Das liest die Finanzprominenz diesen Sommer am liebsten

 

Karsten-Dirk Steffens, Country Head Switzerland bei Aberdeen Investments

«Business Class. Geschichten aus der Welt des Managements»

Während meinen Ferien oder auch mal zwischendurch, liebe ich es diese hochvergnüglichen Satiren aus der Welt des Managements zu studieren und kann mir also zu oft ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Martin Suter beobachtet die unerreichbaren Götter der Unternehmensspitze, die gehetzten Führungskader dazwischen, die ausgebrannten Workaholics in den unteren Chargen. Er beschreibt die alltäglichen Rituale des Machterhalts, die erfindungsreichen Kämpfe um Statussymbole, berichtet von Anbiederung, Intrigen und angestautem Frust, der sich oft bis ins häusliche Schlafzimmer fortsetzt.

Was mir vor allem gefällt ist, dass die Texte nicht viel länger als zwei Seiten und doch Romane und Dramen in Miniform sind. Ebenso die indirekte Anspielung auf bekannte Schauorte, Szenerien und Figuren am Zürcher Finanzplatz.
Ungeheuer subtil, bissig, entlarvend und einfach herrlich lustig. Vieles spiegelt unseren Alltag im Asset Management und doch fühlt man sich als amüsierter Beobachter aus der Ferne.


Ahmad Saidali, Chairman Redwood Heritage, Dubai

«Blue Ocean Strategy»

Diesen Sommer habe ich innegehalten – nicht nur beruflich, sondern geistig. In der Ruhe griff ich erneut zu einem Klassiker: Blue Ocean Strategy von W. Chan Kim und Renée Mauborgne. Die zentrale Idee ist heute aktueller denn je: Wahres Wachstum entsteht nicht durch Konkurrenz, sondern durch Relevanz. Oder genauer: durch deren Überwindung.

Statt im «roten Ozean» des Verdrängungswettbewerbs zu schwimmen, plädieren die Autoren für das Erschliessen neuer Märkte – blaue Ozeane –, in denen neue Nachfrage geschaffen wird, statt um bestehende zu kämpfen.

Diese Denkweise gilt nicht nur fürs Business, sondern auch fürs Leben. Erfolgreiche Unternehmer, Investoren und Familien über Generationen hinweg zeichnen sich nicht durch Optimierung des Bestehenden aus – sondern durch die Fähigkeit, das Spiel neu zu definieren.

Auch bei Redwood Heritage war unser Ziel nie Grösse oder Lautstärke. Sondern Tiefe. Vertrauen. Vorausschau. Unser Anspruch: Immobilienberatung als langfristige Partnerschaft, nicht als transaktionales Geschäft. Blue Ocean Strategy hat uns dafür eine Sprache und Haltung gegeben.

Das Buch bietet Modelle wie die Strategy Canvas oder das ERRC-Raster – doch seine grösste Kraft liegt im Perspektivwechsel: vom Benchmarking zur Vision. Vom «Wie schlagen wir die Konkurrenz?» zum «Wie machen wir sie irrelevant?»

In Zeiten lauter Märkte und kurzfristiger Trends erinnert uns diese Strategie an das Prinzip: Weniger, aber besser. Sichtbarkeit ist nicht gleich Substanz. Und Nachhaltigkeit entsteht nicht durch Tempo, sondern durch Haltung.

Die wirklich relevanten Akteure im Bereich Immobilien, Family Offices oder grenzüberschreitendes Vermögen werden nicht die sein, die nur Buzzwords adaptieren – sondern jene, die führen. Mit Ethik, Weitblick und kulturellem Gespür.

Vielleicht ist das unsere Herausforderung für die zweite Jahreshälfte: Nicht mehr zu tun, sondern anders zu denken. Die blauen Ozeane zu suchen – in unseren Branchen. Und in uns selbst.


 

Stephan Wildner, Head of Switzerland & Retirement Services Switzerland, WTW

«Die Glückslieferanten»

Der Roman erzählt in vier Episoden die Geschichten von Menschen, die nach dem Tod einer geliebten Person eine letzte Botschaft erhalten. Sie wird überbracht von Nanahoshi, einer Mitarbeiterin der sogenannten «Himmelslieferanten». Diese Agentur übernimmt es, Hinterbliebenen Briefe oder kleine Geschenke zu einem festgelegten Zeitpunkt zuzustellen – oft mit heilender Wirkung.

