Es ist ein beispielloser Fall auf dem Schweizer Finanzplatz: Die Finma hat die Auflösung der Tessiner Privatbank BSI wegen Geldwäscherei angeordnet. Es könnte der Anfang eines noch grösseren Bebens sein.

Nach über zweieinhalb Jahre dauernden und sehr komplexen Untersuchungen hat die Finma nicht lange gefackelt: Am Dienstag ordnete die Behörde an, die Tessiner Privatbank BSI aufzulösen.

Im Einklang mit der Schweizer Aufsicht erging dieselbe Anordnung in Singapur: Dort darf die BSI fortan nicht mehr geschäften. Für die MAS, die Singapurer Finanzmarktaufsicht, ist der Fall BSI der bislang gravierendste in der Geschichte des Finanzplatzes.

Der grosse Knall

Auf dem Schweizer Finanzplatz ist es ein ganz grosser Knall. Finma-Direktor Mark Branson sagte am an einer Telefonkonferenz, noch nie habe die Bankenaufsicht ein Institut dieser Grösse und Wichtigkeit wie die BSI zur Aufgabe zwingen müssen.

Wenn die BSI nicht gerade von der EFG International übernommen würde, hätte das Institut wohl gleich aufgegeben werden müssen. «Diese Frage hat sich uns angesichts des laufenden Übernahmeprozesses gar nicht gestellt», erklärte Branson indes.

BSI-Manager ausgeschlossen

Nun gilt: BSI muss innerhalb der nächsten zwölf Monate integriert sein, danach darf die Tessiner Bank nicht mehr existieren. Führende Manager und Verwaltungsräte der BSI dürfen bei der EFG International keinen Posten übernehmen. BSI-Chef Stefano Coduri hat bereits seinen Rücktritt bekanntgegeben.

Auf einem Finanzplatz, der seit über 20 Jahren bezüglich Geldwäscherei höchst sensibilisiert ist, muten die Vergehen der BSI geradezu halsbrecherisch an.

Ein-mal-Eins der Geldwäscherei

Management und Verwaltungsrat – bis 2012 war Alfredo Gysi CEO der Bank, danach bis Herbst 2015 Verwaltungsratspräsident – akzeptierten von 2011 an, dass Staatsfonds und politisch exponierte Personen die Konten der BSI zum Durchlauf von Transaktionen benutzten.

Berater der BSI bauten ihren Kunden Zwischenstrukturen auf, sodass Transaktionen und die Personen dahinter selbst für die BSI nicht mehr kenntlich waren – das Ein-mal-Eins der Geldwäscherei.

Die Finma hatte dies bereits 2013 bemerkt – vorderhand ohne von den Hintergründen um den malaysischen Staatsfonds 1MDB zu wissen – und im selben Herbst das Management ungewöhnlich scharf auf die Mängel aufmerksam gemacht. Vergeblich. Branson sagte lapidar: «Die Bank verstand das Geschäft zu wenig, aber es war zu lukrativ, um es aufzugeben.»

Erhöhtes Risiko auf dem Finanzplatz

Der Finma-Direktor hatte an der Jahrespressekonferenz im vergangenen April unmissverständlich gesagt, dass Geldwäscherei und Korruption auf dem Schweizer Finanzplatz wieder ein erhöhtes Risiko darstellten.

Die Verwicklungen von Schweizer Instituten in den 1MDB-Fall stellen nur einen Teil dieses Risikos dar. Da ist auch der Petrobras-Korruptionsfall in Brasilien, der ebenfalls riesige Ausmasse hat und in dem ebenfalls Schweizer Banken mit drinstecken – auch die BSI.

Branson sagte nun, die Expansion des Schweizer Private Bankings in Schwellenländer und die Geschäfte mit dort ansässigen politischen Exponenten seien der bestimmende Faktor dieses zunehmenden Geldwäscherei-Risikos.

Unfähig oder unbelehrbar

Entweder nehmen die Institute diese Risiken bewusst in Kauf, wie im Falle der BSI. Oder sie verfügen nicht über die entsprechenden Kontroll- und Überwachungsfunktionen, um diese Risiken zu entdecken und entschärfen.

Das Ausschalten der BSI durch Finma und die Singapurer MAS ist für das Schweizer Private Banking allerdings mehr als ein Warnzeichen. Effektiv müssen weitere Banken zittern.

Sechs weitere Banken

Denn neben der BSI hatte die Finma im Zusammenhang mit den Fällen 1MDB und Petrobras gegen sechs weitere Bank so genannte Enforcementverfahren eröffnet.

Welche Institute dies sind, verschwieg Branson noch am Dienstag. Bekannt ist jedoch, dass die von der UBP übernommene Coutts Privatbank Geschäfte mit 1MDB getätigt hatte. Auch die Falcon Private Bank wurde in diesem Zusammenhang genannt.

Die Bank kommentierte eine Anfrage von finews.ch nicht, ob sie Gegenstand eines Enforcementverfahrens sei. Weiter bekannt ist, dass neben der Deutschen Bank auch die US-Banken J.P. Morgan und Goldman Sachs im Dunstkreis von 1MDB tätig waren.

Auch die Grossbanken stecken drin

Gegen J.P. Morgan (Suisse) in Genf ist bereits eine Strafanzeige eingereicht worden. Auch die Bank Edmond de Rothschild steckt in der 1MDB-Affäre – über ihren Luxemburger Ableger.

In den Petrobras-Skandal sind in der Schweiz neben BSI auch Julius Bär sowie die Grossbanken UBS und Credit Suisse involviert.

Es ist zu erwarten, dass sowohl Finma als auch die MAS nun alles daran setzen, die Geschäfte der betroffenen Banken bis ins letzte Detail zu durchleuchten, ihre Vergehen öffentlich zu machen und die Institute zu sanktionieren.

Sowohl für den Schweizer wie auch für den Singapurer Finanzplatz steht eine Reputation auf dem Spiel.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.31%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.14%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.41%
pixel