Der Verkauf des US-Brokerage-Geschäfts der Credit Suisse an Wells Fargo entpuppt sich als Desaster für die amerikanische Grossbank. Nachdem die UBS schon viele Mitarbeiter abgeworben hat, schlägt auch noch Morgan Stanley zu – und wie.

Der amerikanische Finanzriese Wells Fargo lachte sich ins Fäustchen, als sich die Credit Suisse (CS) im letzten Oktober bereit erklärte, ihm das US-Brokerage-Geschäft zu verkaufen. Mit der Steigerung der verwalteten Vermögen fallen auch höhere Erträge an, dachte sich die Grossbank.

Doch mittlerweile dürfte dem Management rund um Wells-Fargo-CEO John Stumpf das Lachen vergangen sein. Denn die besten Berater beziehungsweise ganze Teams der CS ziehen zu anderen Arbeitgebern.

Schmerzvolle Abgänge

Zuletzt landete die US-Grossbank Morgan Stanley einen Milliarden-Coup: So wechseln derzeit zahlreiche Berater, die zusammen 36 Milliarden Dollar verwalten und jährliche Kommissionen von durchschnittlich 125 Millionen Dollar generieren, zu Morgan Stanley, wie das US-Newsportal «Onwallstreet» berichtet.

Dabei handelt es sich laut Bericht mehrheitlich um Kundenberater respektive um Kundengelder lateinamerikanischer Herkunft, welche da die Adresse wechseln. Und Morgan Stanley will offenbar genau dieses Kundensegment stärken, war weiter zu erfahren.

Gemäss Headhuntern bekamen bislang fast alle der insgesamt 35 Berater neue Arbeitsverträge. Morgan Stanley garantierte ihnen sogar aufgeschobene Boni.

Beschwerde gegen die UBS

Auch die UBS hat schon etliche CS-Mitarbeiter – die Rede ist von mindestens 70 an der Zahl – zu sich gelotst. Geködert hat die Schweizer Grossbank die Berater mit grosszügigen Antrittsboni.

Diese aggressive Vorgehensweise stiess der CS dermassen sauer auf, dass sie bei der US-Finanzbehörde Finra eine Beschwerde gegen die UBS einreichte, einen so genannten «Raiding Claim», wie auch finews.ch berichtete.

Zweifel an Wells Fargo

Wells Fargo ist am Desaster mitschuldig. Das Unternehmen hat das Bonuslimit bei 5 Millionen Dollar angesetzt und knüpft die Auszahlung erst noch an die Bedingung, dass sich der Berater für 13 Jahre an die Bank binden muss – dies schreckt viele potenzielle Mitarbeiter ab.

Zudem bezweifeln zahlreiche Berater, dass die primär im Geschäft mit Privat- und Mittelstands-Kunden tätige Wells Fargo, den ultrareichen Kunden (UHNWI) jenen Service bieten kann, der in dieser Liga Standard ist.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.63%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.19%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.1%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.51%
pixel