Wie der Unternehmer Jesus Alejandro Garcia Alvarez ins Schweizer Bankgeschäft einsteigen wollte, aber an vielen Widersprüchlichkeiten kläglich scheiterte.

Vor rund Jahren berichtete die «NZZ am Sonntag» voller Bewunderung über den mexikanischen Unternehmer Jesus Alejandro Garcia Alvarez. Sie beschrieb ihn als Spross einer Grossgrundbesitzer-Familie mit Ländereien, Rindern und hehren Plänen für die Gewinnung von diversen Rohstoffen in Mexiko, Bolivien, Peru und den USA. Im Jahr 1990 sei Garcia aus Sicherheitsgründen in die Schweiz gekommen.

Der Bericht gewann noch zusätzlich an Substanz, da Garcia auch ankündigte, hierzulande eine Bank für Unternehmer zu eröffnen. Dies zeichnete sich im Dezember 2014 ab, als die zu Garcias Firmengeflecht gehörende Firma Ixe Capital ankündigte, eine Vereinbarung getroffen zu haben, die darbende Tessiner Arner Bank zu übernehmen.

Bald auf der «Reichstenliste»

Von da an war der Mexikaner ein willkommener Gesprächspartner für zahlreiche Wirtschaftsmedien in der Schweiz. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» bezifferte das Vermögen der Familie Alvarze auf 275 Millionen Franken und nahm sie ihn in ihre «Reichstenliste» auf, während die «NZZ am Sonntag» den undurchschaubaren Clan gleich zur «Milliardärsfamilie» empor stilisierte.

Wie ein akribisch recherchierter Bericht im Hamburger Wirtschaftsmagazin «brand eins» (Artikel bezahlpflichtig) nun zeigt, scheint Garcia ein durchsichtiger Unternehmer zu sein, den man eher vor dem Hintergrund seiner Hochstapelei und seiner zweifelhaften Transaktionen einstufen muss, denn als Geschäftsmann mit nachhaltigen Plänen.

Universalbank für Unternehmer

Denn längst ist der Plan, die Tessiner Arner Bank in Lugano und mit Ableger in Zürich in eine Art Universalbank für Unternehmer umzuwandeln, gescheitert, wie auch finews.ch berichtete. Bis heute ist es unklar, wie es überhaupt so weit kommen konnte, und woran es letztlich lag, dass die Pläne gescheitert sind.

Dem amerikanischen «Wall Street Journal» (Artikel kostenpflichtig) sagte Garcia, man sei sich nicht darüber einig geworden, wie schnell man die Bank rekapitalisieren müsse. Auch habe er von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) Signale erhalten, die Bank sei stärker unter Druck als angenommen, wie «brand eins» schreibt. Andere Quellen besagen, dass Garcia seinen diversen Zahlungsversprechen nie nachgekommen sei.

Widersprüchlicher Hintergrund

Weder die Finma noch die Arner Bank wollten gegenüber dem deutschen Magazin Stellung beziehen. Gut möglich, dass die Finma gar nie grünes Licht für die Übernahme gab. Doch sie wollte sich dazu nicht äussern.

Dass der Deal zur Rettung der Tessiner Arner Bank sich zum Rohrkrepierer entwickelt, könnte indessen auch damit zu tun haben, dass Garcias bislang beschriebener Hintergrund möglicherweise nicht ganz der Wahrheit entspricht, wie das deutsche Magazin insinuiert.

Nur Kartoffelanbau?

Denn wie «brand eins» recherchiert hat, ist von den Rohstoff-Gewinnungsplänen in Bolivien vor Ort genauso wenig bekannt wie von den Ländereien und Rinderherden in Mexiko. Selbst beim Verband der Agrarproduzenten (in Mexiko) ist der Name Garcia Alvarez nicht bekannt. Dafür findet sich, laut «brand eins» Farm in Florida in den USA, mit 113 Hektaren, wo vor allem Kartoffeln angebaut werden.

Aber auch in Garcias Lebenslauf finden sich offenbar einige Widerspräche, was beispielsweise seine Ausbildung anbelangt. Kommt hinzu, dass der Mexikaner eine undurchsichtige Rolle bei Transaktionen seines Geschäftspartners Burton Greenberg in der Mongolei spielte – besagter Greenberg fungierte zunächst offenbar auch in den Bankplänen Garcias in der Schweiz; später taucht er da jedoch nicht mehr auf.

Michael Bär als Präsident

Interessant ist schliesslich in der Affäre auch, dass Anfang 2015 sogar Michael Bär, ein Abkömmling der Julius-Bär-Familie, seinen Namen hergab und das Präsidium des Verwaltungsrats der Arner Bank übernahm, wie finews.ch berichtete und dem Geschäftsbericht von 2015 zu entnehmen ist. Allerdings verliess er das Gremium Ende 2015 bereits wieder.

Die Arner Bank befindet sich inzwischen unter neuer Leitung und will im Zuge einer Reorganisation neu starten, wie die beiden Führungspersönlichkeiten, CEO Patrick Coggi und Finanzchef Francesco Fierli, bereits im vergangenen April verlauten liessen.

Die früheren Kadermitleute unter der Ägide von Giulio Romani haben die Bank dagegen verlassen. Offen bleibt, wie das Institut, das nicht zuletzt auch von Zürich aus und namentlich im Bereich Fintech exandieren will, dies bewerkstelligen wird.

Traum einer Schweizer Bank bleibt

Garcia wiederum scheint seine Pläne, eine Schweizer Bank zu besitzen, nicht aufgegeben zu haben. Wie «brand eins» weiss, soll der Mexikaner über sein Ixe-Firmengeflecht eine Vereinbarung mit der Zentralbank der Bahamas getroffen haben. Dabei geht es um den Kauf der Private Investment Bank (PIBL).

Das auf Offshore-Bankgeschäfte spezialisierte Institut gehört der Banque Cramer in Genf. Bei Cramer bestätigt man eine entsprechende Vereinbarung, betont aber auch, die Behörden in der Karibik müssten dem Deal noch zustimmen. Die Transaktion ist offenbar noch immer in der Schwebe.

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