Der streitbare UBS-Ökonom Paul Donovan hat gegenüber der Tageszeitung «Die Presse» Stellung zu den Vorwürfen aus Österreich zu seiner Euro-Studie genommen. 

10 bis 35 Prozent ihres Einkommens nach Inflation und Steuern hätten die Österreicher in den Jahren 2000 bis 2010 verloren, berechneten der UBS-Ökonom Paul Donovan und sein Team in ihrer Studie «Who wins the Euro».  

Nach der heftigen Kritik der österreichischen Nationalbank («massive Rechen- und Datenfehler können nicht ausgeschlossen werden»), und der Industriellenvereinigung (Die Studie sei «nicht nachvollziehbar») bezog der Studienautor gegenüber «Die Presse» Stellung: 

  • Die Daten seien mehrmals überprüft. 
  • Die UBS habe in ihrer Studie eigens berechnete Inflationszahlen verwendet. Denn die offizielle Inflationsrate spiegle eher das Einkaufsverhalten der Wohlhabenden wider.
  • Es sei nichts Neues, dass Menschen mit niedrigen Einkommen stärker unter der Inflation zu leiden haben als jene mit höheren Einkommen, so Donovan. Ein ärmerer Haushalt gibt prozentuell deutlich mehr für Nahrung und Energie aus als ein reicherer Haushalt – und diese Produkte steigen stärker im Preis als beispielsweise Smartphones oder Pauschalreisen.
  • Die UBS habe lediglich Daten aus dem harmonisierten Verbraucherpreisindex der Eurostat neu zusammengestellt und einkommensspezifisch angepasst – um lebensnahe Ergebnisse zu erhalten. «Wir wissen, wie sich die Schuhpreise in Österreich in den letzten 15 Jahren entwickelt haben», so Donovan.
  • Wichtig sei auch der Unterschied zwischen Haushalts- und Pro-Kopf-Einkommen. «In Österreich ist das Haushaltseinkommen ziemlich stark gefallen, das Pro-Kopf-Einkommen aber nicht.» Grund sei die Zunahme von Haushalten, in denen nur junge Arbeitslose oder Pensionisten leben.

Österreichs Absturz von der Spitze

Dass Österreich in der UBS-Studie auch im Vergleich mit Deutschland deutlich schlechter abschneidet, führt der UBS-Analyst Donovan gegenüber der «Presse» auf den Aufstieg der ostdeutschen Bundesländer zehn Jahre nach der Wiedervereinigung zurück.

Und auf die Ausgangsposition: «Im Jahr 2000 hatte Österreich das höchste Einkommen in der Eurozone – und zwar in der Mehrheit der Einkommensklassen. 2010 stand Österreich bei keiner Einkommensklasse mehr an der Spitze», beharrt Donovan auf der schlechtesten Note für Österreich.

«Die reichsten Länder müssen verlieren, wenn ärmere aufsteigen»

Als grösste Gewinner zählt Donovan die südeuropäischen Länder auf: So hätten die Spanier, Portugiesen und Griechen ihr real verfügbares Einkommen steigern können. 

Das sei nicht sonderlich überraschend: Denn dass reichere Länder verlieren, während ärmere aufsteigen, sei ein «globales Phänomen», so Donovan.

OeNB: Österreich besser als Deutschland!

Die tatsächliche Summe des real verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte in Österreich sei im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 um 12,2 Prozent gewachsen und nicht etwa, wie es aus der UBS-Studie zu entnehmen sei, gesunken, hielt die OeNB per Pressemitteilung dagegen. 

Verglichen mit Deutschland oder den Niederlanden die jeweils um 3,3 respektive 1,6 Prozent zulegten, habe Österreich stark abgeschnitten. «Auch das von der UBS betonte – und im Prinzip zutreffende – höhere Gewicht der Preissteigerungen für Nahrungsmittel und Energie bei niedrigeren Einkommen, kann die von der UBS berechnete ungünstige Position Österreichs im internationalen Vergleich nicht erklären», führt die OeNB fort.

 

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