Die Abgänge hochkarätiger Banker von der Credit Suisse haben derzeit Hochkonjunktur. Was CS-Kaderleute bei einem neuen Arbeitgeber wert sind, wird sich allerdings frühestens im nächsten Jahr abzeichnen. 

Mit Patrick Schaad (Bild unten) wechselt ein weiterer, langjähriger Kadermann der Credit Suisse (CS) zur direkten Konkurrenz in der Schweiz. Nach mehr als 18 Jahren im Sold der CS hat er im vergangenen Juli beim Zürcher Investmenthaus Vontobel im Bereich Wealth Management begonnen, wie finews.ch erfahren hat.

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Patrick Schaad, Vontobel (Bild: VT)

Dort ist er seither als Senior Client Portfolio Manager for Discretionary Mandates im Investment Distribution & Client Management Department tätig. Schaad gehört zu den mehr als 50 Relationship Managern, die im laufenden Jahr zu Vontobel stossen sollen, wie es das Unternehmen unlängst im Rahmen der Halbjahresberichterstattung kommuniziert hatte, wie auch finews.ch berichtete.

Wechsel zieht weitere Wechsel nach sich

Wie ein Sprecher des Zürcher Traditionsinstituts gegenüber finews.ch erklärte, führt Vontobel im zweiten Halbjahr 2023 – analog zu anderen Banken – weitere Gespräche mit Wealth-Management-Expertinnen und -Experten, die Kundinnen und Kunden im Heimmarkt Schweiz sowie in ausgewählten Fokusmärkten betreuen.

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Serge Fehr, Lombard Odier (Bild: Keystone)

Kaum eine Woche vergeht mehr, ohne dass nicht verschiedene Finanzinstitute entsprechende Neuzugänge vermelden. Denn wie sich in der Praxis zeigt, ziehen hochrangige CS-Kaderleute in der Regel weitere Kolleginnen und Kollegen nach sich, wie es etwa das Beispiel von Serge Fehr gezeigt hat, der von der CS zu Lombard Odier wechselte, wie auch finews.ch berichtete. 

Ausgeklügelte Vorkehrungen

Die in jüngster Zeit geradezu inflationär vollzogenen Abwerbungen von CS-Kundenberaterinnen und -berater stellen für die übernehmenden Banken allerdings auch ein grosses Risiko dar. Denn nicht jedem Relationship Manager wird es gelingen, einen substanziellen Teil seiner Kundinnen und Kunden zu seinem neuen Arbeitgeber zu lotsen.

Dafür ist zum einen die Trägheit, insbesondere der Schweizer Klientel, zu gross, und zum andern verfügt namentlich die UBS, wie in Branchenkreisen immer wieder bestätigt wird, über ausgeklügelte Vorkehrungen, um die Kundinnen und Kunden von einem Bankwechsel abzubringen. Diese Massnahmen kommen nun auch im Rahmen der Integration der CS zum Zug.

Rund 300 Millionen Franken pro Berater

Vor diesem Hintergrund wird sich erst im nächsten Jahr wirklich zeigen, wieviel Geld tatsächlich zwischen den einzelnen Banken geflossen ist, respektive wie erfolgreich die einzelnen Kaderleute Gelder transferieren können. Denn gerade in der Vermögensverwaltung mit wohlhabenden Leuten ziehen sich diese Prozesse über Monate hin.

Im Durchschnitt verwaltet ein Relationship Manager mehrere Hundert Millionen Franken an Kundengeldern. Bei Vontobel sind es im Schnitt 306 Millionen Franken, wie ein Sprecher gegenüber finews.ch erklärte.

Bei Superreichen eher weniger

Bei dieser Summe sind immer noch die Voraussetzungen gegeben, dass der einzelne Berater genügend Zeit hat, um sich um jeden seiner Kunden zu kümmern. In der Regel betreuen einzelne Relationship Manager zwischen 80 und 120 Kundinnen oder Kunden.

Bei Privatbanken und anderen Instituten, die vor allem sehr vermögende Kunden (Ultra-High-Net-Worth-Individuals) mit Vermögenswerten von 30 Millionen Franken oder mehr betreuen, sind es eher weniger Kunden pro Berater. 

 

 

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