Wenn wir so weitermachen, sind unsere Konkurrenten bald nicht mehr London, New York oder Singapur, sondern Wien, Mailand und Madrid. Wollen wir das?, fragt Thomas Sutter von der Bankiervereinigung.

Thomas Sutter 119x178Thomas Sutter ist Leiter Kommunikation und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Schweizerischen Bankiervereinigung

Der Finanzplatz hat lange an einem nicht nachhaltigen Geschäftsmodell festgehalten und danach zu spät mit der Abgeltungsteuer Gegensteuer geben wollen.

Ende Dezember 2012 kam das endgültige Nein aus Berlin. Es war der dringend benötigte Weckruf. Innerhalb von gut vier Monaten hat die Schweizerische Bankiervereinigung den Bankenplatz auf eine neue Strategie eingeschworen: Rechtsicherheit für Kunden und Banken sowie Wachstum sind die Zielsetzungen.

Sand im Getriebe

Erreicht werden diese Zielsetzungen durch die Übernahme von internationalen Standards bis hin zum automatischen Informationsaustausch, einer fairen Regelung der Vergangenheit, einem verbesserten bilateralen Marktzutritt in die EU und kompetitiven Rahmenbedingungen im Inland.

Und genau beim letzten Punkt – dem einzigen Punkt notabene, den die Schweiz praktisch alleine in ihrer Hand hat, ist seit Jahren Sand im Getriebe.

Ängstliche Vollkasko-Mentalität

Wir setzen auf Wachstum, entwickeln neue Geschäftsfelder wie das Asset Management oder schielen mit einem Renminbi-Hub nach China. Wir stärken also die Offensive. Und was machen unsere Regulatoren oder Teile der Politik?. Seit fünf Jahren wird aus einer vorsichtigen, rückwärtsgerichteten Philosophie reguliert.

Nicht Wachstum ist das Ziel, sondern Schadensbegrenzung. Eine ängstliche Vollkasko-Mentalität steht im Vordergrund und nicht beherztes Unternehmertum. Der Fokus liegt auf den 1 Prozent Restrisiko und nicht auf den 99 Chancen Chancen.

Wollen Sie das wirklich?

Liebe Regulatoren, liebe Politiker, was für einen Finanzplatz wollen Sie eigentlich? Diese Frage muss endlich ehrlich beantwortet werden.

Wenn wir so weitermachen, werden unsere Konkurrenten in einer nicht mehr so fernen Zukunft nicht mehr London, New York oder Singapur sein, sondern Wien, Mailand oder Madrid. Wollen Sie das wirklich?

Abschied von der Vergangenheit

Wollen wir, dass aus einem globalen Finanzplatz mit globalen Playern nur noch ein regionaler Bankenplatz mit nationalen Spielern wird. Wohl kaum!

Wollen Sie also weiterhin in der Champions League spielen und Arbeitsplätze und Wohlstand in der Schweiz schaffen? Dann ist es höchste Zeit, dass sich nach den Banken nun endlich auch die Regulatoren gedanklich von der Vergangenheit verabschieden und auf Wachstum setzen.

Die Strategie steht. Wir können sie aber nicht gegen Sie, sondern nur mit Ihnen umsetzen.