Wer über 50 Jahre alt ist und sich in der Finanzbranche um einen Job bemühen musste, hat die Erfahrung gemacht: Altersdiskriminierung. Hier sind einige Tipps für ältere Semester und erfolgreiches Bewerben.

Ältere Jobsuchende haben es in der modernen Arbeitswelt und vor allem in der sich ständig im Wandel befindenden Finanzbranche besonders schwer: Sie gelten als unflexibel, als zu teuer, als wenig entwicklungsfähig. Entsprechend hagelt es Absagen auf Bewerbungen, was nach einigen Monaten entmutigend und zermürbend wirkt.

Martin Yate, ein HR-Profi, hat auf der Seite «SHRM» einige Ratschläge bereit, wie Bewerbungen von Ü50-Jobsuchenden dennoch zum Erfolg führen können.

Keine Jobinterviews: CV überarbeiten

Der erste Ratschlag geht an Bewerber, die gar nicht erst in ein Job-Interview eingeladen werden.

In diesem Fall muss dringend der Lebenslauf überarbeitet werden. Stimmt der CV mit dem Profil des Jobs überein, für welchen man sich bewirbt? Das ist der erste Schritt einer erfolgreichen Bewerbung, weil Arbeitgeber die Vorauswahl von Jobkandidaten auf Basis einer elektronischen Suche nach Schlüsselwörtern tätigen.

Zweitens: Die meisten Lebensläufe sind eine subjektive Aufzählung von Ausbildung und Karriereschritten. Vergessen geht darin, was der Arbeitgeber und Personaler lesen will.

Der Kunde ist König

Yate sagt dazu gerade heraus: «Der Kunde, also in diesem Fall das Unternehmen, für das Sie sich bewerben, hat immer recht.» Bevor man sein Bewerbungsdossier abschicke, müsse man genau wissen, was der Kunde wolle, um es ihm geben zu können.

Ein weiterer Punkt: Es interessiert wohl keinen HR-Officer einer Bank, welchen Job man vor 15 oder 20 Jahre in der Branche hatte. Die Arbeitswelt in der Finanzindustrie ist heute eine komplett andere. Ausserdem zieht ein Rückblick über Jahrzehnte bloss die Aufmerksamkeit auf das Alter des Bewerbers.

Standardsatz mit «Erfahrung» auslassen

Sitzt man dann im ersten Bewerbungsgespräch sollte man als über 50-Jähriger den Standardsatz unterlassen: «Ich kann in dem Job auf meine langjährige Erfahrungen in der Branche zählen.» Der Eindruck, den man dabei hinterlässt, ist der eines Besserwissers, der zum Managementproblem werden könnte.

Yate empfiehlt zunächst, während des Interviews fokussierte Antworten zu geben und das starke Interesse am Job auszudrücken. Der Moment, die Altersfrage anzusprechen kommt am Ende des Interviews: «Haben Sie noch Fragen?»

Die Alterskarte richtig ausspielen

Das ist die Gelegenheit, das Thema Altersdiskriminierung selber anzusprechen und dass Gespräch zu lenken. Hier die Empfehlungen von Yate, welche Punkte man von sich aus ansprechen sollte:

  • «Ich bin wahrscheinlich älter als die übrigen Mitglieder im Team. Das hat Vorteile.»
  • «Ihr Institut hat sicherlich Kunden, die in meinem Alter sind. Ich kann ihre Bedürfnisse darum besser ansprechen, was wiederum der Produktivität im Team hilft.»
  • «Ich kann diese Aufgaben erfüllen, ich mag diese Arbeit und ich habe von vielen Fehlern bei anderen Arbeitgebern gelernt. Das hat mich kompetenter gemacht.»
  • «Auch in den besten Unternehmen und Organisationen geht manchmal etwas schief. Das habe ich schon mehrfach erlebt und weiss, wie ich in solchen Situation zu reagieren habe, um möglichst rasch Lösungen zu finden, ohne Nervosität und Hektik zu verbreiten.»
  • «Älter werden ist auch ein Reifeprozess, der einen zu sich selber führt. Das heisst, ich werde wohl kaum für böse Überraschungen sorgen und den Job nach einem Jahr wieder wechseln.»
  • «Stosse ich zum Team, was ich mir sehr gut vorstellen könnte, wäre ich innerhalb von sechs Monaten ein vollwertiges und verlässliches Mitglied, das Ihnen den Rücken freihalten kann.»