In der Schweiz wollte Jesus Alejandro Garcia Alvarez gross ins Bankgeschäft einsteigen. In London fordert «Flash Crasher» Navinder Sarao vom Mexikaner nun Millionen zurück.

Ein Ruf ist schneller ruiniert, als einem Grossgrundbesitzer und angehenden Eigner einer Schweizer Bank lieb sein kann. Im Jahr 2013 war Jesus Alejandro Garcia Alvarez von der «NZZ am Sonntag» als mexikanischer Unternehmer mit Ambitionen in der Schweiz angepriesen worden. Er und seine IXE Group würden sich in der Schweiz niederlassen und planten die Gründung einer Unternehmerbank.

Wenig später kündigte Garcia an, die Tessiner Arner Bank übernehmen zu wollen. Diese bestellte ihren Verwaltungsrat neu, mit Michael Bär als Präsidenten. Doch die Übernahme war ein Rohrkrepierer. Garcia brachte die notwendigen Mittel für die Rekapitalisierung der Arner Bank nicht auf und liess das Institut im Regen stehen.

Recherchen zeigten grosse Lücken in der Milliardärs-Story

Das deutsche Wirtschaftsmagazin «brandeins» recherchierte vergangenes Jahr genauer und zeigte auf, dass es mit Garcia als Grossgrundbesitzer in Mexiko, Bolivien, und Peru sowie seinen Plänen für die Gewinnung diverser Rohstoffe nicht weit her sein kann. Der Geschäftsmann und vermeintliche Spross einer Milliardärsfamilie sei vielmehr ein Hochstapler.

Auf Garcias Versprechungen ist auch ein gewisser Navinder Sarao hereingefallen, besser bekannt unter dem Namen «Flash Crasher», wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» in einem Artikel schreibt.

Mit Maus-Clicks 700 Milliarden Dollar vernichtet

Sarao hatte am 6. Mai alleine von seinem Computer im Wohnzimmer seines Elternhauses in einem Londoner Vorort den US-Börsenindex Dow Jones über 1'000 Punkte in den Keller geschickt und annähernd 700 Milliarden Dollar Investorengelder vernichtet.

Sarao schmachtete monatelang in einem Londoner Gefängnis und kämpfte gegen seine Auslieferung an die USA. Schliesslich bekannte er sich vor einem US-Gericht der Marktmanipulation als Verursacher des «Flash Crashs» für schuldig und durfte wieder nach Hause. Seine Kaution war zunächst bei 6,3 Millionen Dollar angesetzt worden.

Ein Vermögen von 50 Millionen Dollar – verschwunden

Doch Sarao konnte diese nicht bezahlen. Nicht, dass der mit ausserordentlichem Talent gesegnete Trader die Mittel nicht gehabt hätte. In rund zehn Jahren als selbständiger Börsenhändler soll er über 50 Millionen Dollar angehäuft haben.

Aber nun er kam an seine Millionen nicht heran. Sie waren verschwunden. Sarao hatte sein Geld über die Jahre hinweg in Investments und Offshore-Geschäfte gesteckt und dabei keine Mühen gescheut, Steuerzahlungen auf seinem wachsenden Vermögen zu vermeiden.

Vermittler machten die beiden bekannt

Dafür liess er sich mit sogenannten Beratern und Vermittlern ein, die offenbar teils im Graubereich der Legalität tätig waren. Und im Jahr 2012 geriet Sarao über einen diesen Berater an Garcia, der Investoren für seine IXE Group suchte.

Die IXE Group machte just zu der Zeit eine Metamorphose durch: Das Family Office mit Sitz in Zürich wandelte sich in ein Konglomerat weltweit tätiger Firmen, das im Agribusiness, Wealth Management, Venture Capital und Rohstoffhandel tätig ist. Zu diesem Zeitpunkt lancierte Garcia auch in der Schweiz seine Charmeoffensive.

32 Millionen Dollar in IXE investiert

Von der Limmatstadt aus flog Garcia mehrmals zu Sarao nach London, um ihm Investments schmackhaft zu machen. Er versprach diesem laut «Bloomberg» eine jährliche Rendite von 11 Prozent. Saraos Geld würde nur als Sicherheit für die gewinnbringenden Transaktionen dienen.

Der «Flash Crasher» biss an: Er überwies zunächst 17 Millionen Dollar an Garcia und sein Unternehmen und zu einem späteren Zeitpunkt weitere 15 Millionen Dollar.

Zunächst war alles in Ordnung: IXE sandte Sarao periodisch Auszüge zu seinen sich gut entwickelnden Anlagen. Dieser tätigte daneben auch weitere Investments wie in eine Gaming-Plattform namens Iconic Worldwide Gaming.

Anwälte jagen nach dem Geld

«Bloomberg» schreibt, dass Sarao zum Zeitpunkt seiner Verhaftung rund 50 Millionen Dollar über den Globus verstreut investiert hatte. Davon muss er 38,4 Millionen Dollar der US-Justiz sowie der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zurückzahlen.

Doch das kann Sarao nicht, wie er auch seine Kaution nicht bezahlen konnte. Seine Anwälte versuchten während Monaten, an sein verschollenes Vermögen heranzukommen. Aber auch die 32 Garcia anvertrauten Millionen blieben für die Anwälte offenbar unantastbar.

Versprochen, aber nicht geliefert

Der IXE-Besitzer hatte zwar zugesichert, das Geld in Raten in den Jahren 2015 und 2016 zurückzuzahlen. Doch das soll bislang noch nicht geschehen sein, wie berichtete wurde. Garcia gab gegenüber «Bloomberg» keinen Kommentar ab.

Über einen Gewährsmann liess er ausrichten, er habe nichts Unrechtes getan und IXE habe die Geschäftsrisiken gegenüber Sarao transparent gemacht. IXE sei bemüht, den Investoren ihr Geld zurückzuzahlen. Garcias Anwalt William Wachtel sagte gegenüber der Agentur, sämtliche Vorwürfe gegenüber seinem Mandanten entbehrten jeglicher Grundlage.

Garcia hat seine Bank

Sarao lebt inzwischen wieder im Haus seiner Eltern. Diese nahmen eine zweite Hypothek auf und zahlten seine Kaution von 50'000 Pfund. Die US-Justiz hatte sich dazu einverstanden erklärt, nachdem Saraos Anwälte angeboten hatten, ihre Kanzlei werde die verschwundenen Millionen wieder aufstöbern.

Garcia ist inzwischen doch noch Besitzer einer Bank geworden. Im Januar erteilte die Bankaufsicht auf den Bahamas ihm die Erlaubnis, die Private Investment Bank, eine Tochter der Banque Cramer in Genf, zu kaufen.

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