Es gibt vier kleine Episoden: eine einsame Seniorin, die am Geburtstag eine Nachricht ihrer verstorbenen Mitbewohnerinnen erhält; ein Mädchen mit Studienwünschen fern der Heimat; ein Mann, der seiner Jugendliebe nie seine Gefühle gestanden hat und nun einen letzten Rat von ihr bekommt; eine Schülergruppe, die nach dem Tod ihres Lehrers zusammenkommt.

Das aktuelle Umfeld bedrückt uns täglich mit neuen Beispielen von grossem menschlichem Leid. «Die Glückslieferanten» ist genau das richtige Buch, um innezuhalten. Der poetische Roman aus Japan berührt mit leiser Magie und grosser Menschlichkeit. Er erinnert daran, dass es nie zu spät ist für das richtige Wort und er ist in einer Welt voller Lärm wohltuend still – wie ein handgeschriebener Brief im digitalen Posteingang.


 

Sebastian Goeres, LGT Middle-East CEO

«Licht aus dem Osten»

Peter Frankopans «Licht aus dem Osten – Eine neue Geschichte der Welt» ist eine kühne Neuerzählung der Weltgeschichte, in der der Autor den Fokus bewusst auf den Osten richtet. Statt Europa ins Zentrum zu stellen, verfolgt Frankopan die historischen Handels- und Machtströme entlang der alten Seidenstrassen, die China, Indien, Persien, die Levante und das Mittelmeer verbanden. Er betont insbesondere die jahrtausendealte Rolle des Nahen Ostens als globaler Knotenpunkt – lange bevor der Westen die Weltbühne dominierte.

Seit meinem Wechsel ins Dubai-Büro von LGT Middle East vor sieben Jahren habe ich die dynamische Energie dieser Stadt hautnah erlebt – ein wahrhaft modernes Äquivalent zur historischen Seidenstrasse, wo Afrika, Südasien, der Golf und die Levante zusammenlaufen. Mich hat beeindruckt, wie eindrucksvoll Frankopans Erkenntnisse unsere heutige Welt widerspiegeln. Der Nahe Osten ist nicht nur eine historische Drehscheibe – er ist auch heute noch das pulsierende Herz des globalen Handels, der Kultur und des Kapitals. Das Buch fasziniert durch seine Darstellung der Wechselwirkungen zwischen Ländern und Handelsrouten, die bis heute unsere globalen Dynamiken prägen. Wer verstehen will, wie sich die Welt zu dem entwickelt hat, was sie heute ist – und wohin sie sich bewegen könnte – sollte Die Seidenstrassen unbedingt lesen.


 

Katharina Hesse, Partnerin und Head Insurance DACH bei Heidrick & Struggles

«Mein drittes Leben»

Ich bin bekennende Vielleserin, und immer auf der Suche nach neuem Stoff! In Zeiten, in denen es im Büro intensiv zu- und hergeht, greife ich eher auf Politthriller oder Krimis zurück, aber während der Ferienzeit lasse ich mich sehr gern auch auf Berührerendes ein. Eine grosse Empfehlung ist «Mein drittes Leben» von Daniela Krien. Vielen ist die Autorin durch ihren Debutroman «Irgendwann warden wir uns alles erzählen» bekannt, der vor einigen Jahren verfilmt wurde. Ihr letzter Roman handelt von der Verarbeitung eines schweren Verlusts und vom Entwurf eines dritten Lebens «danach». Für mich eine anrührende Auseinandersetzung, die ohne Pathos auskommt, und mich zum Nachdenken und Nachfühlen angeregt hat.

Und denjenigen, die sich im Sommer lieber etwas vorlesen lassen, kann ich von Herzen den umfassenden Roman «Das achte Leben» von Nino Haratischwili empfehlen, am besten gelesen von der phantastischen Julia Nachtmann. Das Familienepos, das die Zeitspanne von 1900 bis zur Gegenwart umspannt, hat über 1200 Seiten und ist damit ein wenig abschreckend. Mit dem Hörbuch kann man ganz in die Geschichte einer georgischen Familie durch die Verwerfungen des letzten Jahrhunderts eintauchen.


 

Katharina Casanova, Partnerin im Bereich Banking & Capital Markets bei Bearing Point

«Unsichtbare Frauen»

Caroline Criado Perez legt in ihrem Bestseller «Unsichtbare Frauen» schonungslos offen, wie sehr unsere Welt auf männlichen Massstäben basiert – von der medizinischen Forschung über Stadtplanung bis hin zur Gestaltung von Smartphones. Frauen werden in Datensätzen, Studien und Entscheidungsprozessen oft schlichtweg nicht berücksichtigt. Das Buch zeigt anhand zahlreicher Beispiele, wie dieser «Gender Data Gap» nicht nur zu Ungleichheit, sondern auch zu realen Gefahren für Frauen führt – etwa bei der Medikamentenentwicklung oder im Strassenverkehr.

