Im Wallis werden rund 60 verschiedene Rebsorten angebaut. Zahlreiche Trauben gedeihen ausschliesslich im grössten Anbaugebiet der Schweiz. Fünf weisse und rote Spezialitäten sind finews.ch-Weinredaktor Peter Keller in jüngster Zeit an Degustationen aufgefallen.

Zum Teil sind die Rebberge steil und spektakulär gelegen. Im Wallis mit seinen über 5000 Hektaren Fläche werden rund 60 unterschiedliche Rebsorten kultiviert, namentlich Chasselas, hier Fendant genannt, Silvaner für den Johannisberg, Pinot noir sowie Gamay. Daneben finden zahlreiche Spezialitäten und Kuriositäten ihren verdienten Platz.

Bei den Weissen ist der Petite Arvine der Platzhirsch, bei den Roten sind es Cornalin und Humagne Rouge.

100 Punkte für raren Süsswein

Die sogenannt autochthonen Sorten bilden zwar lediglich eine Nische in der gesamten Produktion. Aber kleine und grosse Weingüter entdecken den Wert dieser Weine, die zunehmend stärker nachgefragt werden. Königin und Zugpferd im Wallis ist Marie-Thérèse Chappaz aus Fully.

Einer ihrer raren Süssweine wurde kürzlich vom «Wine Advocate» mit der Maximalnote von 100 Punkten ausgezeichnet. Doch im Schlepptau der berühmten Winzerin lassen sich auch andere Namen finden, die aus einheimischen Trauben charaktervolle Gewächse keltern. Dies zeigt unsere Auswahl von fünf weissen und roten Crus, die eine Entdeckung lohnen.

1. Petite Arvine 2022, Cave de l’Orlaya, Fully

Die Gemeinde im Unterwallis nennt sich nicht ganz unbescheiden die «Hauptstadt des Petite Arvine». Die meisten Produzenten bauen tatsächlich die hochwertige Sorte an.

Darunter auch der Cave de l’Orlaya von Mathilde Roux. Der 2022er ist sehr gut gelungen: helles Gelb, fruchtig-florale Noten, im Gaumen trocken, dicht, mit präsenter Säure ausgestattet, saftig, gute Länge, geprägt von der sortentypischen Salzigkeit (Preis: 26 Franken).

2. Humagne Blanc «born to be wise» 2022, Vin d’Oeuvre, Leuk

Hinter diesem vor genau zehn Jahren gegründeten Weingut in Leuk stehen Stephan und Isabella Kellenberger. Wie etliche Betriebe produziert das Duo eine breite Palette an Weinen, darunter dieser vorzügliche Humagne Blanc.

Die seltene und empfindliche Sorte verlangt gute Lagen. Dieser 2022er zeichnet sich durch ein helles Gelb, ein mittelintensives Bouquet von floralen Noten (Lindenblüten) aus, ist trocken, mittelschwer, frisch und relativ langanhaltend (Preis: 20 Franken).

3. Syrah Les Bernunes 2022 Cave Caloz, Miège

Syrah wird zwar nicht ausschliesslich im Wallis angebaut. Aber die noble Sorte eignet sich perfekt für das warme Klima und ergibt charaktervolle Weine. Sandrine Caloz baut ihn im Stahltank aus und verzichtet bewusst auf den Holzeinsatz.

Das Resultat ist ein tieffarbener Wein mit schönen Noten von dunklen Früchten, floralen Noten wie Veilchen sowie peffrigen Anklängen. Der Syrah ist kräftig, saftig und relativ langanhaltend (Preis: 24 Franken).

4. Humagne Rouge 2022, Maurice Zufferey, Sierre

Die rote Sorte ist überhaupt nicht mit dem Humagne Blanc verwandt. Humagne Rouge ist eine «wilde» Varietät, die es zu bändigen gilt. Maurice Zufferey aus Siders gelingt dies meisterhaft. Der noch jugendliche, im Stahltank ausgebaute Wein zeichnet sich durch ein intensives Rot sowie ein vielschichtiges, fruchtig-würziges Bouquet aus.

Im Gaumen fallen die schöne Dichte und feinen Gerbstoffe auf. Ein filigraner Wein, der zu Wildgerichten passt (Preis: 23 Franken).

5. Rouge de Pays Cornalin Calcaire 2021, Valentina Andrei, Saillon

Der Rouge de Pays oder Cornalin ist wohl die grösste einheimische Rebsorte im Wallis. Sie braucht aber sehr gute Lagen, um perfekt auszureifen. Ein vorzügliches Beispiel keltert Valentina Andrei. Der Rouge de Pays zeichnet sich durch ein intensives Purpur aus und enthüllt in der Nase einen schönen Duft von schwarzen Kirschen und würzigen Nelkennoten.

Merkmale im Gaumen: präsente Gerbstoffe, gute Säure, kräftiger Körper, gute Struktur und langes Finale, gutes Reifepotenzial (Preis: 39 Franken).