Die neue Führungsriege hat noch einige Altlasten abzuarbeiten. Eine davon betrifft den Fall «Windreich».

Wie kam der Knall bei J. Safra Sarasin draussen an? In der Berichterstattung setzt sich eine Interpretation recht häufig durch: Der Abgang des bisherigen Konzernchefs Joachim Strähle (Bild) erscheint ein letzter Beweis dafür, dass die Safra-Familie das Heft bei Sarasin entschieden in die Hand genommen hat.

«Die Bank Sarasin ist wieder ein reines Family Business», kommentiert etwa die «Börsen-Zeitung» in Frankfurt. Künftig würden wichtige Entscheidungen für die Basler nur noch in Brasilien gefällt.

«Komplette Absorption»

Ähnliches wittert «L'Agefi». Das Wirtschaftsblatt der Romandie hatte bereits am Mittwoch letzter Woche mit feiner Spürnase vermerkt, dass Joachim Strähle seit ungewöhnlich langer Zeit nicht mehr zu hören gewesen war – und dass wichtige Schlüsselfiguren die Bank Sarasin in jüngster Zeit verlassen hatten. Jetzt, nach Strähles offiziellem Abgang, interpretiert «L'Agefi» dies als «un pas supplémentaire vers une absorption complète» – als weiteren Schritt zur vollständigen Einverleibung des Hauses Sarasin durch das Haus Safra.

«Absolut beratungsresistent»

Die «Neue Zürcher Zeitung» kommentiert den Umsturz unter dem Titel «Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan». Strähles Bemühungen, den Verkauf der Sarasin-Mehrheit an Julius Bär zu verhindern, erscheinen darin (fast schon ironisch) als klassisches Eigentor; und am Ende schliesst die NZZ ihre Stellungnahme mit einem recht kräftigen Seitenhieb an die Safra-Gruppe: «Schon bald zeigte sich, dass die verschwiegene, autokratisch von Joseph Safra geführte Gruppe absolut beratungsresistent ist, keinerlei Informationsaustausch mit der Öffentlichkeit pflegt, absolut keine Einmischung von dritter Seite duldet – und selbst treuste Wegbereiter in die Wüste schickt.»

Strähle als Fiskus-Erleichterer

Im München baut die «Süddeutsche Zeitung» einen Zusammenhang zwischen Aktiendeals zur Steuerumgehung in Deutschland (bei denen Sarasin geholfen haben soll) und dem Abgang von Joachim Strähle – bis hin zur Verkürzung im Kopf des Artikels: «Der bisherige Vorstandsvorsitzende Strähle soll versucht haben, den deutschen Fiskus zu erleichtern», so die Erklärung für den Rücktritt. Eine Behauptung, der sich in dieser Verkürzung keineswegs halten lässt...

Aber dieselbe «Süddeutsche» hatte eben zufälligerweise am gleichen Montag melden können, dass ein deutscher Anleger Sarasin auf Schadenersatz verklagt und auch in Zürich eine Strafanzeige gegen drei Manager und einen ehemaligen Geschäftsführer eingereicht habe. 

Deutschland «auf dem Prüfstand»

Die Revolution bei Sarasin schwemmt in Deutschland auch die Causa «Windreich» wieder nach oben. Wir erinnern uns: Sarasin hat beim deutschen Windenergie-Pionier Windreich mindestens 70 Millionen Euro ausstehend –Insider sprechen sogar von 75 Millionen Euro.

Diese Summe liegt in der Grössenordnung eines Jahresgewinns bei Sarasin. Die Bank hatte den Kredit einst unter Verstoss gegen ihre eigenen Kreditrichtlinien vergeben. Sie trennte sich deswegen von Sarasin-Deutschlandchef Frank Niehage.

Wie das «Handelsblatt» in Düsseldorf nun berichtet, stehe das ganze Deutschlandgeschäft jetzt «auf dem Prüfstand»: «Die Bank soll dem Windpark-Entwickler Windreich einen Kredit gegeben und zugleich Anleihen der Firma an ihre Kunden vermittelt haben.»

Ein Sarasin-Sprecher wollte gegenüber dem «Handelsblatt» dazu keinen Kommentar abgeben. Der Banken-Regulator Finma stehe aber mit Sarasin in Sachen Windreich in Kontakt, wie ein Sprecher der Behörde gegenüber der Zeitung ausrichten liess. 

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