Schweizer Banken engagieren zunehmend Leute aus der Luxusgüter-Industrie. Doch was beherrschen diese Manager, was die Geldbranche nicht schon wüsste?

Eine erfahrene Managerin des weltbekannten Juwelier-Konzerns Tiffany wechselt zur Bank Julius Bär; eine frühere Kaderfrau des Modelabels Chanel geht zur Schweizer Privatbank Lombard Odier, und ein ausgewiesener Markenspezialist heuert bei der renommierten Banque Edmond de Rothschild in Genf an, wie finews.ch in jüngster Zeit verschiedentlich berichtete.

Die Liste der Kaderleute, die aus der glamourösen Mode- und Luxusgüter-Welt in die Hochfinanz wandern, liesse sich noch weiter fortsetzen. Worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen?

«Führungskräfte aus der Luxusgüter-Industrie haben sich in den vergangenen Jahren ein Know-how zugelegt, das für andere Branchen extrem wertvoll ist, insbesondere für Privatbanken», erklärt Pamela Thomas-Graham (Bild unten) im Gespräch mit finews.ch. Sie weiss, wovon sie spricht, leitete sie doch in früheren Jahren die Luxuskleider-Firma Liz Claiborne, bevor sie sechs Jahre lang Geschäftsleitungs-Mitglied bei der Schweizer Grossbank Credit Suisse war. Heute betreibt die Amerikanerin ihren eigenen Blog «Dandelion Chandelier», auf dem sie über Lifestyle und Luxus philosophiert.

Mangel an Diplomatie

«Fachleute aus der Luxusbranche wissen, wie man sozusagen etwas «kuratiert», was vermögende Menschen gerne sehen und hören möchten, und wie man eine entsprechende Erfahrung vermitteln kann», sagt Thomas-Graham weiter. Und zwar so, dass man heutzutage sowohl die online-affinen Kunden ansprechen könne wie auch jene, die konventionelle Vertriebskanäle bevorzugten. «Das eine verbindet sich dabei zwangsläufig mit dem andern», findet Thomas-Graham.

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Früher waren es besonders die Banken, die mit den Reichen und Schönen dieser Welt auf Tuchfühlung gingen, besonders die Schweizer Geldhäuser, die ihrer Klientel bisweilen auch dabei behilflich waren, Geld vor dem Steuervogt ihrer Kunden zu verbergen. Doch darüber hinaus? Service? Gerade in den letzten paar Jahren erwiesen sich manche Finanzinstitute als besonders rüde, als es ihnen darum ging, sich von all jenen Kunden zu trennen, die auch nur im Entferntesten in den Verdacht von Steuerhinterziehung kamen. Gerade dieser Mangel an Diplomatie oder Fingerspitzengefühl hat manche Kunden höchst verärgert und die Bankbranche als Ganzes in ein schiefes Licht gerückt.

Vom Steuerstreit absorbiert

Dabei wüssten viele Finanzhäuser doch ganz genau, wie man mit der vermögenden Klientel verfährt, indem man sie beispielsweise ans White Turf Pferderennen in St. Moritz oder an einen Formel-1-Grandprix einlädt, wie das früher gang und gäbe war.

Doch absorbiert vom jahrelangen Steuerstreit mit ausländischen Behörden sind viele Banken heute sozusagen aus der Bahn geraten und befinden sich auf Sinnsuche nach der langen Ära des Bankgeheimnisses, das heute nichts mehr zählt, zumindest mit ausländischen Kunden. Das erklärt denn auch die vielen Strategien und Reorganisationen, welche viele Geldhäuser in jüngster Zeit in Angriff genommen haben, aber offenbar wenig Wirkungen zeigen. Noch immer wissen viele Kunden nicht, worin sich ihre Bank von den anderen unterscheidet.

Auf verschiedenen Ebenen

Vor diesem Hintergrund kommt nun die Luxusgüter-Industrie ins Spiel. Alain Zimmermann (Bild unten), CEO des Schweizer Uhrenherstellers Baume & Mercier, erklärt im Gespräch mit finews.ch, dass seine Branche die vermögende Klientel auf verschiedenen Ebenen anspreche – etwas, was den Banken so noch nie gelungen sei.

«Der Luxus-Kunde», stellt Zimmermann fest, «ist immer der gleiche, egal ob er nun im Spa, im Hotel, in einer Boutique oder in einer Bank steht. Er vergleicht dabei eher weniger den Service zwischen verschiedenen Anbietern, sondern fühlt sich entweder wohl oder unwohl, sei das nun im Hotel oder in der Bank, in der er sich gerade befindet», sagt der Uhren-CEO, der selber zwischen 2006 und 2009 das Marketing der Zürcher Bankengruppe Julius Bär leitete.

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