Aus dem Enforcement-Bericht der Finma zu Raiffeisen sind Details zur Beteiligung an Leonteq bekannt geworden. CEO Patrik Gisel muss sich vorwerfen lassen, Kompetenzen überschritten zu haben.

Die Raiffeisen-Geschäftsleitung in der Ära von CEO Pierin Vincenz und dessen Stellvertreter Patrik Gisel hat in mehreren Fällen Kompetenzen überschritten und offenbar auch Eigenmittel falsch ausgewiesen. Dies schrieb die «SonntagsZeitung» (Artikel bezahlpflichtig), die Einblick in Teile des vertraulichen Finma-Enforcementberichts über Raiffeisen hatte.

Wie finews.ch dazu berichtet hatte, warf die Finma in dem Bericht dem Raiffeisen-Verwaltungsrat (VR) Versagen vor. Dessen Organisation sei nicht vereinbar mit einer einwandfreien Geschäftsführung gewesen.

400 Millionen Franken Kredit an Leonteq

Dem Bericht zufolge hatte die Geschäftsleitung hatte unter CEO Vincenz und seinem Stellvertreter Gisel ihre Kompetenzen überschritten. Insbesondere betrifft dies die Geschäftsbeziehungen zum Derivate-Spezialisten Leonteq und dessen früheren CEO und Grossaktionär, Jan Schoch.

Raiffeisen gewährte im Zuge des Beteiligungsausbaus an Leonteq dem Finanzunternehmen eine Kreditlinie von über 400 Millionen Franken. Zudem leistete Raiffeisen dem Leonteq-Gründer Schoch ein persönliches Darlehen von 45 Millionen Franken – besichert durch Leonteq-Aktien.

Regulatorisches Eigenkapital falsch ausgewiesen

Leonteq-Beteiligung sowie die Kredite bildeten laut «SonntagsZeitung» ein Klumpenrisiko, das gegenüber der Finma hätte gemeldet werden müssen. Die Raiffeisen-Geschäftsleitung um CEO Vincenz unterliess dies aber.

Mit dem massiven Kursrückgang der Leonteq-Aktien war ab Sommer 2015 der Kredit an Schoch nicht mehr gedeckt, wofür Raiffeisen Rückstellungen hätte bilden müssen. Dies sei nicht ausreichend geschehen. Die Finma hält fest, dass damit das regulatorische Eigenkapital nicht korrekt ausgewiesen worden sei.

Investnet: Es gab keinen Vertrag

Ein weiterer Fall der Kompetenzüberschreitung betrifft den Verkauf der Investnet-Beteiligung an Vincenz im Jahr 2015, dem Jahr seines Rücktritts als Raiffeisen-Chef. Der Verkauf war dem Raiffeisen-VR als unter «Varia» vorgelegt worden, womit sich das Gremium nicht richtig vorbereiten konnte. Der Verkaufspreis von 1,5 Millionen Franken sei nicht infrage gestellt worden. Der Deal ging im Oktober 2015 über die Bühne, nachdem Vincenz bereits ausgeschieden und Gisel CEO geworden war.

Die «SonntagsZeitung» schreibt weiter, der VR hätte orientiert werden müssen, da mit dem Einzug von Vincenz Ehefrau Nadja Ceregato in die Raiffeisen-Geschäftsleitung ein Organkredit hätte bewilligt werden müssen. Das sei nicht geschehen. Zudem gab es für den Investnet-Verkauf an Vincenz keinen schriftlichen Kaufvertrag – wohl ein Versäumnis von CEO Gisel.

«Fehlinterpretation» und verbundene Gegenparteien nicht erkannt

Eine Raiffeisen-Sprecherin sagte, der Kredit an Vincenz sei vom sogenannten Credit Board bewilligt worden. CEO und Geschäftsleitung seien in dieses Geschäft nicht involviert gewesen. Zu den Krediten an Leonteq und Schoch sagte die Sprecherin, eine Fehlinterpretation sei dafür verantwortlich, dass die beiden nicht als verbundene Gegenparteien betrachtet worden seien.

Der Finma-Bericht hatte sich ausdrücklich auf die Rolle des Raiffeisen-Verwaltungsrates sowie die des Ex-CEO Vincenz konzentriert. Das Handeln der Geschäftsleitung sowie des heutigen Chefs Gisel waren nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen. Raiffeisen führt hingegen derzeit eine interne Untersuchung durch, bei der die gesamte Ära Vincenz aufgerollt wird.

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