Tränen, toxische Arbeitskultur und Tiraden der Vorgesetzten: Ein Investmentbanker verklagt die UBS wegen des Umgangs im Handelsraum.

Mit 35 Jahren kann Simon Rope nicht mehr. Der Trader bei der UBS in London hat nicht weniger als 17 Entlassungsrunden überlebt, seit 2018 ist er allerdings krank geschrieben und nicht mehr in den Handelsraum der Grossbank zurückgekehrt. Nun verklagt er die UBS auf umgerechnet eine Viertelmillion Franken Schadenersatz.

Die Klage ist bereits vergangenen Februar eingereicht worden, wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete.

Blossgestellt von den Chefs

Der Grund für Ropes Klage: Die brutale Arbeitslast und das «toxische Arbeitsklima» im Handel haben seine physische und psychische Gesundheit ruiniert. Seine Anwälte beschrieben, dass Rope oft angeschrieen und von Vorgesetzten öffentlich blossgestellt worden sei.

Vor drei Jahren unterliefen Rope offenbar zwei Fehltrades; er brach darauf vor dem versammelten Team in Tränen aus.

Druck ist «unausweichlich»

Die UBS musste den Vorwürfen Ropes gegenüber zugeben, dass in ihren Handelsräumen zuweilen geschrieen und geflucht werde. Es treffe auch zu, dass dort ein Hochdruck-Arbeitsumfeld vorherrsche, das dies aber «unausweichlich sei».

Dass man die Gesundheit von Rope vernachlässigt habe, bestritt die Bank – er sei über Jahre für das Haus erfolgreich tätig gewesen, was darauf schliessen lasse, dass er auch psychisch mit seiner Rolle zurechtgekommen sei. Und dass er von Vorgesetzten blossgestellt worden ist, davon will die UBS keine Kenntnis haben.

Aufstand der Jungbanker

Die Klage Ropes wird zu einem Zeitpunkt öffentlich, wo die knochenharte Arbeitskultur im Investmentbanking mehr denn je unter Beschuss steht. Beim Branchenführer Goldman Sachs kam es deswegen zu einer Revolte von Jungbankern; auch die UBS ist dazu übergegangen, dem Phänomen mit mehr Lohn zu begegenen.

Dass auch Veteranen wie Rope unter der Arbeitslast zusammenbrechen und sich öffentlich zur Wehr setzen, ist allerdings bisher kaum bekannt.