Die Schweizer Universalbanken haben ihre Anstrengungen im Fintech-Bereich 2016 deutlich verstärkt. Als Resultat: Die digitalste Bank der Schweiz ist im finews.ch-Rating erstmals nicht die Glarner Kantonalbank.

Zwei Jahre lang durfte sich die Glarner Kantonalbank (GLKB) als die digitalste Bank der Schweiz bezeichnen, nachdem finews.ch das Staatsinstitut in zwei aufeinanderfolgenden Vergleichsratings dazu erkoren hatte.

Diesen Spitzenplatz hat die GLKB in diesem Jahr an eine Newcomerin verloren: Die digitalste Bank der Schweiz 2016 heisst Hypothekarbank Lenzburg.

Digitale Treiberin: CEO Marianne Wildi

Die «Hypi» überzeugte durch ihr stark ausgebautes digitales Fintech-Angebot und auf Grund ihres unter CEO Marianne Wildi (Bild) selbst entwickelten Kernbankensystems Finstar. Damit kann die Bank eine in der Schweiz einzigartige digitale Strategie verfolgen.

M Wildi

(Bild: Kurt Reichenbach/SI)

Um die digitalste Bank der Schweiz zu bestimmen, prüfte finews.ch Universalbanken auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen und drei gewichteter Kriterien:

  • 1. Hat die Bank eine digitale Strategie und wirkt sich diese bereits im Geschäftsmodell aus?
  • 2. Wie ist die Bank bezüglich Digitalisierung organisiert, und repräsentiert sich dies in ihrem Organigramm?
  • 3. Hat die Bank ein digitales Angebot, worin besteht es – und welche Möglichkeiten sind für einen digitalen Kundenkontakt vorhanden?

Nicht berücksichtigt hat finews.ch die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse wegen ihrer besonderen Wettbewerbsstellung und internationalen Digitalisierungsanstrengungen, wie auch reine Online-Institute wie die Swissquote.

Ein knapper Sieg

Ins Rating kamen dagegen Schweizer Universalbanken, die einen physischen Kundenkontakt pflegen, eine Digitalisierungsstrategie haben und über entsprechende Angebote verfügen.

Den Sieg als digitalste Schweizer Bank trägt die «Hypi» in diesem Jahr nur ganz knapp davon. Der Entscheid fiel vor allem wegen der höheren Gewichtung des Kernbankensystems zu Gunsten dieses Instituts aus.

Schlechter digitaler Auftritt

Das Lizenzgeschäft mit Finstar spielt im Geschäftsmodell der «Hypi» eine zunehmend wichtigere Rolle. Als «Herrin» über ihr IT-System ist die Bank unabhängiger als andere Institute und kann flexibler auf Digitalisierungstrends reagieren.

Der Sieg der «Hypi» im diesjährigen finews.ch-Rating ist allerdings weniger eine Auszeichnung für den digitalen Auftritt des Instituts. Hier schneidet die Bank mit einem «unzeitgemässen Internetauftritt im Vergleich miserabel ab», wie finews.ch feststellen musste. Die Kundenansprache ist verbesserungswürdig, Hinweise oder Links auf eine Social-Media-Präsenz fehlen gänzlich.

Glarner KB mit breitestem Angebot

Die letztjährige Gewinnerin, die GLKB, überzeugt diesbezüglich mehr: Sie sticht durch ihre stringente digitale Strategie hervor, die sich in der Organisation der Bank widerspiegelt wie auch im breitesten digitalen Angebot, das eine Schweizer Bank derzeit zu bieten hat.

Überhaupt sind die Schweizer Banken in Sachen Digitalisierung näher zusammengerückt: Postfinance, Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) und Valiant liegen nur wenig hinter der «Hypi» und der GLKB.

Die dritte Gruppe bilden die Zürcher und die Luzerner Kantonalbanken (ZKB und LUKB), mit etwas Vorsprung auf die Graubündner, die St. Galler und die Basler Kantonalbank (GKB, SGKB und BKB).

Unterschiedliche Wege der Digitalisierung

Obschon die «Digitalisierung» bei allen genannten Instituten eine hohe Priorität in der Strategie einnimmt, gegen die einzelnen Institute den Prozess recht unterschiedlich an. Gemeinsam ist praktisch allen Banken, dass sie den Kundenkontakt «digitalisieren» wollen, wobei zahlreiche Institute in diesem Jahr an der Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit im E- und Mobile-Banking arbeiteten.

Eine Marke hinterlassen

Die ZKB wiederum konzentriert sich derzeit mehr auf die Digitalisierung von Back- und Middle-Office-Aufgaben und weniger auf die Verbreiterung des digitalen Angebotes. Die LUKB hinterlässt mit ihren Vorstössen ins Crowdfunding-Geschäft eher den Eindruck, auf diesem Gebiet eine Pionierrolle zu übernehmen.

Die BKB wie auch die Valiant fahren zweigleisig und begleiten den Digitalisierungsprozess mit der Modernisierung ihres Filialnetzes.

Wichtige Kooperationen

Angebote wie bargeldloses Bezahlen via App, das digitale Onboarding und Online-Hypotheken sind inzwischen weit verbreitet. Im Kreditbereich setzen Institute auch auf die «Crowd», wobei sie unterschiedliche Wege gehen.

Die «Hypi» beispielsweise arbeitet mit dem Fintech Creditgate24 zusammen, die Postfinance kooperiert mit Lendico, während die LUKB eine eigene Plattform namens funders.ch entwickelt hat; die BLKB greift auf die Technologie der Swisscom zurück.

Fintech-Standort etabliert

Der Schweizer Bankensektor profitiert bei der fortschreitenden Digitalisierung eindeutig vom Fintech-Standort Schweiz. Die Startup-Branche hat sich in diesem Jahr in diversen Interessensvertretungen organisiert und stellt für den hiesigen Finanzplatz mittlerweile eine wichtige Grösse dar.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.25%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.11%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel