Evrard Bordier, Leiter der gleichnamigen Privatbank in Singapur, ist nicht der Ansicht, dass in seinem Metier nur die kritische Masse zählt. Er setzt auch auf die «menschliche Dimension» und auf Partnerschaften.

Im Banking ist es nicht anders als in anderen Industrien. Entweder man zählt zu den grössten in der Branche und profitiert von Skaleneffekten oder man besetzt eine Nische und versucht, mit enger Betreuung und Individualität zu punkten.

Die Genfer Traditionsbank Bordier hat sich der zweiten Strategie verschrieben. «Wir wollen als die beste Boutique-Bank im Markt wahrgenommen werden», sagte Evrard Bordier kürzlich gegenüber der asiatischen Wealth-Management-Plattform «Hubbis».

Eine Bank müsse heutzutage fähig sein, Kompetenzen zu bündeln, und zwar unabhängig von ihrer Grösse, so Bordier weiter. In diesem Zusammenhang hat Bordier unlängst ein bankeigenen Inkubator für Finanzinnovationen gegründet, wie auch finews.ch berichtete. 

Die Vorteile der Kleinen

Eine überschaubare Grösse hat laut Bordier durchaus Vorteile: «Wir müssen keine Horden von Bankern anheuern, um die Infrastruktur auszulasten. Stattdessen können wir opportunistisch agieren».

Zudem sei es heutzutage ohnehin schwierig, die erfolgreichsten Kundenberater an Bord zu holen, angesichts der verstärkten Bemühungen der Banken, ihre Topberater und deren Kunden in den eigenen Reihen zu behalten, stellt der Gesellschafter fest. 

Um Marktanteile zu gewinnen sei es zentral, auf ein oder zwei Gebieten eine «einzigartige Position» zu erreichen. «Wir müssen nicht in allem gut sein», so Evrard weiter, der seit der Eröffnung des Standorts in Singapur im Jahre 2011 dort als Leiter agiert.

Es braucht eine «menschliche Dimension»

Die 1844 gegründete Traditionsbank setze stattdessen auf eine echte individuelle Beratung, «welche auf die wahren Bedürfnisse des Kunden ausgerichtet ist, und zwar während seines ganzen Lebens».

Bordier nennt dies die «menschliche Dimension» in der Beratung. Nur damit könne man eine nachhaltige Vertrauensbasis zwischen Kunde und Bank aufbauen, ist er überzeugt. «Wenn uns dies gelingt, dann ist der Kunde auch bereit, für unsere Arbeit zu bezahlen», so der Gesellschafter, der die Bank in fünfter Generation führt.

Onshore-Trend als Herausforderung

Um bei potenziellen Kunden wahrgenommen zu werden, braucht es aber auch Visibilität. Dies ist unter anderem der Grund, weshalb diverse Finanzinstitute vor Ort Niederlassungen errichten, also Onshore gehen.

Für Bordier ist der Onshore-Trend «eine Herausforderung». Denn die Bank werde ihr Geschäftsmodell nicht weiter in lokalen Märkten verankern.

Die in Genf ansässige Bank unterhält neben Filialen in der Schweiz auch Niederlassungen in Paris, London, Montevideo und seit 2011 auch in Singapur. 

Wachstum über Allianzen

Stattdessen sieht Bordier den Schlüssel, um neue Kundengelder anzuziehen und die Ertragskraft zu steigern, ohne dabei die Fixkosten zu erhöhen, in Allianzen und Partnerschaften mit anderen Finanzinstituten. Eine ähnliche Strategie verfolgen auch Lombard Odier oder Vontobel in Asien.

Bordier bietet ihr Wealth-Management-Knowhow gegen Entgelt anderen Banken an, die Onshore ein Vermögensverwaltung-Geschäft aufbauen wollen. Gleichzeitig hofft Bordier vom Partner, Kunden zugeschanzt zu bekommen, die zum Beispiel in Singapur betreut sein wollen.

Ende des vergangenen Jahres ist Bordier denn auch ein Coup gelungen. Sie wurde Hauptpartnerin der Vermögensverwalter-Plattform E-Merging, nachdem es dem Betreiber der Plattform, Olivier Collombin gelungen war, sich von der ehemaligen Eigentümerin Lombard Odier loszukaufen, wie auch finews.ch berichtete. 

 

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