An der Wall Street wird gerade der Business-Lunch neu erfunden. Der Trend könnte bald auch den Puls hiesiger Banker beschleunigen.

«Wine & Dine», das schicke Ausführen der Kunden, war einst fester Bestandteil des Schweizer Private Banking. Über Filet Mignon und teurem Wein wurde der Klientel versichert, dass ihr mehr oder weniger weisses Geld auf dem Schweizer Bankkonto in Sicherheit war.

Natürlich: Seit der Umsetzung des automatischen Informationsaustauschs mit 36 Staaten und dem massiven Ausbau der Compliance ist dieses Banking-Brauchtum grösstenteils überholt. Bleibt noch, sich unter seinesgleichen zum Business-Lunch zu treffen – dazu gibt es etwa am Finanzplatz Zürich immer noch Adressen zuhauf, wie finews.ch unlängst aufgezeigt hat.

Gleich den Trainer buchen

Mit Blick auf den neuesten Wall-Street-Trend könnten sich die Zürcher «Banker-Beizen» wie das Haute oder das Orsini zusehends leeren. Den im New Yorker Finanzmekka hält eine neue Mode Einzug, die mit tiefen Sesseln, blutigem Fleisch und schweren Saucen nicht viel am Hut hat. Und mit Gemütlichkeit schon gar nicht.

Die Rede ist vom «Sweat-Entertaining», über das mittlerweile auch die Agentur «Bloomberg» berichtete. Statt an der Bar treffen sich Banker zum Bankdrücken, auf dem Laufband oder dem Spinning-Velo. Gemeinsam arbeiten sie dann nicht nur an einem festen Körper, sondern zurren gleich noch den Deal fest.

In New York und Los Angeles springen Fitnessanbieter reihenweise auf den Trend auf. Für eine Zusatzgebühr buchen sie nebeneinander liegende Trainingsgeräte, so dass sich Schulter an Schulter schwitzen lässt. Gewisse Zentren beschäftigen Concierges, welche die Organisation eines Fitness-Events übernehmen. Und bei den elitären Hedgefonds gilt es als schick, gleich einen Trainer für das hausinterne Sweat-Entertaining zu buchen.

Fitness statt Bonus?

Anbieter wie die Firma Soulcycle, die sich speziell auf Spinning-Velos konzentriert, zählen bereits das Who’s who der Wall Street zu ihrer Kundschaft: Die Bank of America, J.P. Morgan, Goldman Sachs, Barclays, Citigroup und Deutsche Bank. Das weckt den Neid der anderen. Laut «Bloomberg» hören Personalverantwortliche zunehmend die Forderung, Fitness-Lektionen als Bestandteil der Lohnzulagen einzuführen.

Soweit ist es am Schweizer Finanzplatz noch nicht. Banker, die vom Zürcher Kaffeehaus La Stanza aus mit einem inneren Grinsen die vorbeihechelnden Bootcamp-Abonnenten begutachten, sollten sich aber nicht in allzu grosser Sicherheit wiegen.