Der Konzernchef der Credit Suisse rechtfertigt sein Verbleiben an der Spitze der Bank mit einem neuen Argument.

Brady Dougan (Bild) wird nicht müde zu wiederholen, dass er als Verantwortlicher der Bank nicht verantwortlich für das Vergehen der Bank in den USA war, das zu einem Schuldeingeständnis und zu einer Rekordbusse von 2,5 Milliarden Franken geführt hat.

Am Mittwoch nun hat er dies in einem Interview mit dem Westschweizer Wochenmagazin «L'Hebdo» (Artikel kostenpflichtig) erneut getan: Auf die Frage, ob er den zahlreichen Appellen nach einem Rücktritt Folge leisten werde, erklärte Dougan – wie gehabt: Die Verantwortlichen hätten einen guten Job gemacht, das Problem zu lösen, das vor ihrer Zeit entstanden sei. Darum bleibe auch er der Bank verpflichtet.

Wie die andern – fest im Sattel

Doch dann zaubert der CS-Chef ein neues Argument aus dem Hut, das ihn auch weiterhin an der Konzerspitze legitimiert: «US-Banken sind noch schärfer bestraft worden als wir. Und deren Verantwortliche sind auch geblieben», erklärt Dougan.

Mit diesen Verantwortlichen ist vor allem Jamie Dimon von J.P. Morgan gemeint. Die Bank hat in den vergangenen zwei Jahren mehr als 25 Milliarden Dollar an Bussen und Zahlungen geleistet, um ihre diversen Fehltritte zu begleichen. Dimon scheint aber unantastbar zu sein.

Die Credit Suisse hingegen schon

Und noch ein Beispiel: Die Bank of America zahlte vergangenen März allein 9,5 Milliarden Dollar an Bussgeldern wegen Betrügereien mit Hypothekenanleihen. Und auch ihr Chef, Bryan Moynihan, sitzt nach wie vor fest im Sattel.

Was Dougan dabei unterschlägt, ist der nicht unerhebliche Unterschied, dass keine US-Bank verurteilt und als «kriminelle Organisation» abgestempelt wurde – die Credit Suisse hingegen schon.

Eine interessante Erkenntnis

Es sind nach wie vor die grossen Häuser an der Wall Street, welche die Massstäbe für den Rest der Bankenwelt setzen. Sitzen ihre Chefs Krisen aus und weigern sich, «ihrer» Bank durch einen Rücktritt einen Neubeginn zu ermöglichen, sehen das die Bankoberen anderer Institute ebenso – und harren aus.

Kassieren die Chefs der Wall-Street-Banken zweistellige Millionengehälter und Boni, so legitimiert das – «aus Konkurrenzgründen» – auch andere Banken wie die CS, UBS oder die Deutsche Bank, solche Saläre zu bezahlen.

Mehr Lohn für «guten Job»

Unter diesen Prämissen könnte Dougan für den «guten Job», den er mit der Beilegung des Steuerfalls in den USA gemacht hat, für 2014 also eine deutliche Lohnerhöhung erhalten.

Schliesslich hat J.P.-Morgan-CEO Dimon im Jahr 2013 mit 20 Millionen Dollar auch eine Lohnerhöhung von 74 Prozent erhalten; unter anderem dafür, dass seine Bank mehr als 25 Milliarden Dollar an Bussen bezahlen musste.

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