Leonteq-CEO Jan Schoch sagt im Interview mit finews.ch, wie er verlorenes Investorenvertrauen wieder zurückgewinnen will und warum das Geschäftsmodell der Derivate-Plattform hält, was es verspricht.


Herr Schoch, Investoren haben sich in den vergangenen zwölf Monaten in Massen von Leonteq verabschiedet. Zuletzt hat aber der Schweizer Investor Veraison um Gregor Greber eine 5-Prozent-Beteiligung aufgebaut. Wie wichtig ist für Sie dieser Vertrauensbeweis?

Wir begrüssen grundsätzlich jedes Interesse an der Leonteq-Aktie. Über einzelne Aktionäre äussern wir uns nicht.

Die Volatilität in der Leonteq-Aktie ist sehr hoch. Befürchten Sie, dass diese ihren Hauptaktionär Raiffeisen veranlasst, dessen Beteiligung von 29 Prozent einen erheblichen Einfluss auf das eigene Ergebnis hat, den Anteil zurückzufahren?

Das Commitment der Raiffeisen Gruppe zu Leonteq ist nach wie vor sehr hoch, und es hat sich innerhalb der Aktionärsgruppe weder seitens Raiffeisen noch seitens der Gründungspartner etwas geändert. Raiffeisen hat dies im vergangenen Jahr im Zuge verschiedener Transaktionen mehrfach bestätigt.

Im ersten Halbjahr 2016 hat sich Leonteq auch in schwierigen Marktverhältnissen bewiesen, wie Sie sagen. Haben Sie damit auch die zuletzt bestehenden Zweifel am Geschäftsmodell von Leonteq widerlegen können?

Es braucht sicherlich noch Zeit, nach einer Phase der hohen Volatilität im Aktienkurs das Vertrauen wieder gänzlich herzustellen. Was uns im ersten Halbjahr 2016 gut gelungen ist: Unser Partnergeschäft ist sehr stark gewachsen.

«Wir konnten den Wegfall von DBS gut kompensieren»

Damit haben wir auch die Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells unter Beweis stellen können. Zweitens haben wir mit dem Wachstum von mehr als 50 Prozent in Asien bewiesen, dass wir den Wegfall des Partners DBS gut kompensieren konnten und die Abhängigkeit von diesem einen Partner nicht in dem Ausmass war, wie es Investoren befürchtet haben.

Ihr strategischer Fokus liegt auf dem Ausbau des Partnergeschäftes, Finteq wie Sie es nennen. Doch liegen die Margen im eigenen Emissionsgeschäft deutlich höher. Was erhoffen Sie sich vom Finteq-Geschäft?

Das ist richtig, die Marge im eigenen Emissionsgeschäft liegt höher. Wir haben den Markt auch darauf hingewiesen, dass die Marge im Finteq-Geschäft auf rund 80 Basispunkte fallen kann, derzeit ist sie immerhin bei 93 Basispunkten. Der Fokus auf dem Finteq-Geschäft ist jedoch gewollt, denn damit senken wir die Risiken auf der eigenen Bilanz. Wenn wir eigene Emissionen machen, müssen wir das beschaffte Geld laufend wieder anlegen.

«Ich bin zuversichtlich für weitere Partnerschaften»

Das macht bei unserem Geschäftsmodell, welches keine Hypotheken- oder sonstige Kreditgeschäfte beinhaltet, wenig Sinn. Partnerbanken hingegen haben ein intrinsisches Interesse daran. Ein weiterer Punkt ist, dass das Finteq-Geschäft sehr viel weniger kapitalintensiv ist als das eigene Emissionsgeschäft. Das bedeutet: Die Marge im Partner-Geschäft ist zwar tiefer, aber die Rendite auf dem Eigenkapital deutlich höher.

Sie haben derzeit sieben Partner auf ihrer Plattform und gemäss eigenen Angaben eine Pipeline von 25 weiteren Partnern. Wie viele von denen kommen schlussendlich an Bord?

Wir haben aus der Vergangenheit gelernt und sind deutlich konservativer in unseren Aussagen geworden. Beabsichtigte Partnerschaften werden darum namentlich erst angekündigt, wenn die entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet und die Produkte auf der Plattform verfügbar sind. Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir die Plattform ausbauen können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir im kommenden Halbjahr weitere Partnerschaften eingehen werden.

Innovationen sind ein wichtiger Fokus bei Leonteq. Sie haben dieses Frühjahr in Singapur Teqlabs in Betrieb genommen. Kürzlich haben Sie an einer Veranstaltung ein neues Leonteq-Betätigungsfeld vorgestellt, in dem es um den Zugang zu Robo-Advisor-Dienstleistungen geht. Können Sie mehr dazu sagen?

Diese Aktivitäten befinden sich erst im Aufbau. In Teqlabs, das vom Economic Development Board in Singapur unterstützt wird, sollen IT-Spezialisten und Programmierer die Entwicklung neuer Fintech-Services voranbringen. Dabei geht es insbesondere auch um Dienstleistungen, die speziell in Asien von Interesse sind. Das kann auch Robo-Advisor-Services einschliessen, doch mehr möchte ich zu diesem Engagement im Moment nicht sagen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.52%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.26%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.12%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel