Schwerreiche Russen bringen angesichts der Sanktionen des Westens ihre Schäflein ins Trockene. Bei Superjachten gibt es dafür nur noch wenige Destinationen.

Einst ging der Witz um, wenn ein Oligarch dem anderen so richtig eins auswischen wolle, schenke er ihm eine Superjacht: Angesichts der exorbitanten Betriebskosten kann sich ein solches Schiff schnell einmal als finanzielles Risiko erweisen.

Inzwischen haben zumindest die Russen unter den schwerreichen Osteuropäern ein neues Problem mit den Luxus-Kähnen: Sie müssen fürchten, dass diese festgesetzt und unter dem sich ausweitenden Sanktionsregime des Westens gegen Russland vorübergehend beschlagnahmt werden.

Frachter sitzen fest

Dieses Regime hat sich inzwischen auch auf die Meere verlagert; so hinderte etwa Frankreich einen Frachter mit Destination Russland am Auslaufen, während Grossbritannien seine Häfen für Schiffe unter russischer Flagge gesperrt hat. Demgegenüber sitzen über 100 Handelsschiffe aus aller Welt in Häfen im Kriegsgebiet fest, wie das deutsche «Handelsblatt» berichtete. Und die Jachten der russischen Oligarchen?

Einem Bericht der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) zufolge bewegen sich diese in grosser Zahl Richtung Indischer Ozean. Dort tummeln sie sich rund um die Inselgruppen der Malediven und Seychellen, wie sich auch Online-Portalen wie «Marine Vessel Traffic» und «Superyachtfan» entnehmen lässt. Diese Dienste folgen dabei den Transpondern, welche jedes grössere Schiff mit sich führt.

Drohung des US-Präsidenten

Demzufolge schippert die 140-Meter-Jacht «Ocean Victory» des russischen Stahlmagnaten Victor Rashnikov vor den Malediven, ebenso die «Clio» von Oleg Deripaska, dem auch als Schweizer Privatbank-Kunde bekannten Gründer des Aluminium-Förderers Rusal.

Ob sich die tropischen Inselgruppen als sicherer Hafen für die Oligarchen-Jachten eignen, muss sich erst noch weisen. In den USA hat nämlich Präsident Joe Biden Anfang Woche explizit gedroht, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten sich vorbereiteten, Jachten, Business-Jets und Luxus-Appartements von reichen Russen mit Beziehungen zum Kreml zu beschlagnahmen. Der lange Arm von «Uncle Sam» dürfte durchaus auf die Malediven reichen.

Beschlagnamung in Hamburg

Russlands Präsident Vladimir Putin hatte bereits Anfang Februar seine Jacht «Graceful» einem mögliche Zugriff entzogen. Sein Schiff lag seit September 2021 bei der Werft Blom+Voss in Hamburg zur Überholung. Nachdem Medien darüber berichtet hatten, lief das Schiff jedoch überstürzt aus und soll sich nun in Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg, befinden.

Weniger Glück hat offenbar Alisher Usmanov mit der Zeitplanung für die Übeholung seiner Superjacht «Dilbar» bei Blohm+Voss. Wie das US-Wirtschaftsmagazin «Forbes» schreibt, wurde das 156 Meter lange Schiff, dass nach Bruttoregistertonnage als die grösste Motorjacht der Welt gilt, von den deutschen Behörden beschlagnahmt. Bereits am Mittwoch seien die Arbeiten eingestellt worden. Die «Dilbar» wurde 2016 von der Lürssen Werft in Bremen gebaut und der Kaufpreis soll rund 600 Millionen Dollar betragen haben.

Matrose versenkt eigenes Schiff

Derweil hat sich gezeigt, dass die Prestige-Boote der Oligarchen zuweilen vor ihrer eigenen Besatzung nicht sicher sind. So berichtete das Portal «Majorca Daily Bulletin» über einen Vorfall auf der Balearen-Insel, bei dem ein ukrainischer Matrose versucht haben soll, die in Port Adriano vor Anker liegende Jacht «Lady Anastasia» zu versenken.

Diese gehört dem Bericht zufolge dem Alexander Mijeev, dem Chef der russischen Rüstungsfirma Rosoboronexport. Der Mann wurde von der örtlichen Polizei festgenommen.