Hanspeter Ackermann hat einer Bank, die ihm zufolge keiner kannte, einen neuen Namen gegeben. Vor Seinesgleichen erklärte der CEO der Bank Cler, warum der Zeitpunkt für die aufwändige Übung nicht besser hätte sein können.

Cler, was im Rätoromanischen «einfach» oder «klar» bedeutet, das hat dem zwischen Thusis und Chur aufgewachsenen Hanspeter Ackermann natürlich nahegelegen.

Der Favorit des Chefs machte das Rennen. Seit Ende letzten Mai firmiert die vom Bündner geführte Bank Coop unter dem neuen Namen, wie auch finews.ch berichtete. Und unter einem neuen Programm: Kunden sollen ihre Bankgeschäfte unkompliziert und rasch erledigen können, Bankprodukte verständlicher werden, verspricht das Institut.

36 Teilprojekte jonglieren

Damit hören die Ambitionen nicht auf, wie Ackermann am (gestrigen) Dienstag anlässlich des vom Schweizer Finanzportal «schweizeraktien.net» und der Nebenwerte-Informationsplattform OTC-X sowie der Bank Vontobel ausgerichteten «Branchentalk Regionalbanken» berichtete. «Was da abgeht seit zwei Monaten, raubt mir den Atem», berichtete Ackermann aus der Werkstatt.

Luft holen, das geht jetzt zwar einfacher bei der Bank Cler, da dort niemand Krawatte tragen muss. Das Poschettli des CEO richtet allmorgentlich dessen Tochter – auf die Gefahr hin, das es während des Tages verrutscht.

36 Teilprojekte habe es beim Rebranding im Auge zu behalten gegolten, berichtete Ackermann. 200 Geheimnisträger hätten dichthalten müssen. Und dann die Kosten: «Was mit unserem Kosten-Ertrags-Verhältnis passiert, tut richtig weh», gibt der Banker freimütig zu.

Besser wirds nicht mehr

Trotzdem hätte der Moment, einen Strich zu ziehen und mit einem neuen Namen, einer neuen Strategie, teils neuer Geschäftleitung und mit einer neuen Eignerstruktur loszuziehen, nicht günstiger gewählt werden können. «Einfach, weil es im Banking nicht mehr besser wird», so Ackermann, der zuvor bei der Grossbank Credit Suisse Karriere machte.

Das war der Umstand, das 60 Prozent der Privatkunden der Bank Coop älter als 50 Jahre alt sind. Dass das Zinsengeschäft 70 Prozent der Bankbilanz beanspruchte. Und dass eine eigenständige Digitalisierung unter dem «Coop»-Brand ein Ding Unmöglichkeit war. Am schlimmsten aber: «Man hat uns nicht gekannt, obwohl wir schweizweit Filialen unterhalten.»

Für einen wie Ackermann, der findet, in «der Masse liegt die Klasse», eine Sackgasse. Unter dem neuen Brand will er mit dem Institut «substanziell wachsen». Dazu braucht es Bekanntheit. Ein erster Schritt ist die grossflächige Plakatekampagne in der ganzen Schweiz.

Eine aufregende Welt

Weitere Schritte sollen folgen: Eine Virtuelle Bank, digitale Angebote, ja gar die Öffnung von Schnittstellen für Partner aus anderen Industrien.

«Wir stehen vor einer aufregenden neuen Welt, die für eine traditionelle Regionalbank nicht einfach zu erobern ist», blickte Ackermann in die Zukunft. Eine jüngst veröffentlichte Branchenstudie gibt ihm da recht. Wer wie die Bank Cler mit Traditionen bricht, dem fällt der Aufbruch wohl leichter.

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