Im Verkaufsprozess um die Tessiner BSI Bank sind noch drei ernsthafte Interessenten im Spiel, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Die brasilianischen Interessenten haben sich hingegen allesamt zurückgezogen.

Die in Liquiditätsnot geratene brasilianische Finanzgruppe BTG Pactual will ihre Tochter, die Tessiner BSI Bank, möglichst rasch verkaufen. Allerdings ist dies nicht so einfach – aus verschiedenen Gründen.

Zum einen ist ein BSI-Angestellter in Singapur in die Korruptions-Affäre um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt, wie auch finews.ch berichtete. Und zum andern sind einige der potenten Interessenten aus Brasilien dieser Tage aus dem Bieterrennen ausgestiegen, wie Recherchen von finews.ch vor Ort ergaben.

Schwierige Situation in Brasilien

So haben sich dem Vernehmen nach die Institute Itau, J. Safra Sarasin und Banco BM&FBovespa aus dem Verkaufsprozess verabschiedet. Offenbar verlange der (derzeit schwierige) Heimmarkt mehr Aufmerksamkeit, als dass man sich genügend einer Akquisition widmen könnte, heisst es aus  Rio de Janeiro.

Die Verwicklung des BSI-Bankers in die Staatsfonds-Affäre in Singapur wiederum soll keinen Einfluss auf den Terminplan für die Veräusserung der BSI haben, wie es weiter heisst. Aus dem Innern der BTG-Pactual-Gruppe ist zu hören, dass in der Sache «Business as usual» gelte.

Drei aussichtsreiche Kandidaten

Allerdings sei ein Verkauf nicht vor März zu erwarten, da noch keine der drei interessierten Banken den Zuschlag für eine (exklusive) Due Diligence (Sorgfältigkeitsprüfung) erhalten habe. Zu den aussichtsreichsten Kaufkandidaten gehören die Schweizer Privatbank EFG International, die Tessiner Kantonalbank (Banca Stato) sowie – immer wieder genannt – auch die Credit Suisse.

Kaum bis gar kein Interesse an der BSI hat Julius-Bär-Chef Boris Collardi, wie er vergangenen Woche gegenüber den Medien erklärte.

Teil-Interesse aus Asien

Wie finews.ch bereits berichtete, würde EFG International rund 1,2 Milliarden Franken für die BSI bieten. Aktuell weist das Tessiner Institut verwaltete Vermögen von ungefähr 90 Milliarden Franken aus. Davon sind rund 15 Milliarden Franken in Asien gebucht, wie der dortige Chef, Hanspeter Brunner, gegenüber finews.ch erklärte.

Für die asiatischen Depots könnte sich auch die Singapurer DBS Bank interessieren, die auf einen forschen Wachstumskurs eingeschwenkt ist und vor bald zwei Jahren bereits die 12 Milliarden Franken an Kundenvermögen der Société Générale erworben hatte.

Auch an den asiatischen Coutts-Geldern bekundete das Institut unlängst ein grosses Interesse; die Coutts-Mutter, die Royal Bank of Scotland, zog es allerdings vor, das Institut im vergangenen Jahr gesamthaft zu verkaufen – und zwar an die Genfer Union Bancaire Privée (UBP).

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