Mocha Mousse und Dottergelb: Fünf farbenfrohe Uhren

In den vergangenen Jahren haben sämtliche Farben des Regenbogens das Uhrendesign erobert. Darunter fallen in diesem Frühling zwei warme Wohlfühl-Töne auf: sonniges Eidotter-Gelb und eine fast kulinarisch anmutende Schokolade-Nuance. Nicht nur zu Ostern harmonieren diese Uhren in den derzeit angesagtesten Farben.

Von Marianne Eschbach

Wer dieses Jahr z.B. wegen der Hühnereierknappheit statt des traditionellen Ostereier-Versteckens ein fröhliches Osteruhren-Suchen organisiert, kommt problemlos auf seine – zugegeben etwas kostspielige – Rechnung.

Bunt ist eines der dominierenden Themen in den neuen Uhrenkollektionen.

Auffächerung des Spektrums

Vorbei die Zeiten als die Branche unter dem Begriff «Farbe» einzig elegantes Dunkelblau verstand, das als Ergänzung zu Schwarz und Weiss auf Zifferblättern und für Armbänder zugelassen war.

Die Pandemie hat hier für einen wahren Kreativitätsschub gesorgt. In der Uhrenbranche hiess die Antwort auf die Tristesse der Situation: Farbe auf die Zeitmesser! Grün hat es als erste geschafft und dominierte nach Covid bei den Uhren den Farbtrend. Wohl als Ausdruck der Sehnsucht nach einer intakten Natur.

Pionier Rolex

Als die Massstäbe setzende Uhrengigantin Rolex 2020 die Zifferblätter der «Oyster Perpetual»-Kollektion in Farben wie Korallenrot, Grün, Gelb, Rosa und Türkis tauchte, gab es kein Halten mehr und Farben gehören seither ins Repertoire fast jeder Marke. 2025 sind es auffallend viele sanfte Pastelltöne.

Farben sind nicht nur dazu da, das Leben etwas hübscher zu machen, ohne Farben gäbe es gar kein Leben. Die ersten Farben überhaupt waren Grün und... Pink! Grün wie der natürliche Farbstoff Chlorophyll in Pflanzen, der unerlässlich für die Photosynthese ist, den Prozess, der Pflanzen Energie aus Licht liefert als Grundlage des Lebens.

Ohne Farben kein Leben

In der Sahara wurden versteinerte Chlorophyll-Moleküle entdeckt, die rosa leuchteten. Die Erklärung der Wissenschaftler: Mit der Zeit verloren die Chlorophyll-Rückstände ihre Magnesium-Atome, diese wurden durch Nickel ersetzt und aus Grün wurde Pink.

Farben haben sich evolutionär entwickelt, um das Erleben und Verhalten von Lebewesen zu vermitteln bzw. zu steuern. Rot bei Früchten signalisiert z.B. deren Reifegrad und somit den Zuckergehalt, Eine nicht unwesentliche Information zum Überleben.

Blau entspannt den Blutdruck

Der Stoffwechsel und das vegetative Nervensystem reagieren auf Farben. Blau entspannt Blutdruck, Puls und Atemrhythmus. Rot verbessert das Kurzzeitgedächtnis. Die Konzentration funktioniert besser umgeben von warmen Farben während die Kreativität mit kühlen Farben besser sprudelt. Eine rote Daunenjacke wird als wärmender empfunden als eine blaue. Auch Gelb weckt wohlige Gefühle, hemmt Ängste und wirkt antidepressiv.

Rolf Studer, CEO der Uhrenfirma Oris, hat soeben ein traditionelles Uhrenmodell mit modernen farbigen Zifferblättern herausgegeben. Eines davon in Dottergelb, das er wie folgt kommentiert: «Wie könnte man beim Anblick einer <Big Crown Pointer Date> mit gelbem Zifferblatt nicht lächeln?»

Farbliches Referenzsystem

Farben sind noch nicht zu Ende erforscht. Man weiss allerdings immer mehr darüber wie man sie richtig einsetzen kann, damit sie uns nützen. Zum Beispiel um Energie aber auch Medikamente einzusparen.

Lawrence Herbert war Chemiker in einem Unternehmen in New Jersey, das Farbkarten für die Kosmetikindustrie herstellte. Eine Sisyphusarbeit, weil jeder Farben anders wahrnimmt und sie sich je nach Druckunterlage – Papier, Textil, Kunststoff etc. – anders präsentieren. Inzwischen zum Eigentümer der Firma geworden, entwickelte 1963 aus dem Dilemma heraus ein international gültiges Referenzsystem für Farben, das er Pantone nannte (pan = griechisch allumfassend, tone = engl. für Farbton).

Pantone-Skala

Seither kommuniziert man nicht mehr mit Unklarheiten zulassenden Farb-Schilderungen wenn es um einen trendigen Ton für Mode, Möbel oder ein Firmenlogo geht. Man sagt zum Beispiel Pantone 17-1230 für einen neuen mundwässernden Schokoladeton. Bis heute gibt es tausende verschiedene Pantone-Farben und alle zwei bis vier Jahre entwickelt die Firma neue Töne.

