Der Abgang des Finanzchefs von Notenstein La Roche ist kein gutes Omen für die Privatbank. CEO Adrian Künzi steht unter Zugzwang. Recherchen von finews.ch haben ergeben: Eine Akquisition bahnt sich an.

Von Auflösungserscheinungen will Adrian Künzi (Bild unten), CEO von Notenstein La Roche, nichts wissen. «Das sehen wir dezidiert anders», sagte der Privatbanken-Chef diese Woche im Interview mit finews.ch.

Adrian Kuenzi 500

Doch diese lassen sich nicht wegreden. Künzi ist nach dem abrupt angekündigten Abgang von Finanzchef Basil Heeb neben General Counsel Silvio Hutterli das letzte verbliebene Geschäftleitungsmitglied der Anfangscrew von Notenstein. Diese hatte Raiffeisen im Jahr 2012 für über eine halbe Milliarde Franken aus der untergehenden Bank Wegelin herausgelöst.

Pierin Vincenz misslungene Pläne

Der damalige Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz (Bild unten) hatte endlich die Chance gewittert, für die «Bauernbank» ein Anlagegeschäft aufzubauen und die Ertragsstruktur zu diversifizieren.

vincenz 501

Vincenz' Pläne sind gründlich misslungen. Das teuer eingekaufte Asset-Management-Geschäft musste sein Nachfolger Patrik Gisel vergangenes Jahr in einer Notfallaktion an den langjährigen Partner Vontobel verkaufen.

Strategie der «Swiss made»-Privatbank geht nicht auf

Und Notenstein La Roche kommt nicht vom Fleck. Die Privatbank schaffte in ihrem fünfjährigen Bestehen aus eigener Kraft kein nennenswertes Wachstum. Die versprochenen Gewinne konnte sie an Raiffeisen bislang ebenfalls nicht abliefern.

Künzis Strategie einer «Swiss made»-Privatbank geht nicht auf. Dies hat sich bereits in den letzten zwei Jahren abgezeichnet. Mit mehreren Sparprogrammen und einer grösseren Restrukturierung versuchte der CEO das ausbleibende Wachstum auszugleichen.

Doch der Abgang Heebs (Bild unten), des zweitwichtigsten Mannes der Bank, passt nicht zu den Durchhalteparolen Künzis. Er kommt zur Unzeit. Und er ist ein Zeichen, dass bei Notenstein La Roche grössere strategische Veränderungen anstehen. Recherchen von finews.ch zeigen auf, wohin die Reise gehen könnte.

Heeb 500

1. Akquisition der DZ Privatbank

Notenstein Laroche und die deutsche DZ Privatank in Zürich haben bereits vergangenes Jahr Gespräche über eine mögliche Kooperation oder Fusion geführt. Diese waren ergebnislos abgebrochen worden.

Wie finews.ch nun aus Bankenkreisen erfahren hat, führen die beiden seit Ende März erneut Gespräche. Als einer Genossenschaft zugehörendes Institut würde die DZ Privatbank mit ihren deutschen Kundenvermögen an sich gut zu Notenstein La Roche passen.

Sie bringt inklusive Custodian-Gelder rund 7,5 Milliarden Franken auf die Waage. Das ist zwar viel zu wenig, um die Probleme von Notenstein La Roche zu lösen. Doch sind die Akquisitionsmöglichkeiten rar, die Künzis Kriterien für eine Übernahme entsprechen.

Fazit: Eine Art Befreiungsschlag wie die DZ-Übernahme würde Künzi wieder etwas Luft verschaffen – vor allem gegenüber den Raiffeisen-Genossenschaftern und -CEO Gisel, denen er Wachstum versprochen hat.

2. Ein Verkauf an Vontobel

Gisel (Bild unten) hat sich dieser Option bislang standhaft verweigert. Stattdessen bekannte er sich zur Strategie mit einer eigenen Private-Banking-Tochter. Doch seit Heebs Austritt haben die Spekulationen wieder Auftrieb erhalten, Raiffeisen könnte nach Vescore auch Notenstein La Roche an die Zürcher Vontobel verkaufen.

patrik gisel 502

Gisel kommentierte dies gegenüber finews.ch nicht. Ein Zusammengehen der beiden hätte aufgrund der Historie durchaus seine Logik. Vontobel könnte mit den über 21 Milliarden Franken Kundenvermögen von Notenstein La Roche den längst überfälligen Wachstumssprung im Private Banking vollziehen.

Raiffeisen könnte die Kooperation mit Vontobel auf das Private Banking ausdehnen. Die Integration wäre relativ einfach, da Notenstein La Roche demnächst auch auf dem Avaloq-System laufen wird. Weil Raiffeisen viel Geld in den Aufbau des Notenstein-Brands gesteckt hat, könnte hingegen ein Verkauf unter den Genossenschaftern zum Politikum werden. Für Vontobel macht es wenig Sinn, zwei separate Private-Banking-Marken zu führen.

Fazit: «It takes two to tango» – würde Gisel verkaufswillig, wäre Vontobel in der Pole-Position, Notenstein La Roche zu übernehmen. Der Raiffeisen-CEO würde sich mit diesem Schritt endgültig von seinem Ziehvater Vincenz lösen und ein Zeichen setzen, dass dessen Strategie gescheitert ist.

3. In Raiffeisen integrieren und neu aufstellen

Schon jetzt rückt Notenstein La Roche zusehends näher an die Mutter heran. So ist geplant, ab 2018 die Verwaltung sämtlicher Vermögensverwaltungsmandate von Raiffeisen zu übernehmen. Ein radikaler Schritt wäre es nun seitens von Raiffeisen, die Tochter ganz an sich zu ziehen und als «Luxusbrand» für die reichen Kunden von Raiffeisen und die ehemalige Notenstein-Klientel neu zu positionieren.

Ein Grossteil der Notenstein-Filialen würde überflüssig. Nur einige Prestigestandorte wären sozusagen als Schaufenster beizubehalten.

Fazit: Dieses Vorgehen wäre ebenfalls ein Bruch mit der verfahrenen Gegenwart und würde massiv Kosten einsparen. Zudem bietet es den Vorteil, den teuer aufgebauten Brand nicht über Bord werfen zu müssen. Allerdings wäre dann die zurzeit laufende Notenstein-Migration auf die neue Avaloq-IT eine teure Nullnummer gewesen.

4. Weitermachen wie bisher

Notenstein-La-Roche-Chef Künzis Plan sieht so aus, wie er kürzlich gegenüber finews.ch ausführte: Nachdem die Privatbank ihr Kostensparprogramm abgeschlossen hat, will er bis 2018 die Ertragsseite optimieren.

Etwa, indem er das Portfoliomanagement zentralisiert, sodass die Berater mehr Zeit für die Kunden verwenden können. Neukunden sollen vor allem von Raiffeisen kommen. Zudem kann Künzi dank neuer Avaloq-IT mit weiteren Effizienzgewinnen rechnen.

Fazit: Damit löst Künzi die Probleme von Notenstein La Roche nicht. Die nötigen Ertragssteigerungen können nur über Wachstum kommen – und dieses ist im Schweizer Private Banking derzeit kaum möglich.

Künzi und Notenstein La Roche bleiben nur zwei Richtungen. Entweder Flucht nach vorne mit Hilfe einer Akquisition respektive einer Teilintegration durch Raiffeisen – oder Kapitulation und Verkauf, solange noch ein vernünftiger Preis erzielt werden kann. Stillstand ist keine Option.

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