Capital Group baut Standort Zürich aus
Capital Group und die Schweiz: Das war schon immer eine spezielle Verbindung. 1962 eröffnete der Asset Manager in Genf sein erstes Büro ausserhalb der USA und legte bereits 1969 einen Luxemburger Fonds für Schweizer Investoren auf.
In Genf hat Capital Group heute seinen Sitz gleich gegenüber Morgan Stanley Capital International – kurz MSCI. Die beiden verbindet eine enge Zusammenarbeit. Unter anderem hat Capital Group 1965 den «Capital International Indices» geschaffen, der heute bekannt ist als MSCI-Indizes. Ab 1986 wurde das Haus ein Pionier im Emerging Market Investing, als es für die Weltbank den ersten Emerging Markets Equity Fund entwickelte.
Dank Umzug hat es jetzt mehr Platz
In Zürich war Capital Group diesen Sommer mit Zügeln beschäftigt. Der internationale Asset Manager verlegte seine Büros in der Limmatstadt von der Claridenstrasse an den Schützengraben – man benötigte dringend mehr Raum.
Das Geschäft entwickelt sich auch in der Deutschschweiz prächtig. Dies manifestiert sich auch im Personalbestand: Genf, als Investment-Hub, beschäftigt 140 Mitarbeitende, während das Team in Zürich etwa 15 Personen umfasst, die überwiegend im Kundenkontakt stehen.
Und durch den Umzug hat man Platz geschaffen für noch mehr neue Kolleginnen und Kollegen. «Es gibt keine bestimmte Zahl, um wie viele Leute wir in den kommenden Jahren wachsen wollen. Sondern wir stimmen die Expansion auf unsere Bedürfnisse und die Geschäftsentwicklung ab», sagt Guy Henriques, President Europe and Asia Client Group, gegenüber finews.ch.
Auf die lange Linie ausgerichtet
Capital Group ist dem Finanzplatz Schweiz nicht nur historisch eng verbunden, sondern auch wegen den Privatbanken und den institutionellen Kunden. Erstere sind wichtige Kunden im Bereich «Fixed Income», Letztere unter anderem wegen den Lösungen im Bereich «Emerging Markets Debt».
Das Geschäft ist auf die «lange Linie» ausgerichtet. Die hohen Cash-Bestände erachten Henriques noch immer als Problem. «Es ist gerade in der jetziger Tiefzins-Phase kein guter Rat, zu viel Bargeld zu horten. Investments versprechen deutlich höhere Erträge», sagt er.
Mit Interesse verfolgt Henriques den Trend, Gelder von passiven in aktive ETFs zu verlagern – aus Gründen der Diversifikation. «Aus den gleichen Gründen fand vor Jahren eine Verlagerung vom aktiven Management zu passiven ETFs statt», sagt er augenzwinkernd.
Der Aufstieg der Frauen
Neu widmet sich der unabhängige Asset Manager verstärkt einer aufstrebenden Kundengeneration, wie beispielsweise Frauen. Eine aktuelle Studie von Capital Group zeigt: Frauen erben einen erheblichen Teil der weltweit erwarteten 124 Billionen Dollar, die in den kommenden 20 Jahren im Rahmen des «grossen Vermögenstransfers» weitergegeben werden. Dennoch investieren sie deutlich weniger als Männer. Befragt wurden 600 vermögende Privatpersonen in Europa, den USA und Asien-Pazifik.
Frauen investieren im Schnitt nur 26,4 Prozent ihres Erbes, Männer hingegen 36,2 Prozent. 40 Prozent der Frauen gaben an, sie hätten im Nachhinein gerne mehr investiert (Männer: 30 Prozent). Gleichzeitig halten Frauen mehr Ersparnisse (14,3 vs. 11,1 Prozent) und konsumieren mehr von ihrem Erbe (15,4 vs. 11,3 Prozent).
Unterschiedliches Informationsverhalten
Bei der Informationssuche setzen Frauen doppelt so häufig wie Männer auf soziale Medien und Finfluencer (27 vs.15 Prozent) statt auf traditionelle Beratung.
Henriques sieht darin sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance: «Frauen könnten durch frühzeitige und gezielte Investitionen stärker von ihrem Erbe profitieren», sagt er. Da kann man ihm schwerlich widersprechen.