Inzwischen haben die Schweizer Banken ein Milliardenvolumen ausgelagert. Überraschenderweise sind sie deswegen nicht viel effizienter geworden, behauptet eine neue Studie.

Das Auslagern von Diensten – zu Englisch Outsourcing – ist aus dem Schweizer Bankwesen nicht mehr wegzudenken. Spezialisierte Unternehmen wie die Swisscom oder Avaloq nehmen den Instituten inzwischen fast alles ab, was nicht dem Frontgeschäft zuzuordnen ist.

Das gilt nicht zuletzt fürs Retailbanking: Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) kommt in einer aktuellen Studie zum Schluss, dass in diesem Segment inzwischen neun von zehn Geldhäusern Services und Dienstleistungen auslagern.

Die Studienautoren rechneten dabei das bei 43 Retailbanken ermittelte Outsourcing-Volumen auf branchenweit rund 2,2 Milliarden Franken hoch. Davon entfallen laut der Erhebung 1,75 Milliarden Franken oder 80 Prozent auf Dienstleistungen im IT-Bereich. Rund 350 Millionen Franken werden für Verarbeitungsleistungen, insbesondere für Wertschriften und Zahlungsverkehr ausgegeben. Tendenz steigend, wie das IFZ feststellte. «Die Verantwortlichen der Banken planen für die Zukunft in sämtlichen Bereichen weiteres Outsourcing.

Freunde fürs Leben

Auf die Outsourcing-Anbieter kommt dabei relativ sicheres Geschäft zu. Denn: fast alle befragten Banken würden sich wieder für ein Outsourcing mit dem bisherigen Partner entscheiden, und nur wenige sind mit den Dienstleistungen unzufrieden, so der Bericht.

Interessanterweise beruhen jene Beziehungen – wie im richtigen Leben – zuweilen auf Wunschdenken. So halten die Banken laut der Umfrage Kostenüberlegungen für sein «sehr relevantes» Argument fürs Outsourcing (siehe Grafik unten). Dazu stellten die Wissenschafter am IFZ aber fest, dass Banken mit einem tendenziell höheren Outsourcing-Anteil nicht effizienter oder weniger effizient sind als Mitbewerber. «Die Kosteneffizienz einer Bank wird offensichtlich von anderen Faktoren geprägt», so die Autoren.

Damit dürfte das bisher vorherrschende Interesse, mit dem Outsourcing Kosten zu minimieren, beidseitig an Bedeutung verlieren, glauben sie. Doch was «nützt» das Auslagern dann?

SourcingTab 644

Viel zu statisch

Die IFZ sieht im Sourcing künftig vor allem einen Gewinn für die Flexibilität von Banken. Allerdings seien die Beziehungen heute zwischen Geldhäusern und Auslagerungs-Spezialsten noch viel zu statisch. Es mangle insbesondere beim Erkennen von Bedürfnissen an Dynamik, so die Kritik.

Gut möglich, dass dies die bestehenden «Sourcing-Ehen» noch auf die Probe stellen wird. Mit der Ankunft von Cloud-Diensten und «Banking as a Service» werden die beiden Seiten noch enger zusammenarbeiten müssen. Beziehungen, welche der gesteigerten Dynamik nicht gerecht werden, können hingegen die Banken in ihrer zukünftigen Entwicklung behindern, warnt das IFZ. Dann müsste einer der Partner wohl doch die Trennung fordern.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.45%
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