Nach Monaten des Zuwartens ist der Kauf der Tessiner BSI durch die brasilianische BTG Pactual unter Dach und Fach. Doch nun kommt es überraschend zu Abgängen in Asien, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Erst wenige Wochen ist es her, da die Tessiner Privatbank BSI endlich den Vollzug der Fusion mit der brasilianische BTG Pactual vermelden konnte – mehr als ein Jahr nach der Ankündigung des Deals.

Damit endete eine Phase, die von Turbulenzen rund um den Steuerstreit mit dem Ausland sowie einschneidenden Sparmassnahmen geprägt war. Doch zur Ruhe kommt das Institut dennoch nicht.

Wie nämlich Recherchen von finews.ch und dem Singapurer Branchen-Portal «Asian Wealth Times» ergaben, verliert das wichtige Asien-Geschäft der BSI ein ganzes Team von Kundenberatern.

Destination Credit Suisse

Jayaram 160So berichten mehrere Quellen unabhängig voneinander, dass bis zu fünf Kundenberater unter der Führung des erfahrenen Private Banker Ashwin Jayaram (Bild links) den BSI-Standort in Singapur (Bild oben) verlassen hätten. In der Branche weiss man auch bereits, wohin es die Ex-BSI-Banker zieht: Zur Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS), dem drittgrössten Vermögensverwalter in Asien.

Jayaram werde künftig an Balakrishnan Kunambath rapportieren, der zuletzt vom Singapurer Institut DBS zur CS im asiatischen Stadtstaat wechselte und dort das Geschäft mit Ausland-Indern (NRI) verantwortet.

Auf Anfrage von finews.ch wollte BSI die Abgänge weder bestätigen noch dementieren. «Es ist nicht an uns, über die Austrittsgründe von Mitarbeitern zu spekulieren», sagte ein Sprecher der Bank. Die Fluktuation sei in diesem Geschäft aber bekanntlich hoch – und auch BSI werde bald neue Anstellungen bekanntgeben. Die CS ihrerseits enthielt sich jeden Kommentars.

Vertagte Offensive

Derweil sprechen Insider von einen «grossen Verlust» für die BSI. Denn eigentlich wollte der langjährige Asien-Chef der BSI, Hanspeter Brunner, den Abschluss der Fusion als Start für eine grossangelegte Offensive im Markt nutzen.

So kündigte er bereits vor Monaten an, das Personal von rund 240 Mitarbeitern in Singapur und 80 in Hongkong weiter aufzustocken. Gleichzeitig holte er sich mit Raj Sriram als operativen Chef für das Private Banking einen Hoffnungsträger an Bord.

Von einem grossen Coup bei der BSI in Asien – immerhin der Wachstumsmotor der ganzen Gruppe – war jedoch seither nichts mehr zu hören. Stattdessen verliert Brunner nun mit Jayaram einen Mann, mit dem er ein ganzes Stück Banking-Geschichte teilt.

Coutts, BSI und ABB

Der gebürtige Inder hatte nämlich bereits unter Brunner bei der damaligen RBS Coutts Bank in Singapur gedient, bevor dessen Asien-Team in einem Handstreich 2009 zur BSI wechselte. Jayaram arbeitete zuvor bei der Citigroup und bei der HSBC in Indien – sein erster Job war jedoch der eines Projektleiters beim Schweizer Industriekonzern ABB.

Bei der BSI in Singapur hatte er zuletzt den Rang eines Teamleiters und Managing Directors inne und stand in der Hierarchie direkt unter der Geschäftsleitung.

Mahnung an Thiam & Co

Für die CS, die unter ihrem neuen Chef Tidjane Thiam Ende Oktober wohl einen raschen Ausbau in Asien ankündigen wird, sind Zugänge wie jener des BSI-Teams höchst willkommen.

Gleichzeitig sollten Wechsel wie diese der Schweizer Grossbank – und allen anderen Privatbanken mit Ambitionen in Asien – als Mahnung dienen: Im hart umkämpften Boom-Markt entwickeln Übernahmen noch mehr Fliehkräfte als in anderen Weltgegenden. Und sie können überraschende Nachwirkungen zeigen.

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