Die grösste der Genfer Privatbanken gilt als Hort der Stabilität. Im ersten Semester 2022 ist Pictet aber sichtlich in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die noble Genfer Privatbanken-Gruppe Pictet hat im ersten Semester einen Gewinneinbruch von 40 Prozent zum Vorjahr erlitten, wie aus einer Mitteilung vom Mittwoch hervorging. Das ist vor allem auf den ausserordentliche Gewinn im Vorjahreszeitraum zurückzuführen, der aus dem Verkauf (Sale and lease back) des Hauptgebäudes in Genf stammte. Ohne diesen Sonderposten hätte der Gewinn mit 380 Millionen Franken gegenüber der Vergleichsperiode minimal zugenommen.

Mehr Ertrag auf kleinerem Volumen

Deutlich zurückgegangen sind auch die verwalteten Vermögen. Gegenüber Ende 2021 sanken die Kundengelder von 698 Milliarden Franken auf 610 Milliarden Franken. Vor Jahresfrist hatte die Privatbank rund 690 Milliarden Franken verwaltet, woraus sich nun ein Minus von 80 Milliarden Franken oder knapp 12 Prozent ergibt. Zu bedenken ist, dass die Hälfte des Geschäfts des Geldhauses aus dem Asset Management stammt, das den Börsenbewegungen deutlich stärker ausgesetzt ist als das Private Banking.

Zu Neugeldzflüssen oder dem Abluss von Kundengeldern machte die Gruppe am Mittwoch keine Angaben – für diese Kennzahl muss das Publikum den Jahresbericht abwarten.

Auf dem gesunkenen Volumen hat Pictet nochmals mehr verdient. Der Betriebsertrag belief sich im ersten Semester auf 1,577 Milliarden Franken, 2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Gesamtaufwand vor Steuern nahm um 3 Prozent auf 1’110 Milliarden Franken zu.

«Brüchige Weltordnung»

Der geschäftsführender Senior-Teilhaber Renaud de Planta, der dem Vernehmen nach die Bank als Festung für die Vermögen ihrer reichen Kundschaft betrachtet, kommentierte dazu: «Nach zwei Jahren Pandemie und dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die Welt in eine neue, brüchig gewordene Weltordnung eingetreten. Beide Ereignisse haben die makroökonomischen Bedingungen der letzten zwei Jahrzehnte stark verändert, mit einem Wechsel von niedriger Inflation und niedrigen Zinsen hin zu hoher Inflation und steigenden Zinsen.»

Der Effekt des marktbedingten Rückgangs der verwalteten Vermögen sei durch die steigende Zinsen zumindest teilweise kompensiert worden, berichtete de Planta weiter. Pictet investiere weiterhin in Technologie und Talente und konzentriere sich darauf uns, Wert für die Kundinnen und Kunden zu schaffen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.91%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel