Trotz Luxus-Boom im Chedi: Sawiris' Börsen-Abenteuer endet glanzlos

The Chedi glänzt heller denn je – doch für die Orascom-Aktie ist Schluss: Die SIX genehmigt die Dekotierung per 5. Juni. Der einstige Hoffnungstitel verlässt das Parkett mit leisen Tönen – trotz florierender Luxus-Hotellerie in der Schweiz.

Die Zahlen aus dem Chedi-Imperium sind eigentlich schön: Eigentümerin Andermatt Swiss Alps, die ihrerseits zu 49 Prozent der noch börsenkotierten Orascom Development Holding (ODH) und zu 51 Prozent der Familie des ägyptischen Investors Samih Sawiris gehört – verdoppelte im vierten Quartal 2024 ihren Gewinn auf 10,4 Millionen Franken.

Der Umsatz mit Immobilien floriert, auch dank der Ausnahmeregelung bei der Lex Koller, die sich das Chedi als einer von ganz wenigen Anbietern von Luxuswohnungen im Resort sichern konnte.

Abschied von der Börse

Dem Vernehmen nach ist auch das Luxusresort The Chedi Andermatt gut gebucht.

Dennoch verabschiedet sich ODH nun von der Schweizer Börse. Die Resultate auf Gruppenebene sind für das Jahr 2024 eher durchzogen. Im Kernmarkt Ägypten schlagen der Gaza-Konflikt und die Währungsentwertung auf die Resultate.

Anfängliche Euphorie

Die SIX Exchange Regulation hat die Dekotierung aller Orascom-Aktien auf den 5. Juni 2025 festgelegt. Der letzte Handelstag an der Schweizer Börse ist am 4. Juni.

Damit endet ein Börsenkapitel, das 2008 mit grossen Ambitionen begonnen hatte: Damals erreichte der Aktienkurs zum Börsenstart 152 Franken – begleitet von der Erwartung zweistelliger Wachstumsraten. Davon blieb wenig übrig.

Harter Boden der Realität

Zuletzt lag der Kurs jahrelang unter 5 Franken. Anfang 2025 erfolgte der Rückkauf der meisten noch frei handelbaren Aktien durch die Sawiris-Familie zu 5.60 Franken pro Titel – rund 40 Prozent über dem damaligen Börsenkurs.

Die öffentliche Offerte brachte dem Hauptaktionär eine Beteiligung von über 97 Prozent ein. Zum Verkauf gezwungen wurde niemand. Die offizielle Begründung für das Delisting: Das Unternehmen lasse sich ohne Börsenpflichten effizienter führen.

Verblasste Strahlkraft

Für viele Kleinaktionäre, die beim IPO eingestiegen waren, bedeutet der Rückzug einen herben Verlust. Die einstigen Erwartungen – auch getragen vom ambitionierten Entwicklungsprojekt in Andermatt – wurden an der Börse nie erfüllt.

Selbst mit der Kapitalerhöhung 2022 zu 7 Franken pro Aktie konnte das Vertrauen nicht zurückgewonnen werden.

Investment-Rally

Während Orascom sich aus dem Kapitalmarkt verabschiedet, erlebt die Schweizer Luxushotellerie im Privaten einen regelrechten Boom.

Neue Projekte wie das Appenzeller Huus von Jan Schoch in Gonten (finews.ch berichtete) oder die beiden neuen Mandarin Oriental Hotels in Zürich und Luzern zeugen von ungebrochenem Vertrauen in die Schweiz als Destination für Luxustourismus.

Kulm, Les Trois Rois, Florhof

Investoren wie Silvio Denz, Peter Spuhler, Thomas Straumann oder die Familie Niarchos investieren hohe Summen in Renovationen legendärer Häuser wie dem Kulm St. Moritz, dem Trois Rois in Basel oder dem Florhof in Zürich.

2023 wurden in der Schweiz erstmals über 41 Millionen Logiernächte gezählt – ein Rekordwert, befeuert von internationalen Gästen.

Geschäft bleibt anspruchsvoll

Gleichzeitig bleibt die Luxushotellerie ein anspruchsvolles Geschäft, wie das Beispiel des Dolder Grand in Zürich zeigt.

Das Haus auf dem Zürichberg erwirtschaftete 2024 einen Betriebsgewinn von 4,8 Millionen Franken – jedoch nur dank eines Forderungsverzichts der Eigentümerfamilie von Urs Schwarzenbach in Höhe von 12,6 Millionen. (Mittlerweile leitet sein Sohn Guy Schwarzenbach, der auch an der Amina-Bank beteiligt ist, die Investments.)

Rückzug ins Private

Solche Quersubventionierungen sind keine Seltenheit im Luxussegment. Nur selten lassen sich mit dem operativen Betrieb die Investitionen amortisieren, oder sogar eine ansprechende Verzinsung des Eigenkapitals erreichen.

Für Orascom ist das Kapitel Börse nun abgeschlossen. Die Entwicklung in Andermatt geht weiter – abseits der Öffentlichkeit, ohne Quartalsberichte und ohne Aktienkurs. Erst kürzlich hatte Silvio Denz, zu dessen Luxusimperium Lalique ebenfalls mehrere Hotels mit Spitzengastronomie gehören, der Börse den Rücken gekehrt (finews.ch berichtete).