Nach einer von Konjunktursorgen und Preisdiskussionen begleiteten Korrektur ist die Pharmabranche günstig bewertet. Für Christophe Eggmann, Fondsmanager bei GAM, ist der Zeitpunkt gekommen, selektiv in unterbewertete Titel zu investieren

Die zurückliegenden Monate waren herausfordernd für Investoren mit Pharmatiteln im Portfolio: Sorgen um Chinas Wirtschaft und die Zinspolitik der Fed lösten im Juli eine Korrektur aus, die angesichts ohnehin vorhandener Sorgen der Investoren über eine zu hohe Bewertung des Sektors kräftig ausfiel. Die Kurse sanken in der Spitze um 16 Prozent, im Subsektor Biotechnologie gar um 23 Prozent.

Anschliessend versetzte eine Diskussion um die stärkere Regulierung von Arzneimittel-Preisen in den USA die Branche in Aufruhr, befeuert durch die Ankündigung von Hillary Clinton, den übertrieben starken Preiserhöhungen durch Konzerne ein Ende bereiten zu wollen. In der Folge drehten die Kurse von Pharma-Aktien nochmals weiter ins Minus.

Reaktion übertrieben

Anleger sollten sich von den jüngsten Diskussionen nicht beirren lassen, argumentiert Christophe Eggmann, der bei GAM den JB Health Innovation Fund verwaltet: «Wir halten die Reaktion des Marktes auf die Nachrichten für übertrieben, denn die Wahrscheinlichkeit, dass der von den Republikanern dominierte Kongress die Branche in Bezug auf die Preissetzung stärker reguliert, erscheint uns niedrig.»

Zudem sei keiner der bisher diskutierten Vorschläge neu. Sämtliche Ideen seien in der Vergangenheit bereits einmal gescheitert, selbst als der Kongress von Demokraten dominiert war. «Initiativen wie die Einrichtung einer vom Staat kontrollierten Krankenversicherung, die direkt mit den Pharmaunternehmen verhandelt, hatten nie eine echte Chance auf Umsetzung», so Eggmann.

Ernste langfristige Konsequenzen für die Branche fürchtet der Experte daher nicht: «Dank ihres freien Gesundheitsmarktes ziehen die USA viele Talente und auch Venture-Kapital im Healthcare-Sektor an. Das macht sie auch weiterhin zum führenden Wirtschaftsraum auf diesem Gebiet.»

Volle Kassen für Übernahmen

Auch der jüngste Skandal um mögliche Manipulationen der Distributionskanäle des kanadischen Pharmakonzerns Valeant kann Eggmanns Optimismus für die Branche nicht wesentlich trüben. Schliesslich gebe es genügend attraktive Unternehmen mit bewährtem Geschäftsmodell in der Branche.

So seien die Gewinne für viele Pharmariesen wie zum Beispiel Pfizer im dritten Quartal exzellent ausgefallen. Das helfe, den Glauben an die Branche wiederherzustellen. Die Entwicklung der grossen Biotech-Konzerne sieht ähnlich positiv aus, beispielsweise lagen die Gewinne von Biogen und Gilead im dritten Quartal über den Erwartungen des Marktes, wie Eggmann weiter ausführt.

Innovationen für weiteres Wachstum

Darüber hinaus könnten vielversprechende neue Medikamente dem Sektor Auftrieb verleihen. «In den nächsten zwölf Monaten wird der Sektor weiter in hohem Tempo Innovationen liefern», prognostiziert der GAM-Experte. «Revolutionäre Produkte in der Gentherapie könnten für einen Paradigmenwechsel in der Behandlung bestimmter Erkrankungen sorgen.»

Hinzu komme, dass grosse Konzerne wie Gilead Sciences und Pfizer üppig mit Barmitteln ausgestattet seien, was die Wahrscheinlichkeit für Fusionen und Übernahmen in der Branche erhöhe. «Welche Dynamik sich daraus entwickeln kann, hat Pfizer in der vergangenen Woche mit der Ankündigung, den Konkurrenten Allergan erwerben zu wollen, bereits bewiesen», so Eggmann.

Günstiger Einstiegszeitpunkt

Zwar könnte im Zuge des Präsidentschaftswahlkampfes die Volatilität von Pharma-Titeln in den kommenden zwölf Monaten wegen möglicher weiterer Diskussionen über die Regulierung von Medikamentenpreisen überdurchschnittlich hoch bleiben. Eggmann sieht dennoch einen günstigen Zeitpunkt für den Einstieg gekommen.

Der Gesundheitssektor werde derzeit zum 18-fachen der für 2016 erwarteten Gewinne gehandelt. Das sei lediglich ein bescheidener Aufschlag im Vergleich zum Gesamtmarkt. «Wir halten diese Bewertung für sehr günstig, wenn man bedenkt, dass die Umsätze im Gesundheitssektor doppelt so stark gewachsen sind wie jene des Gesamtmarktes und dass die Fundamentaldaten weiterhin sehr solide sind», so Eggmann.

«Die kürzeren Entwicklungs- und Bewilligungsphasen, die weltweiten demografischen Trends, die steigenden Vermögen in den Schwellenländern und nicht zuletzt Obamacare beeinflussen das Wachstum des Sektors langfristig positiv», sagt der GAM-Fondsmanager.

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