Im vergangenen April ist Bernard Madoff verstorben, nach elf Jahren Haft. Seine Krankenakte zeigt nun, wie miserabel es dem Erzbetrüger am Ende ging.

Zuletzt konnte Bernard Madoff nur noch auf sein Ende warten. Seine letzten Monate verbrachte er im Gefängnisspital, wo er am vergangenen 14. April verstarb, wie auch finews.ch berichtete. Eingeliefert wurde er dort wegen Nierenversagens, wobei sich sein Zustand rapide verschlechterte. Zuletzt halluzinierte der 82-jährige Ex-Financier und Erzbetrüger, war an den Rollstuhl gefesselt und bekam kaum noch Luft.

Das geht aus der 400-seitigen Krankengeschichte Madoffs hervor, in welche das Finanz-Magazin «Marketwatch» auf juristischem Weg Einsicht gefordert und erhalten hat. Diese Akten zeigen nun, wie miserabel es dem einstigen Schrecken des Swiss Banking zuletzt ging.

Renommierte Opfer

Denn zu den (willfährigen) Opfern des bislang grössten Schneeball-Betrugssystems in der Finanzwelt gehörten auch zahlreiche Schweizer Banken und Vermögensverwalter. Schätzungen zufolge verschwanden allein am Genfer Finanzplatz an die 5 Milliarden Franken an Kundengeldern in den Hedgefonds von Madoff.

Unter den schwer betroffenen Instituten befinden sich klingende Namen wie die UBS, Union Bancaire Privée, Notz Stucki, Reichmuth & Co und Man Investments. Involviert gewesen sein sollen aber auch die Credit Suisse, Julius Bär, EFG International, Lombard Odier, Pictet und die Waadtländer Kantonalbank.

Methadon gegen die Schmerzen

Die Betrugsmasche des zuvor umschwärmten Finanzexperten flog im Zuge der Finanzkrise auf; bis dahin hatte er seine Kunden um bis zu 65 Milliarden Dollar erleichtert. In den USA wurde Madoff dafür zu 150 Jahren Haft verurteilt. Seit dem Jahr 2009 sass er in einem Gefängnis im US-Bundesstaat North Carolina ein. Dort musste er 17 Monate vor seinem Tod wegen seines schlechten Gesundheitszustands entlassen werden.

Laut dem Bericht von «Marketwatch» forderte das Nierenleiden bei Madoff einen schrecklichen Tribut. So entwickelte er Wundbrand im Fuss, was die Amputation eines Zehens dringlich machte, um die Ausbreitung der Fäulnis aufzuhalten. Gegen die starken Schmerzen wurde ihm Methadon verschrieben, das unter anderem als Ersatz für Heroin abgegeben wird. Dreimal täglich musste er zudem zur Dialyse, eine Behandlung, die er zuletzt nicht mehr auf sich nehmen wollte.

Auch noch ein Herzleiden

Zusätzlich hatte Madoff mit einer koronaren Herzkrankheit zu kämpfen. Er konnte kaum noch gehen, weil er zu wenig Luft bekam. In der Folge war er auf einen Rollstuhl und eine Sauerstoff-Zufuhr angewiesen, um sich fortzubewegen. Gesuche auf Entlassung wegen des schlechten Gesundheitszustands wurden aber von der Gefängnisleitung und dem zuständigen Richter bis zuletzt abgeschmettert – auch als Madoff fürchtete, an Covid-19 zu erkranken.

Er erwies sich offenbar auch als schwieriger Patient, der Untersuchungstermine ausliess und Medikamente nach Gutdünken zu sich nahm. Eine Nierentransplantation soll er rundweg ausgeschlagen haben. Wie der Bericht weiter festhält, hatte Madoff zuletzt noch mit Halluzinationen zu kämpfen und war kaum bei Bewusstsein.

Kein Ende für die Schweizer Banken

Die Krankengeschichte hält eine Episode acht Tage vor seinem Tod fest, als wegen ihm um Mitternacht eine Pflegerin herbeigeeilt kam. «Hilfe! Ich hasse diesen verdammten Ort!» soll Madoff geschrien haben, der sich offenbar von Feinden umzingelt fühlte. Danach blieb er am Bettrand sitzen, das Gesicht in den Händen vergraben.

Für die Schweizer Banken geht der Fall Madoff nach seinem Ableben weiter. Letztes Jahr ist nach Irving Picard mit Kenneth Krys ein weiterer Liquidator aktiv geworden, der Geld für die Madoff-Investoren zurückholen will. Medienberichten zufolge könnte er unter anderem die Schweizer Institute UBS, Credit Suisse, Pictet, Lombard Odier, Mirabaud und Bordier sowie Julius Bär and Vontobel ins Visier nehmen.

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