Die Singapurer Behörden haben ihre zweijährigen Untersuchungen im Geldwäscherei-Skandal um den 1MDB-Staatsfonds abgeschlossen. Eine Reihe von Schweizer Bankern muss aber weiterhin schwitzen. Eine Übersicht.

Ravi Menon (Bild unten) war schockiert. Wie die Schweizer Privatbank BSI in der Sache 1MDB gehandelt habe, sei «der schlimmste Fall von Kontrolllücken und schwerem Fehlverhalten», den er jemals auf dem Singapurer Finanzplatz erlebt habe, sagte der Chef der Singapurer Finanzaufsichtsbehörde Monetary Authority of Singapore (MAS) bereits vor gut einem Jahr.

Ravi Menon 500

Aufgrund der zweijährigen Ermittlungen der MAS kamen bislang sechs Banker vor Gericht und wurden teils zu Gefängnisstrafen verurteilt. Unter ihnen war der frühere Leiter des Singapurer Sitzes Schweizer Falcon Private Bank, Jens Sturzenegger, wie auch finews.ch berichtete.

BSI und Falcon: Koffer packen

Die MAS sprach Bussen in der Gesamthöhe von 30 Millionen Dollar gegen eine Reihe von Banken aus, darunter gegen die UBS, die Credit Suisse, Standard Chartered, Coutts International sowie gegen die lokalen Institute DBS und UOB wie auch gegen die Falcon Private Bank und die Tessiner BSI.

Die letztgenannten Institute traf es am härtesten: Mit der Busse kam auch der Befehl, die Koffer zu packen. Beide Banken verloren in Singapur ihre Lizenz. Während sich die BSI in die Arme der Privatbank EFG International retten konnte, war für Falcon der Lizenzentzug ein tiefer Einschnitt und gleichzeitig der Auftakt für einen umfassenden Neubeginn in Zürich, wie auch finews.ch berichtete.

Noch nicht vom Haken

Von der BSI mussten bislang drei Banker vor Gericht erscheinen. Yeo Jiawei wurde in einer ersten Instanz zu 30 Monaten Haft verurteilt. Er hat jedoch Rekurs gegen das Urteil eingereicht. Er muss für weitere Anklagepunkte nochmals vor Gericht verantworten. Yak Yew Chee sowie Seah Mei Ying (auch bekannt als Seah Yew Foong Yvonne) bekannten sich schuldig und erhielten Gefängnisstrafen von 18 respektive 2 Wochen und Bussen. 

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Noch nicht vom Haken sind der Schweizer Hanspeter Brunner, einstiger Asien-Chef der BSI, und sein Stellvertreter Raj Sriram (Bild oben). Gegen die beiden laufen die Ermittlungen in Singapur noch immer.

Mindestens eine Anklage

Wie finews.ch erfahren hat, verfolgt die Staatsanwaltschaft das Ziel, zumindest einen der beiden wegen strafbarer Handlungen anzuklagen. Brunner, 2010 noch als Asiens «Private Banker des Jahres» gefeiert, darf Singapur nicht verlassen, bis der Fall bei den Akten liegt.

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(Bild: Keystone)

Bei der Falcon Private Bank sind die 1MDB-Spuren bereits weitgehend getilgt. Wie finews.ch vergangene Woche exklusiv berichtet hat, ist Sturzenegger (Bild oben) aus dem Gefängnis in Singapur entlassen worden und in die Schweiz zurückgekehrt.

Auch Finma ermittelt noch

Er ist bislang der einzige Schweizer Banker, der im 1MDB-Fall verurteilt wurde. Derweil hat die Falcon Private Bank in Singapur ihre Zelte noch nicht ganz abgebrochen. Sie arbeitet in einem temporären Büro im Centennial Tower im Finanzdistrikt Singapurs an der Abwicklung und wird ihre Banklizenz vermutlich in Kürze abgeben.

Während Brunner und Sriram in Asien auf heissen Kohlen sitzen und ein Strafverfahren befürchten müssen, laufen auch in der Schweiz Untersuchungen gegen fehlbare Banker in Sachen 1MDB. Bekannt ist dabei lediglich, dass es sich um je zwei Vertreter der BSI und der Falcon Private Bank handelt.

Fisch stinkt vom Kopf her

Die Finma hat sich dabei offenbar mehr auf die BSI und ihr Management eingeschossen. Öffentlich hatte Finma-Chef Mark Branson kritisiert, dass bis ins Top-Management der BSI hinauf eine kritische Haltung gefehlt habe, die substanziellen Risiken im Zusammenhang mit den 1MDB-Kundenverbindungen zu erkennen.

Die Finma machte mit dieser Äusserung unmissverständlich klar, dass sie der Meinung ist, bei der BSI stinke der Fisch vom Kopf her.

Problemlose 1MDB-Beziehungen

Ähnlich deutlich, aber an andere Empfänger adressierte die Finma ihre Kritik an der Falcon Private Bank. Das Institut sei von seinen Besitzern in Abu Dhabi und dessen Vertretern Khadem al-Qubaisi und Mohamed Badawy al-Husseiny «gehijackt» worden.

Diese hätten die Bank für persönliche Zwecke missbraucht. Allerdings muss diese Kritik auch an den vormaligen CEO Eduardo Leemann (Bild unten) gehen, der die 1MDB-Beziehungen noch öffentlich verteidigt und als problemlos dargestellt hatte.

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Auf Geheiss der Finma musste die Falcon Private Bank ihren Verwaltungsrat und ihr Management neu zusammenstellen.

Weggegangen und weggefegt

Leemann gehört wie auch der frühere BSI-Chef Stefano Coduri sowie die Verwaltungsräte al-Qubaisi and al-Husseiny zu jenen Personen, die 1MDB-Skandal regelrecht weggefegt hat.

Andere, wie der frühere Falcon-COO Tobias Ungerer, hatten es vorgezogen, vor dem aufziehenden Gewitter frühzeitig zu fliehen. Ungerer arbeitet heute beim Bankensoftware-Dienstleister Avaloq.

Überschattetes Vermächtnis

Von der Bildfläche verschwunden ist neben Hanspeter Brunner auch Alfredo Gysi, der sein BSI-Verwaltungsratspräsidium nach der Übernahme durch die EFG International abgegeben hatte. Sein Vermächtnis wird wohl für immer mit dem 1MDB-Skandal überschattet sein.

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Gysi hatte sich in einem Schreiben persönlich an Yak Yew Chee gewandt und ihm für seine «fantastischen Erfolge» gratuliert. Yak bekannte sich vergangenes Jahr vor einem Singapurer Gericht für schuldig und sass eine Gefängnisstrafe ab.

Drei weitere Banken im Visier

Es ist unbekannt, welche BSI- und Falcon-Banker die Finma ins Visier genommen und ein Enforcement-Verfahren gestartet hat. Ebenso schwer ist absehbar, was die Ergebnisse und Folgen dieser Verfahren sein werden.

Ausstehend sind zudem die Ergebnisse von Ermittlungen bei drei weiteren Banken in Sachen 1MDB. Auch hier ist öffentlich nicht bekannt, um welche Institute es sich handelt.

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