Der Lohnvorsprung der Schweizer Finanzbranche zu den anderen Sektoren ist nur noch hauchdünn. Das zeigt eine neue Studie zu Cheflöhnen, die finews.ch exklusiv vorliegt. Im Wettbewerb um die besten Talente sind nun andere Trümpfe gefragt.

«Geh' zur Bank, da haben sie immer Geld», wurde dem jungen Oswald Grübel noch als Rat mit auf den Karriereweg gegeben. Doch seit der aktiven Zeit des Deutschen, der nacheinander der Grossbank Credit Suisse wie auch der Konkurrentin UBS als CEO vorstand, hat sich einiges verändert.

Mittlerweile liegen die Tech- sowie die Pharma-Branche in der Schweiz gleichauf mit den Finanzdienstleistern. Jedenfalls, wenn es um die Bezahlung der Chefs in der so genannten C-Suite der Firmen geht.

Immer noch sehr gut – aber...

Dies ist dem «Swiss Executive Salary Guide 2022» des Kaderstellen-Vermittlers Page Executive zu entnehmen, welcher finews.ch exklusiv vorliegt. Die Erhebung umfasst die Cheflöhne ausgewählter Schweizer Branchen im Jahr 2021 sowie die Anfangs 2022 gesprochenen Sondervergütungen; die Angaben reichen dabei von KMU bis zu Bluechip-Konzernen.

Dem Report zufolge zahlen Banken, Versicherer und andere Finanzdienstleister immer noch sehr gut: Eine oder ein CEO verdiente dort im vergangenen Jahr maximal 650’000 Franken, Investmentchefs bis zu 420’000 Franken und Finanzchefs (CFO), operationelle Leiter (COO) oder Risikochefs (CRO) je höchstens 360’000 Franken.

Der Bonus konnte bei einem Bankchef im vergangenen Jahr nochmals so hoch ausfallen wie der Fixlohn. Der Rest der Geschäftsleitung garnierte Sondervergütungen zwischen 45 Prozent und 80 Prozent des Basis-Salärs (siehe Grafik unten).

Lohn Tab 500

Vergoldete CIO

Damit sind die Finanzer weiterhin die Bonus-Könige. Doch beim Basislohn haben Firmen der Gesundheitsbranche und Tech-Unternehmen inzwischen massiv aufgeholt. So können bei Pharma-Firmen ein Geschäftsentwickler oder ein Chefjurist, die auch in anderen Branchen eine Stelle finden würden, bis zu 320’000 Franken verdienen. Ein Daten-Manager kassiert bis zu 280’000 Franken.

Bei einer IT-Schmiede bringt es ein Chief Digital Officer (CDO) auf bis zu 300’000 Franken, ein Chief Information Officer (CIO) gar auf ein Maximum von 350’000 Franken. Mit diesem Salär – zuzüglich eines Bonus von nochmals 30 Prozent des Fixlohns – muss sie oder er sich vor seinen Kolleginnen und Kollegen in Swiss Finance keineswegs verstecken.

Lockmittel wirkt nicht mehr

Für das Bankwesen, das derzeit händeringend nach erfahrenen IT-Kräften sucht, wird dies zunehmend zum Problem. Inzwischen sind Geldinstitute dazu übergegangen, sich beim Wettbewerb um die besten Talente über «weiche» Faktoren wie den Sinn der Arbeit (Purpose) oder die Unternehmens-Kultur zu differenzieren. Dies macht derzeit etwa die UBS vor, die im Backoffice eine «Kultur der Ingenieure» heranzuziehen trachtet.

«Mit dem Gehalt zu locken, das funktioniert heute nicht mehr so wie zuvor», sagte Stephan Surber, Leiter von Page Executive in der Schweiz, bereits im vergangenen Herbst zu finews.ch.

Inserate gehen durch die Decke

Unglücklicherweise hat sich für die Unternehmen der Wettbewerb um so gesuchte Kräfte wie Chief Information Officer (CIO) oder Chief Cyber Officer (CCO) in den vergangenen Monaten nochmals verschärft.

Laut Page Executive ist die Anzahl ausgeschriebener Stellen für diese Funktionen durch die Decke gegangen; dies, während der Kadervermittlerin zufolge die Zahl der inserierten Kader- und Management-Stellen um 40 Prozent zugelegt haben.

«In diesem dynamischen Umfeld sind Unternehmen dringend auf Talente und Erfahrung angewiesen, um die Erholungswelle nach der Pandemie erfolgreich zu reiten, kommentierte Surber am Dienstag. Für manche Akteure dürfte dies ein wortwörtlich unbezahlbarer Ratschlag sein.