Ende der 1990er-Jahre begann Lawrence Herberts Tochter Lisa Herbert mit überlegten Marketingmassnahmen aus Pantone einen Brand zu machen. Unter anderem lancierte sie die Farbe des Jahres.

Die Farbe des Jahres 2025

Die Farbe des Jahres wird nicht in einem Sitzungszimmer bestimmt und dann der Welt aufoktroyiert. Sie wird von einem globalen Team durch Beobachtungen und Wahrnehmungen ermittelt.

Für 2025 schlugen die Sensoren bei einem cremigen, an Milchschokolade, Schokoladenmousse aber auch an mit Kakaopuder bestäubtem Cappuccino erinnernden satten und warmen Braunton aus.

«Vielseitiger Farbton voll erdiger Eleganz»

Etwas gewöhnungsbedürftig, nachdem uns das Pantone Farbinstitut 25 Jahre lang – solange gibt es die Farbe des Jahres – mit Farben so bunt wie Ostereier erfreut hat. Leatrice Eiseman, Executive Director des Pantone Color Institute sieht in Mocha Mousse mit dem Code Pantone 17-1230 einen «vielseitigen Farbton voll erdiger Eleganz».

Mocha Mousse sei inspiriert von unserem Wunsch nach kleinen Freuden im Alltag und ein Ausdruck achtsamen Genusses. Der Ton sei raffiniert und üppig. Bescheiden und bodenständig bis hin zu aufstrebend und luxuriös strahle Mocha Mousse einen diskreten, anmutigen Hauch von Glamour aus.

Trend erkannt

Mocha Mousse soll eine weltweite Stimmung von Verbundenheit, Geborgenheit und Harmonie evozieren, lässt Eiseman verlauten. Schön gesagt. Uhrenmarken haben den Trend erkannt.

In diesem Sinn, Frohe Ostern!


1 Referenz: Schokoladenhase

Achtung, Verwechslungsgefahr. Diese Uhr sieht zwar aus, als wäre sie aus knackiger Schokolade gefertigt, sie ist aber nicht zum Anbeissen gedacht, sondern ein echter Zeitmesser. Auch wenn ihr Braunton den eines Schokoladehasen perfekt trifft. Die Umsetzung der ikonischen Hausfarbe in Keramik war ein komplexer Prozess, dessen Gelingen viel Fingerspitzengefühl verlangte.

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Louis Vuitton «Tambour Ceramic» (40 mm) aus Keramik und Roségold, in der hauseigenen Fabrique du Temps kreiertes mechanisches Uhrwerk mit Mikrorotor aus Roségold und automatischem Aufzug. Preis auf Anfrage (Bild: zVg)


2 Referenz: Mousse au Chocolat

Die neue Uhr aus dem jungen Familien-Atelier des legendären Uhrenmanagers Jean-Claude Biver (Hublot, Blancpain) zusammen mit seinem Sohn Pierre, kombiniert gebürstetes und poliertes Roségold mit einem taupefarbenen Lederarmband und erinnert an ein edles mit Goldpuder bestäubtes Schokoladenmousse.

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Biver «Biver Automatique» (39 mm) aus Roségold mit in Zusammenarbeit mit Dubois Depraz neu entwickeltem Uhrwerk mit Automatikaufzug und Zero-Reset-Mechanismus für sekundengenaue Zeiteinstellung, 75'000 Franken. (Bild: zVg)


3 Referenz: Dreiminuten-Ei

Die Marke aus dem basellandschaftlichen Hölstein präsentiert ihr historisches Modell – es wird seit 1938 ununterbrochen produziert – mit der Datumsanzeige via Zeiger mit neuen frischen Zifferblattfarben, so bunt und fröhlich wie Ostereier.

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Oris «Big Crown Pointer Date» (40 mm) aus Stahl, mechanisches Uhrwerk mit Automatikaufzug, Mineralglasboden, neues, sportliches Stahlarmband, 2'000 Franken (Bild: zVg)


4 Referenz: Cappuccino

Die Modell-Linie «Big Bang» feiert 20jähriges Jubiläum. An der Geburtstagsparty nimmt auch die Tonneau-förmige Cousine teil, im Keramikgewand und in ultramodischen Farben wie Himmelblau, Tannengrün und cremigem Beige.

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Hublot «Spirit of Big Bang Chronograph» (42 mm) aus glasperlengestrahlter Keramik in Beige, automatisches skelettiertes Chronographenwerk, schwarz und beige gefüttertes Kautschukarmband, 24'900 Franken (Bild: zVg)


5 Referenz: Vitaminshot

Die Marke belebt ihre im Motorsport angesiedelte Modellinie aus den 1980er-Jahren mit coolem Design, knalligen Farben und neuer innovativer Antriebstechnologie.

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Tag Heuer «Formula 1 Solargraph» (38 mm) aus Edelstahl mit DLC-Beschichtung, durch Solar-Technologie angetriebenes Quarzwerk, Kautschukarmband, 1'750 Franken. (Bild: zVg)