Nassef Sawiris sieht Private Equity auf einem absteigenden Ast

Der ägyptische Industrielle und Investor Nassef Sawiris hat sich in einem Interview kritisch zur Lage im Bereich Private Equity geäussert. Die Branche habe ihren Höhepunkt überschritten, und die Investoren seien angesichts der stockenden Kapitalrückführung frustriert.

Nassef Sawiris hat als Investor selbst einen Teil seines Vermögens in Fonds mehrerer Buyout-Firmen investiert. Gegenüber der «Financial Times» zeigte er sich frustriert angesichts der geringen Ausschüttungen der Private-Equity-Fonds in den vergangenen Jahren.

Die Unternehmen hätten Schwierigkeiten, sich aus ihren Investitionen zurückzuziehen, da sich die Geschäftsabschlüsse und Börsengänge nach der Pandemie nicht wie erwartet belebt hätten.

«Private Equity hat seine besten Tage hinter sich. Sie können nicht aussteigen. Exits sind sehr schwierig», sagte Sawiris gegenüber der Zeitung.

Die Investoren seien frustriert. «Sie sagen: Ich habe keine Rendite gesehen, ihr habt mir in den letzten fünf, sechs Jahren kein Geld zurückgezahlt.»

Die Private-Equity-Firmen würden die Strategie verfolgen, Vermögenswerte in einen neuen Fonds einzubringen, anstatt sie an einen neuen Eigentümer zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Dadurch würden sie weiterhin die Kontrolle behalten.

Der grösste Betrug

«Fortführungsfonds sind der grösste Betrug, den es je gegeben hat», kritisiert Sawiris weiter. Die Unternehmen würden sich auf den Standpunkt stellen, «wenn ich es nicht verkaufen kann, werde ich es weiter beleihen».

Sawiris führt derzeit die Aufspaltung seiner in den Niederlanden kotierten Firma OCI (ehem. Orascom Construction Industries) durch. Der Bruttoerlös aus dem Verkauf von Unternehmensteilen beläuft sich dabei auf 11,6 Milliarden Dollar. Das Unternehmen hat den Grossteil der Vermögenswerte veräussert, darunter sein weltweites Methanolgeschäft, Düngemittelbeteiligungen und ein kohlenstoffarmes Ammoniakprojekt in Texas.

Erfolgreiche Aufspaltung von OCI

Die Erlöse wurden genutzt, um Barmittel an die Aktionäre zurückzugeben. In vier Jahren seien 6,4 Milliarden Dollar ausgeschüttet worden.

Sawiris sagte, man habe beim Timing der Abschlüsse grosses Glück gehabt. Dabei verwies er auf die sinkenden Gaspreise oder die Turbulenzen bei Investitionen in Renewables.

Sawiris erwägt demzufolge, OCI in eine «Shell-Company» umzuwandeln und in verschiedene Unternehmen zu investieren. Er sei von einer Reihe von Private-Equity-Gruppen kontaktiert worden, die Käufer für ihre Investitionen suchen. Kein einziges davon habe er als attraktives Ziel gesehen.

Nassef ist der jüngere Bruder von Naguib und Samih Sawiris. Forbes schätzt sein Vermögen auf rund 8 Milliarden Dollar.