In einer Serie unterhalten sich Christian Katz, CEO der SIX Swiss Exchange, und Claude Baumann von finews.ch über brisante Themen aus der Finanzwelt.

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Herr Katz, die Schweiz soll nach den Vorstellungen der Schweizerischen Bankiervereinigung und dem Schweizerischen Fondsverband zu einem international führenden Zentrum für Asset Management ausgebaut werden. Was halten Sie von dieser Idee?

Das Asset Management ist sicherlich ein zusätzliches Standbein zum bisherigen Private Banking, das in erster Linie darauf beruhte, private Kundengelder sicher zu stellen und das Vermögen zu bewahren. Nun würde die professionelle Bewirtschaftung von privaten und institutionellen Kundengeldern, sprich die Performance dieser Vermögen verstärkt. Das macht Sinn.

Eigentlich ist das auch ein Eingeständnis, dass die Schweizer Asset Manager in der Vergangenheit wohl gute «Vermögensaufbewahrer», aber keine «Vermögensvermehrer» waren.

Natürlich. Früher war Performance eher zweitrangig. Primär ging es den Kunden, die in die Schweiz kamen, um den Schutz ihrer Vermögenswerte. Entsprechend haben sich die Banken auch darauf spezialisiert.


«Man hätte schon viel früher darüber diskutieren sollen»


Aber diese Epoche ist bekanntlich vorbei. So besehen ist es kein Wunder, wenn sich die Branche nun auf neue, zusätzliche Wachstumsziele ausrichtet.

Ist Asset Management das richtige Geschäftsfeld, um den Schweizer Finanzplatz zu stärken, oder hätte man andere Sparten forcieren sollen?

Dass das klassische Private Banking unter Druck ist, bestreitet niemand mehr. Und selbst wenn der Vermögensabfluss nach Westeuropa durch neue Gelder aus dem Nahen Osten, Asien und Südamerika kompensiert wird, ändert das nichts an der Tatsache, dass auf den bestehenden Kundengeldern die Margen schrumpfen. Also müssen neue Geschäftsfelder erschlossen werden.

Kommt dieses Bestreben nicht etwas spät?

Vielleicht. Aber besser spät als nie. Über zusätzliche, schweizweit tragende Ertragskomponenten hätte man zweifelsohne schon viel früher eine Diskussion führen sollen. Das Asset Management ist aber insofern interessant, weil es den globalen demographischen Veränderungen Rechnung trägt.


«Selbst dieser Betrag kommt nicht von allein»


Was bedeutet das?

In den westlichen Industrieländern werden die Menschen immer älter, was die Nachfrage nach Vorsorgelösungen rasant steigert, und in den Schwellenländern entsteht durch die wachsende Mittelschicht – allein in Brasilien sind das dieses Jahr 19 Millionen Menschen mehr – überhaupt erst ein Markt für institutionelle Altersvorsorge. Insofern machen der Zeitpunkt und das ausgewählte Aktivitätsfeld durchaus Sinn.

Der Ausbau dieses Geschäftsfelds soll bis 2015 Bruttoerträge von bis zu 1,8 Milliarden Franken generieren. Ist das viel?

Gemessen an der gesamten Wertschöpfung der Banken in der Schweiz von rund 35 Milliarden Franken sind das gerade einmal 5 Prozent, also entsprechend realistisch. Aber selbst dieser Betrag kommt nicht von allein.

Was ist zu tun?

Es mag schön und gut sein, solche Absichten zu formulieren und sich erreichbare Ziele zu setzen. Doch ohne die entsprechenden Rahmenbedingungen geht das nicht.


«Es gibt zu wenige innovative Akteure aus dem Ausland»


Es gibt in der Schweiz zwar viele gute und zumeist kleine Asset Manager, aber viel zu wenige Akteure aus dem Ausland, die mit eigentlichen Anlage-Innovationen aufwarten. Der Schweiz ist es beispielsweise nie gelungen, systematisch gute Hedge-Fund-Manager anzuziehen, obschon das in den letzten Jahren ein erklärtes Ziel war.

Warum ist das so?

Das steuerliche Umfeld ist für die zumeist partnerschaftlich organisierten Hedge-Fund- und auch Private-Equity-Manager noch nie optimal gewesen in der Schweiz. Und trotz ausgezeichneter Lebens- und Wohnqualität hierzulande vermissen viele Asset-Manager auch die ganze Infrastruktur, also den Cluster an Fachleuten und hoch qualifizierten Arbeitskräften, wie es ihn in London oder New York gibt.


«Das sind erstmals Impulse mit offensivem Charakter»


Das sind die Hauptgründe dafür, dass die ausländischen Top-Institutionen in der Asset-Management-Branche bisher einen Bogen um die Schweiz gemacht haben.

Droht die Asset-Management-Initiative also zum Rohrkrepiere zu werden?

Nein, das glaube ich nicht. Nach den eigentlichen Rückzugsgefechten der letzten Jahre liefern die Akteure des Finanzplatzes erstmals neue Impulse, die einen offensiven Charakter für die weitere Diskussion haben. Aber, wie gesagt, von alleine kommt da nichts. Da sind noch enorme Anstrengungen nötig.


Christian_Katz_180_2Christian Katz leitet innerhalb der SIX Gruppe den Geschäftsbereich Swiss Exchange. Dieser betreibt die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange sowie das Joint-Venture Scoach, die europaweit erste spezialisierte Börsenorganisation für strukturierte Produkte. Zudem verantwortet er den europäisch führenden Indexanbieter STOXX, sowie die Swiss Fund Data.

Vor seinem Eintritt Anfang 2009 führte der 44-jährige Christian Katz das Representative Office von Goldman Sachs in der Schweiz, wo er sich auf das institutionelle Aktien- und Aktienderivatgeschäft fokussierte. Zuvor war er acht Jahre für J.P. Morgan Chase tätig.

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