben.
Der Abschreiber auf den Radicant-Wert wird mit der Auflösung von Reserven für allgemeine Bankrisiken teilweise kompensiert, heisst es weiter. Das Halbjahresresultat der BLKB auf Konzernebene soll auf Vorjahresniveau liegen und auch die Gesamtkapitalquote (19,6 Prozent per Ende 2024) soll nahezu unverändert bleiben. Die Zahlen zu den ersten sechs Monaten legt die Bank am 17. Juli vor.
Bei der Fehleranalyse geben sich die Manager eher schmallippig. Anders war dies im vergangenen Dezember, als die Übernahme und Integration von Numarics als eine «neue Ära der Innovation und des Wachstums» für Radicant angepriesen wurde.
Treuhandkunden spielen nicht mit
Doch die Erwartungen an den Umsatz und Ergebnisbeitrag aus dem Zukauf waren wohl deutlich zu optimistisch. Dabei habe es aber nicht an Versäumnissen bei der Due Dilligence gelegen oder der Integration selbst, betonte der CEO der BLKB. Während des Integrationsprozesses sei jedoch klar geworden, dass viele Treuhandkunden die digitalisierten Angebote nicht umsetzen können oder schlicht wollen. Das sei vorher so nicht absehbar gewesen. Damit seien die angenommenen Grössen beim Umsatz nicht erreicht worden.
Break-Even-Ziel verschoben
Grundsätzlich wird die Tochter Radicant nicht in Frage gestellt. «Langfristig wird Radicant die Ertragsbasis erreichen», ist Häfelfinger überzeugt. Als Break-Even-Ziel wird nun 2029 ins Auge gefasst und damit rund eineinhalb Jahre später als zuletzt.
Aktuell habe die Bank rund 18'000 Kunden. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es Kooperationen brauchen werde, um ein entsprechendes Wachstum zu erreichen.
Geplant ist, das Angebot für KMU zu erleichtern und auszubauen. Zum Umfang der geplanten Kosten- und Effizienzmassnahamen wurden keine detaillierten Angaben gemacht. Die Kostenbasis sei zu hoch und als Aktionärin prüfe man welche Synergien zwischen BLKB und Radicant gefunden werden können. «Wir werden Radicant Dienstleistungen zur Verfügung stellen», sagte der CEO. An der Eigenständigkeit von Radicant werde aber festgehalten.
Von Radicant selbst gab es keinen Kommentar zur Wertberichtigung der Besitzerin.