«Invisible Women» ist ein Augenöffner – nicht nur für Frauen. Wer sich für Gerechtigkeit, moderne Gesellschaftsstrukturen und evidenzbasierte Entscheidungen interessiert, findet hier eine fundierte, gut recherchierte und zugleich fesselnde Analyse. Criado Perez schreibt klar, pointiert und mit einem feinen Gespür für gesellschaftliche Zusammenhänge. Ein Muss für alle, die verstehen wollen, warum Gleichstellung nicht mit Gleichbehandlung verwechselt werden darf. Ideal für den Sommer – zum Nachdenken, Diskutieren und Weiterempfehlen.


 

Philipp Schlegel, Co-Head Sales, EMEA und Managing Director bei Van Eck Schweiz

«Die Eroberung des Himmels»

Ashlee Vance' Buch Die Eroberung des Himmels (Originaltitel: When the Heavens Went on Sale) beleuchtet den Aufstieg privater Raumfahrtunternehmen, die unabhängig von staatlichen Programmen den Weltraum erobern wollen. Im Mittelpunkt stehen Firmen, die mit innovativen Technologien und Geschäftsmodellen versuchen, Raketen- und Satellitenstarts effizienter und kostengünstiger zu gestalten.
Das Buch bietet einen tiefen Einblick in diese neue Ära der Raumfahrt, indem es die Geschichten der Gründer, ihre Visionen, Herausforderungen und Erfolge eindrucksvoll schildert. Vance zeigt, wie der Weltraum zunehmend kommerzialisiert wird – und welche Auswirkungen das auf Technologie, Wirtschaft und Gesellschaft haben könnte.

Ich empfehle dieses Buch, weil es auf faszinierende und lebendige Weise beschreibt, wie innovative Start-ups die Grenzen des Weltraums neu definieren. Besonders beeindruckt hat mich, wie Ashlee Vance den Pioniergeist und die Risikobereitschaft der Unternehmer einfängt und zugleich kritisch hinterfragt, welche Folgen die Kommerzialisierung des Weltalls für unsere Gesellschaft haben kann. Das Buch bietet einen spannenden Einblick in eine Technologie, die das Potenzial hat, unsere Zukunft grundlegend zu verändern.


 

Rachel Whittaker, Head of SI Research und Mitglied des Executive Committee von Robeco Switzerland

«The Life Impossible»

 «The Life Impossible» von Matt Haig ist ein ergreifender und fantasievoller Roman, der die 72-jährige Grace Winters begleitet – eine pensionierte Mathematiklehrerin, die von der Trauer über den Verlust ihres Mannes und Sohnes zerfressen wird. Ihr Leben nimmt eine entscheidende Wendung, als sie von einer verstorbenen Freundin ein geheimnisvolles Haus auf Ibiza erbt. Dort begegnet Grace übernatürlichen Phänomenen und erlangt durch eine Kraft namens La Presencia mystische Fähigkeiten. Während sie eine Verschwörung aufdeckt, die das fragile Ökosystem der Insel bedroht, verbündet sich Grace mit Einheimischen, um der Ausbeutung durch Konzerne entgegenzuwirken. Ihre Reise wird zu einem Weg der Heilung, Selbstfindung und des ökologischen Engagements.

Das Thema Nachhaltigkeit hat mich besonders angesprochen, ebenso wie die Tatsache, dass die Geschichte aus der Perspektive einer älteren Frau erzählt wird – einer Bevölkerungsgruppe, die in der zeitgenössischen Literatur eher selten vertreten ist. Graces Kampf, die natürliche Landschaft Ibizas vor zerstörerischer Bebauung zu schützen, spiegelt reale Bemühungen wider, Ökosysteme vor wirtschaftlichen Interessen zu bewahren. Durch magischen Realismus erforscht Haig, wie persönliche Transformation und ökologische Verantwortung miteinander verknüpft sind – und legt nahe, dass die Heilung des Planeten oft mit der Heilung von uns selbst beginnt. Life Impossible ist eine Erinnerung daran, dass wir alle einen tiefgreifenden Einfluss auf die Welt um uns herum ausüben können.


Lesen Sie auf der nächsten Seite die Buchtipps von Nathalie Bourquenoud, Daniel F. Lauber, Marie Thérèse Rau, Roman Przibylla, Christian Leger, Christin-Isabell Henn, Romain Dequense und Alain Barthel.