Ein Branchenriese nach dem anderen verlässt die wichtigste Klima-Allianz der Assekuranz – jetzt auch der grösste Schweizer Rückversicherer Swiss Re. Die Austritte kommen allerdings nicht überraschend.

Erneuter Rückschlag für die Net-Zero Insurance Alliance (NZIA): Mit der Swiss Re verlässt ein Gründungsmitglied die wichtigste Klima-Allianz der Versicherer. Generell beschleunigen sich die Austritte aus der Vereinigung. Der zweitgrösste Rückversicherer der Welt ist schon der vierte führende Versicherungskonzern, der dieses Jahr aus der Allianz austritt.

Die NZIA ist eine Untereinheit der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ), die 2021 gegründet wurde. Damals erklärte Swiss-Re-Chef Christian Mumenthaler, dass die Mitgründung der Allianz eine Möglichkeit sei, mit anderen Rückversicherern und Versicherern zusammenzuarbeiten, um «ihr Engagement für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft durch ihre Underwriting-Expertise weiter auszubauen». Die NZAI sei ein »wichtiger nächster Schritt im Wettlauf zu Netto-Null».

Ein regelrechter Exodus

Doch die anfängliche Euphorie scheint verflogen. Grosse Namen aus der Versicherungs- und Rückversicherungsbranche haben den Verbund inzwischen verlassen. Vor Swiss Re sind Ende März die deutsche Konkurrentin Munich Re, im April der Schweizer Allversicherer Zurich und die ebenfalls deutsche Hannover Rück aus der Allianz ausgetreten.

Einige der Versicherungsriesen begründeten ihren Austritt mit der Sorge, dass kartellrechtliche Probleme auftreten könnten, wenn der Markt seine Netto-Null-Agenda vorantreibt. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass ESG-Initiativen in den USA ein rauer Wind entgegen bläst.

Weiter auf Mission?

Swiss Re beteuerte auf Anfrage von finews.ch, der Ausstieg bedeute kein geringeres Engagement in der Klimapolitik. Die Nachhaltigkeitsstrategie bleibe unverändert.

Auch andere Rückversicherer äusserten sich dahingehend, dass der Austritt aus der Allianz nichts an ihrer Mission ändere, nachhaltige Praktiken und eine Netto-Null-Welt anzustreben. So Zurich: «Wir bleiben unseren Nachhaltigkeitszielen und der Unterstützung der Netto-Null-Umwandlung voll verpflichtet», hiess es vom grössten Schweizer Versicherer.

Unterschiedliche Argumente

Während die Hannover Rück keine näheren Gründe für ihren Austritt aus der NZIA nannte, hatte die Munich Re zuvor kartellrechtliche Bedenken als Hindernis für ihre Dekarbonisierungsziele genannt. Die Zurich erklärte in ihrer Ankündigung, sie wolle ihre Ressourcen darauf konzentrieren, ihre Kunden bei der Transformation zu unterstützen.

Ganz überraschend kommt der Exodus der Branchenriesen allerdings nicht, zumal die Grosswetterlage umgeschlagen hat. Der Druck auf die NZIA-Mitglieder hat stark zugenommen. Eine Gruppe republikanischer Generalstaatsanwälte ermittelt gegen Versicherungsunternehmen wegen ihrer Beteiligung an einer angeblichen «aktivistischen Klimaagenda».

«Kabale der globalen Eliten»

In einem Brief von Mitte Mai fordern 22 US-Generalstaatsanwälte die NZIA-Mitgliedsunternehmen auf, ihre ESG-Verpflichtungen zu dokumentieren. Dieselbe Gruppe republikanischer Generalstaatsanwälte hat kürzlich ähnliche Anfragen an zahlreiche Vermögensverwalter und die Stimmrechtsberatungs-Firmen ISS und Glass Lewis geschickt. Die Anfragen sind Teil einer breit angelegten Kampagne der Republikaner gegen die Verwendung von ESG-Kriterien bei Investitionen.

Bei einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus, bei der zwei der Generalstaatsanwälte als Zeugen auftraten, bezeichneten die Republikaner solche Engagements als Teil einer «Kabale» globaler Eliten, die die Demokratie und die nationale Sicherheit bedrohe.

Während die Generalstaatsanwälte die Rechtmässigkeit von Netto-Null-Zielen für Versicherer untersuchen, behaupteten sie in ihrem jüngsten Schreiben, dass der Druck auf Versicherungskunden, Emissionen zu reduzieren, zu höheren Prämien, steigenden Gaspreisen und einer Rekord-Inflation geführt habe.

Bleibt die Allianz bestehen?

NZIA hat keine US-Mitglieder. Nach dem Austritt der Swiss Re verbleiben rund 27 Unternehmen in der Gruppe, darunter Versicherungsriesen wie Allianz, Aviva und Axa.

Es bleibt abzuwarten, ob die Allianz mit einer schrumpfenden Mitgliederzahl aufrechterhalten werden kann. Unabhängig von der NZIA dürften aber alle Versicherer ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele weiter vorantreiben. Swiss Re bleibt auch Mitglied der Net Zero Asset Owner Alliance, einer weiteren Untergruppe der GFANZ.

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