Christian Katz ist der erste Schweizer, der die Europäische Börsenvereinigung präsidiert. Was kann der CEO der SIX Swiss Exchange in diesem Amt bewirken? 

Herr Katz, mit Ihnen ist zum ersten Mal ein Schweizer Präsident der europäischen Börsenvereinigung FESE geworden. Was hat für Sie gesprochen?

Der Kandidat musste ein Börsen-CEO oder in einer vergleichbaren Position sein, ausserdem ist die SIX Group seit zwanzig Jahren bei der Federation of European Securities Exchanges (FESE) dabei und gleichzeitig eine der grösseren und wichtigen Börsen in Europa.

«Wir sind in ganz Europa vernetzt»

Wir sind mit unseren Kunden in ganz Europa vernetzt und geniessen hohe Anerkennung für die Qualität und Stabilität unseres Marktes. Dass ich mehrsprachig bin und schon in sechs europäischen Ländern gelebt habe, mögen wohl auch Gründe für meine Wahl gewesen sein. Ausserdem sitze ich seit 2009 im Verwaltungsrat der FESE.

Hat Ihnen das Image der Schweiz mit dem ganzen Steuerstreit in der Welt nicht geschadet?

Nein, FESE ist eine paneuropäische Vereinigung und SIX hat eine sehr internationale Ausrichtung, die nationale Herkunft spielte nie eine Rolle. Die Schweiz hat bezüglich politischer Integrität und Stabilität sowie des qualitativ hochstehendem Finanzplatzes ein nach wie vor sehr gutes Image im Ausland.

«Wir müssen die Strukturen verändern»

Ihr Mandat ist auf drei Jahre befristet. Wo werden Sie die Prioritäten setzen?

Die europäischen Kapitalmärkte stehen vor grossen Herausforderungen. Damit wir sie als Börsen- und Infrastrukturbetreiber in einem Umfeld verschärfter regulatorischer Anforderungen weiter stärken können, müssen wir die Strukturen sorgfältig und vorausschauend verändern.

Konkret?

Es braucht eine Harmonisierung der Kapitalmärkte, damit die Börsen angesichts der regulierungsbedingten Zurückhaltung der Banken bei der Unternehmensfinanzierung ihren Teil übernehmen können.

«MiFID 2 ist in der Schlussrunde»

In den USA laufen bereits rund 80 Prozent der Unternehmensfinanzierungen über den Kapitalmarkt. In Europa sind es umgekehrt eher 20 Prozent. Eine egalitäre Aufteilung in Europa würde ich sehr begrüssen.

Weitere Ziele?

Die europäische MiFID-2-Richtlinie befindet sich in der Schlussrunde. Das Lobbying ist vorüber, jetzt geht es ans Implementieren. Dabei wird es wichtig sein, dass die Banken, Behörden und Börsenbetreiber eng miteinander kooperieren, anstatt nebeneinander zu agieren. Hier kann die FESE als unabhängige und multinationale Organisation sehr viel einbringen.

«Es geht über die EU hinaus»

Die FESE ist in Brüssel domiziliert – also eine EU-nahe Organisation?

Ja, aber sie vertritt 41 regulierte Börsen aus 30 europäischen Ländern, also über die EU hinaus. Ausserdem haben die Aktivitäten zum Ziel, die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Börsen zu fördern. Der Fese gehören übrigens auch europäische Ableger von Börsen aus den USA an, beispielsweise die Nasdaq.

Was bringt Ihr neues Amt dem Finanzplatz Schweiz?

Gerade weil die FESE in Brüssel sitzt, kann ich darauf hinwirken, dass man sich im EU-Umfeld vermehrt auch mit den anderen europäischen Partnern wie die Schweiz oder etwa Norwegen befasst und auch auf diese Länder hört. Mein Ziel wird es sein, diese Perspektive einzubringen.

«Die Schweiz kann sich profilieren»

Darüber hinaus feiert die Vereinigung nächstes Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wird im Juni die «FESE-Convention» mit einer Jubiläumsfeier in Zürich mit zahlreichen hochrangigen Vertretern europäischer Börsen, Aufsichtsbehörden und Banken stattfinden. In diesem Rahmen wird sich der Schweizer Finanzplatz ebenfalls international profilieren können.

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