Der CS-Private-Banking-Chef der Schweiz über den Wettbewerb im umkämpften Millionärssegment, das Profil seiner Kundenberater und die Wachstumsziele.


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Herr Bögli, kommt das Schweizer Private Banking der Credit Suisse gut voran?

Wir sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Unsere Kunden haben Vertrauen, viele von ihnen erhöhen den Anteil ihres Vermögens bei uns. Darüber hinaus gewinnen wir im hart umkämpften Millionärssegment kontinuierlich Neukunden. So bauen wir unseren Marktanteil stetig aus.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Unser Ziel im Schweizer Geschäft für 2011 ist ein Neugeldzufluss von 6 Prozent. Vor diesem Hintergrund investieren wir und stellen nach wie vor hoch qualifizierte Leute mit dem richtigen Profil an.

Worauf kommt es in diesem, wie Sie sagten, hart umkämpften Schweizer Private-Banking-Markt an?

Top-Beratung und hohe Fachkompetenz sind der Schlüssel zum Erfolg, gekoppelt mit klar definierten Angeboten für unsere spezifischen Kundengruppen. Unsere Relationship Manager können mit der Unterstützung zahlreicher Spezialisten in allen Regionen der Schweiz einen umfassenden Service anbieten.


«Unser Angebot geht weit über die Anlageberatung hinaus»

Die Zufriedenheit unserer Kunden hat bei uns oberste Priorität. Darum investieren wir auch viel in die Aus- und Weiterbildung. Wir haben beispielsweise einen zertifizierten Lehrgang eingeführt, den sämtliche Kundenberater absolvieren müssen.

Was bringt das?

Unser Angebot geht weit über die herkömmliche Anlageberatung hinaus. Zum Beratungsprozess zählt neben einer klaren Struktur und voller Transparenz eine regelmässige Standortbestimmung mit dem Kunden. Ein Private-Banking-Kundenberater betreut bei der Credit Suisse ein sehr homogenes Segment der Klientel. So kann er sich voll und ganz den spezifischen Bedürfnissen seiner Kunden widmen.

Welches Profil soll ein Kundenberater bei der Credit Suisse mitbringen?

Fachwissen, Markt- und Produktkenntnis sowie eine laufende Weiterbildung setzen wir voraus. Zentral sind Sozialkompetenz und die Fähigkeit, ein Netzwerk aufzubauen und zu unterhalten.


«So passt ein Kundenberater in unser Geschäftsmodell»

Ausserdem soll ein Kundenberater zuhören, die richtigen Fragen stellen und sich konsequent auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten können. Mit diesen Kompetenzen passt ein Kundenberater in unser Geschäftsmodell. Wichtig ist ausserdem, die Abläufe zu verstehen, um so die richtigen Spezialisten – aus den verschiedenen Fachgebieten – zusammenzuführen.

Unterscheidet sich die Credit Suisse im Private Banking von der Konkurrenz?

Ja, ganz klar mit dem integrierten Geschäftsmodell. Private Banking auf hohem Niveau ist heute ohne Expertise aus dem Firmenkundengeschäft und dem Investmentbanking nicht mehr möglich.

Inwiefern denn?

Nehmen Sie zum Beispiel Themen wie Nachfolgeregelung und Erbschaft. Hier haben wir über unser Firmenkundengeschäft den Zugang zu Unternehmen und kennen ihre Bedürfnisse, weil wir sie lange begleitet haben. Ebenso haben wir die notwendige Kapitalmarktexpertise aus dem Investmentbanking. Und dank unserem globalen Asset Management können wir unseren Schweizer Privatkunden Investitionen in Alternativen Anlagen, in Schwellenmärkten und in aktuellen Spezialthemen bieten.

Wie kommt die internationale Präsenz der Credit Suisse dem Schweizer Geschäft zugute?

Gerade sehr vermögende Kunden schätzen unsere globale Präsenz und die Fähigkeit des integrierten Offerings sehr, wie auch die überdurchschnittlichen Wachstumszahlen in diesem Segment zeigen. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich das globale Research, das wir über alle Anlageklassen hinweg anbieten.


«Die Zuwanderung aus dem Ausland wird anhalten»

All das kann nur eine global tätige und integrierte Bank von einer gewissen Grösse offerieren. Gleichzeitig spielt die internationale Präsenz eine immer grössere Rolle, weil viele Kunden an verschiedenen Orten betreut werden wollen.

Welche Trends erkennen Sie im Private Banking von morgen?

Der Finanzplatz Schweiz bleibt sicher attraktiv. Auf Grund der wirtschaftlichen und politischen Stabilität der Schweiz lassen sich viele Menschen hier nieder. Dadurch wird auch die Zuwanderung von vermögenden Personen aus dem Ausland anhalten. Für das Private Banking Geschäft werden Anpassungsfähigkeit, zum Beispiel an politische und regulatorische Entwicklungen, und die Diversifizierung entscheidend sein. Ich bin überzeugt, dass sich unser Finanzplatz gerade dank der Vielfalt der Geschäftsmodelle ausgezeichnet entwickeln wird.

Was heisst das konkret?

Die Mischung aus globalen Grossbanken, starken Privatbanken, alternativen Anbietern und Spezialisten ist befruchtend. Wir müssen aber den Rahmenbedingungen bezüglich Standortqualität Sorge tragen.


Rolf_Boegli_qRolf Bögli leitet seit Anfang 2009 das Schweizer Private Banking Geschäft der Credit Suisse, das Schweizer Privatkunden mit einem Vermögen ab einer Million Franken sowie vermögende ausländische Privatkunden mit Wohnsitz in der Schweiz betreut.

Der 46-jährige Bögli ist Betriebsökonom HWV der School of Economics and Business Administration in Bern und hält einen Executive MBA der Universität Bern. Vor seinem Wechsel zur Credit Suisse war Bögli während vielen Jahren bei der UBS tätig.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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