Der CEO der Credit Suisse, Tidjan Thiam, hat gesagt, dass man investieren muss, um zu überleben. Wie kann man investieren und überleben ohne gleichzeitig Kosten einzusparen?

Wir investieren kontinuierlich in unser Geschäft. Das Geld der Teilhaber von Mirabaud bleibt in der Bank und obwohl wir natürlich gutes Geld verdienen, brauchen wir unser Geld, um in die Zukunft der Bank zu investieren. Nicht etwa, indem wir andere Banken kaufen, sondern indem wir Talente anlocken und unsere Leistungen weiterentwickeln.

Sollte sich eine seltene Gelegenheit ergeben, wo eine Bank unserem Geschäftsmodell perfekt entsprechen sollte, können wir natürlich dazukaufen, aber dies bliebe eine Ausnahme. Wir haben es mit der Banque Jenni im 2004 gemacht, aber unsere Absicht bleibt, intern zu wachsen, indem wir gute Leute anziehen und nicht durch Übernahmen.

Ist es nicht besonders schwierig für kleine Banken, die Kosten unter Kontrolle zu behalten, während die Regulierungsdichte steigt und Verdienstmöglichkeiten sinken?

Absolut. Deshalb bekämpfen wir das «One size fits all» in der Regulierung. Wir brauchen eine Regulierung, die auf die Grösse von Unternehmen Rücksicht nimmt. Auch wenn die Finma betont, dass ihr die Problematik bewusst ist, sind wir immer wieder erstaunt über Regeln, welche kleinere Banken viel stärker bestrafen als grosse.

«Mit der SNB sind wir uns leider nicht einig»

Es geht aber auch um die administrative Art und Weise, wie die Nationalbank die Negativzinsen anwendet. Einige Banken werden viel härter getroffen als andere. Der Effekt auf Banken mit extrem soliden Bilanzen, keinerlei kommerziellen Aktivitäten und einem markant geringeren Risikoprofil ist viel grösser als auf die Grossbanken, die kommerziellen und die Kantonalbanken, die alle viel grössere Risiken eingehen und eine weniger liquide Bilanz haben. Die Grossbanken zahlten bis anhin keine Negativzinsen, die Kantonalbanken fast keine. Dies ist nicht der Fall für Privatbanken.

Dies ist eine klare Wettbewerbsverzerrung durch eine administrative Entscheidung, welche die Bankenwelt in der Schweiz beeinflusst.

 Was erzählen Sie SNB-Präsident Thomas Jordan, wenn Sie sich jeweils treffen?

Wir sind uns leider nicht einig. Wir haben zwar einen Dialog, aber verstehen einander nicht. Nochmals: Wir sind nicht gegen die Negativzinsen. Wir möchten einfach, dass alle Banken gleich getroffen werden.

Während einige Banken keine Negativszinsen bezahlen, müssen wir diese bei unseren Klienten zurückverlangen, weil wir sie nicht einfach selber bezahlen können. Und gewisse Banken versuchen sogar, die Negativzinsen auf Kunden zu überwälzen, welche sie selber gar nicht bezahlen müssen. Dies ist mir persönlich widerfahren.

Die Nationalbank sagt uns letztlich, erhöht das Risiko in Eurer Bilanz, oder das Risiko in den Kundenportfolios oder bezahlt die Negativzinsen.  Das ist ziemlich frustrierend.

Glauben Sie, dass sie in Zukunft einen Teil ihres Geschäfts an Fintech verlieren werden?

Nein. Die technischen Alternativen mögen für Banken wie zum Beispiel die Postfinance von Bedeutung sein. Für Banken, die in der Vermögensverwaltung, bei privaten Portfolios oder mit institutionellen Anlegern aktiv sind, ist die Technologie wegen dem Service am Kunden von Bedeutung. Die jüngeren Kunden verlangen zudem nach mehr Dialogmöglichkeiten online und generell nach technologischen Kommunikationskanälen. Dort müssen wir also sehr aktiv sein. Aber der Kern unseres Geschäfts liegt im Dialog, weil wir die Bedürfnisse der Kunden erkennen und verstehen müssen.

Für den typischen Retailkunden sind die technologischen Alternativen sicher eine Option, aber nicht für die «high net worth clients», mit denen wir arbeiten.

Wenn das Wealth Management morgen via Computer erledigt wird, ist die Zeit gekommen, mich pensionieren zu lassen.


Yves Mirabaud, geboren 1966, ist Seniorpartner von Mirabaud, eine der ältesten Privatbanken der Schweiz. Das Unternehmen wurde 1819 in Genf gegründet. Yves Mirabaud errang ein Diplom am Institut Universitaire des Hautes Etudes Internationales in Genf. Nach fünf Jahren bei verschiedenen Bankinstituten in Genf, Zürich, Boston und New York trat er 1993 dem familieneigenen Institut bei.

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