Was es mit dem Fedpol-Roundtable zum Underground Banking auf sich hat
«Underground» ist ein Begriff, den die meisten wohl mit der Londoner U-Bahn, Subkultur oder einer «samtigen» ikonischen Rockband assoziieren würden – aber nicht mit Banken. Und doch taucht der Begriff «Underground Banking» in einer offiziellen Medienmitteilung des Bundes auf.
Die Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) beim Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat nämlich vergangene Woche in Bern den zweiten internationalen Roundtable zum Underground Banking organisiert. Dort hätten sich Fachleute aus aller Welt über neue Entwicklungen, Ermittlungserfolge und Strategien zur Bekämpfung illegaler Finanzflüsse ausgetauscht.
Länger als die Banken
Und die Fedpol liefert verdankenswerterweise gleich eine Begriffsdefinition mit: «Underground Banking bezeichnet informelle, nicht regulierte Zahlungssysteme, über welche Gelder ausserhalb des offiziellen Bankensektors transferiert werden: Ein Vermittler in einem Land nimmt das Geld entgegen und veranlasst, dass der entsprechende Betrag in einem anderen Land ausgezahlt wird – ohne offizielle Transaktionen oder Bankkonten.» Manchmal finde das Geld dabei den Weg in den klassischen Finanzkreislauf zurück.
Das Bundesamt wagt zudem einen Ausflug in die Historie: «Underground Banking in irgendeiner Form gibt es bereits seit über 1’000 Jahren – also länger als Banken.» Verbunden wird das Ganze mit einer drastischen Warnung: Ursprünglich aus dem Bedürfnis entstanden, Geld sicher, schnell und über weite Distanzen zu transferieren, werde es heute vermehrt als Mittel für die Geldwäscherei, Terrorismusfinanzierung und die Umgehung von Sanktionen genutzt. Ob Kryptowährungen als neue Spielart des Underground Banking zu betrachten sind, lässt die Mitteilung offen.
Stelldichein der Crème de la Crème der globalen Geldwäschereibekämpfer
In Bern zugegen waren Vertreter von Interpol, Europol, dem United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC), der Eastern and Southern Africa Anti-Money Laundering Group (ESAAMLG) sowie von nationalen und internationalen Strafverfolgungsbehörden und Financial Intelligence Units.
Man habe die neuesten Erkenntnisse über globale Geldwäscherei- und Terrorismusfinanzierungsnetzwerke, den Missbrauch von Zahlungsdienstleistern sowie digitale Analysemethoden zur Aufdeckung verborgener Finanzströme diskutiert. Ein Schwerpunkt habe auf der grenzüberschreitenden Vernetzung von Geldwäscherei-Strukturen mit anderen kriminellen Organisationen gelegen.
Underground versus Shadow
Der dritte runde Tisch zum Underground Banking kann wohl schon bald aufgestellt werden, lautet doch das weitgehend überraschungsfreie Fazit der Fedpol: «Nur durch internationale Zusammenarbeit, Echtzeit-Informationsaustausch und technologische Innovation lassen sich die zunehmend professionellen Schattenfinanzsysteme wirksam bekämpfen.»
Apropos Schattenfinanzsysteme. Anders als das Underground Banking ist das Shadow Banking (Schattenbanken) ein gut eingeführter Begriff – auch wenn ihn offizielle Stellen nicht (mehr) verwenden. So spricht beispielsweise die Nationalbank in ihrem Bericht zur Finanzstabilität von «Nichtbanken-Finanzintermediären» (NBFI). Hoffentlich droht dem Underground Banking keine ähnliche Umbenennung in einen sperrigen technokratisch-blutleeren Terminus.














