Die Schweizer Währungshüter wissen, dass ihre Zinspolitik nicht nur auf Gegenliebe stösst. Darum nahm sich Notenbank-Präsident Thomas Jordan an der Generalversammlung in Bern ausführlich Zeit, sie zu begründen – und spendete auch etwas Trost.

Mit der Senkung des Leitzinses auf minus 0,75 Prozent begegnete die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Januar 2015 einer Situation, die sie heute als aussergewöhnlich einschätzt: Der Mindestkurs des Franken gegenüber dem Euro war (damals) wegen der Lockerung der Geldpolitik im Euroraum nicht mehr nachhaltig und deshalb beschloss sie, «unkonventionelle Instrumente» einzusetzen, wie Thomas Jordan, der Präsident des SNB-Direktoriums, an der Generalversammlung vom (heutigen) Freitag im Kursaal Bern erklärte.

Nur, seit damals sind mehr als vier Jahre vergangen, und die Zinsen sind immer noch auf dem gleichen Stand – Pensionskassen, Kleinsparer und Banken klagen zum Teil immer lauter über diese Politik. Darum nahm sich Jordan am Freitag ausführlich Zeit, die Politik auch für eine breitere Bevölkerung verständlich zu machen.

Glimpflich durch schwierige Jahre gekommen

So ist Jordan überzeugt, dass die Schweizer Wirtschaft dank der ergriffenen Massnahmen der SNB «glimpflich durch die schwierigen Jahre nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise» gekommen ist: «Die unkonventionelle Geldpolitik der SNB (hat) die Störungen aus dem Ausland stark abgefedert» und der Negativzins dabei einen wichtigen Beitrag geleistet.

Ohne Negativzins und ohne Interventionen am Devisenmarkt wäre der Franken viel stärker, die Inflation deutlich ins Negative gesunken, das Wachstum hätte sich abrupt verlangsamt und die Arbeitslosigkeit wäre stark gestiegen, so Jordan.

Thomas Jordan: «Eines Tages...»

Der oberste Währungshüter liess jedoch wenig Hoffnung aufkommen, dass die Zinspolitik bald wieder in konventionelle Bahnen gelenkt werden kann: «Eine Aufhebung des Negativzinses würde der Schweizer Wirtschaft heftig zusetzen», so Jordan. Und auch die Pensionskassen und der übrige Finanzsektor würden kaum profitieren. Denn mit der erwartbaren Aufwertung des Franken geriete die wirtschaftliche Dynamik unter Druck und damit bliebe das Zinsniveau insgesamt niedrig:

«Unter dem Strich würde sich die Lage von Sparern, Pensionskassen, Lebensversicherungen und Banken also kaum wesentlich verbessern», so Jordan im Klartext. Etwas Trost vermochte Jordan trotzdem zu spenden: «Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eines Tages wieder zu positiven Zinsen zurückkehren werden». Klingt, als könnte es noch eine ganze Weile dauern.

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