Die Branche erlebt gerade ein Rekordsemester. Doch der Trend ist nur auf den ersten Blick der Freund der Privatbanken, wie eine neue Studie nahelegt.

Die Schweizer Vermögensverwalter sind auf Rekordjagd, wie finews.ch unlängst analysierte: Von der regen Börsentätigkeit profitieren Asset Manager wie Privatbanken gleichermassen – gute Geschäfte mit Kundinnen und Kunden und hohe Geldzuflüsse, wo man hinhört.

Der Branche kommt dabei zugute, dass die reiche Kundschaft so aktiv wie selten ist. Da hilft der Umstand, dass die Reichen in der Coronakrise zahlreicher und noch reicher geworden sind. Dies bestätigt der wohl bekannteste Reichen-Report, der «World Wealth Report», den die Beratungsfirma Capgemini heuer zum 25. Mal publiziert hat.

Wachstum in der Lieblings-Disziplin

Der weltweiten Erhebung zufolge haben die Vermögen stark von der Börsenerholung nach dem Corona-Crash vom März 2020 profitiert; laut den Beratern stieg die Zahl der Dollar-Millionäre im Jahr 2020 um 6,3 Prozent auf 20,8 Millionen an.

Insgesamt verfügten sie über ein Vermögen von 79’600 Milliarden Dollar, im Vergleich zu 2019 ein Plus von 7,6 Prozent. Fürs Swiss Private Banking, das mit Vorliebe Superreiche bedient, ist dabei besonders erfreulich: In dieser «Königsklasse» wuchs die Zahl der Ultra-HNWI sowie ihrer Vermögen weltweit um 9,6 Prozent respektive um 9,1 Prozent am stärksten.

Digitalisierung fördert Unabhängigkeit

Doch der Trend ist nur bedingt der Freund der Private Banker, wie die Analyse von Capgemini weiter ergab. Reiche Privatpersonen tendieren nämlich dazu, Investitionen in einem bullischen Markt selbst zu verwalten, aber in Krisen und bei Marktvolatilität wieder Beratung in Anspruch zu nehmen. Das zeigte sich laut Capgemini während der Pandemie sowie bei den Erkenntnissen, die aus den Folgen der Dotcom-Blase von 2000 bis 2002 und der globalen Finanzkrise von 2008 zu ziehen sind.

Während die «High Net Worth»-Kunden also auf dem Höhepunkt der Krise die Nähe zum Bankberater suchten – und diesen fatalerweise oftmals nicht erreichten – agiert die Klientel zunehmend selbstständig, sobald sich der Trend wieder festigt. Die Nachfrage nach Beratung sinkt enstprechend, zumal die Kunden dank neuen digitalen Werkzeugen die eigene Vermögensverwaltung einfacher an die Hand nehmen können.

Jeder dritte Millionär nutzt Fintech

Dem Report zufolge haben sich die HNWI in den letzten 25 Jahren zunehmend stärker selbst in die Verwaltung ihres Anlagevermögens eingebracht. Da Technologie-Anbieter kontinuierlich in den Bereich der Vermögensverwaltung vordringen, müssen sich die Akteure auf eine «Technologie-gestützte Beratung und hyperpersonalisierte Geschäftsmodelle» einstellen, mahnt Capgemini.

34 Prozent der befragten Millionäre und Milliardäre gaben an, dass sie aktiv Fintech- respektive Wealthtech-Dienste nutzen.

Anschluss bei der Erben-Generation

Auf die Privatbanken kommen demnach Ausgaben zu, wollen sie bei der Digitalisierung im Rennen bleiben. Dabei sollte sinnigerweise auch in Beratung aus Fleisch und Blut investiert werden, und nicht nur in Roboter. Die Profile der Kunden weiterentwickeln sich schnell weiter, und die Vermögensverwalter sind gefordert, ernstzunehmende Angebote auch für Millennials und Generation Z, Frauen, LGBTQ+-Familien bereitzustellen.

Idealerweise setzen Vermögensverwalter deshalb ihrerseits auf mehr Diversität bei ihren Beraterinnen und Beratern setzen – und schult bestehendes Personal um. Ansonsten droht die Branche bei der Erben-Generation der sich anhäufenden Vermögen durchzufallen.

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