Seit dem Verkauf des Fonds-Gemeinschaftswerks Swisscanto lancieren immer mehr Kantonalbanken eigene Fondsprodukte. Nun geht die neue Swisscanto-Besitzerin ZKB zum Konter über.

Dass es einen Investment-Experten vom Zürichsee an die Berner Aare verschlägt, kommt im Schweizer Finanzwesen selten genug vor. Alex Tobler (Bild unten) ist die Ausnahme, welche die Regel bestätigt: Er wechselte letztes Jahr vom Pfäffiker Derivate-Hause Picard Angst ins Asset Management der Berner Kantonalbank (BEKB).

Die Berner holten Tobler für einen ganz bestimmten Job: Der Fondsmanager hat für sie eine neue Palette von fünf Strategiefonds aufgebaut, die seit letztem November an die Kunden der BEKB vertrieben wird. Und das mit einigem Erfolg, wie Tobler berichtet. «Seit der Lancierung konnten die Fonds bereits 350 Millionen Franken an Neugeld anziehen», sagte er im Gespräch mit finews.ch.

Tobler 500

Produkte-Welle rollt

Die Berner Erfahrung ist dabei symptomatisch. Schweizweit lancieren immer mehr Kantonalbanken ihre eigenen Fonds. Die Gründe dafür sind von Institut zu Institut verschieden. Doch es fällt auf: Die Produkte-Welle fällt zeitlich ungefähr mit dem im Dezember 2014 erfolgten Verkauf der Kantonalbanken-Tochter Swisscanto zusammen – obwohl die Staatsinstitute auf Anfrage den direkten Zusammenhang bestreiten. Swisscanto war und ist bei vielen Kantonalbanken Hauptlieferantin für Fonds und Investment-Know-how.

Derweil stagnieren bei der neu zur Zürcher Kantonalbank (ZKB) gehörenden Swisscanto die Neugeld-Zuflüsse. Die Entwicklung ist mittlerweile derart augenscheinlich, dass die ZKB Massnahmen ergriffen hat – und damit nun erste Erfolge erzielt.

Welt ohne Kickbacks

Tatsächlich häufen sich Fondsgründungen seitens der Schweizer Staatsbanken, wie auch die «NZZ» jüngst beobachtete. Zu den Vorreitern gehören die Berner, die Basler und die Schwyzer Kantonalbanken, die 2015 je eigene Fonds auf den Markt warfen. Sie sind damit längst nicht die einzigen mehr.

Wie finews.ch berichtete, brachte die Walliser Kantonalbank bereits im letzten September die neue Fonds-Reihe WKB flex auf den Markt. Schon 2014 begann derweil die Zuger Kantonalbank mit der Entwicklung eigener Strategiefonds, die passive Anlage-Elemente enthalten.

Und letzten Mittwoch liess Roland Ledergerber (Bild unten), CEO der St.Galler Kantonalbank (SGKB), durchblicken, dass sich sein Institut ebenfalls die Lancierung eigener Fonds überlege.

roland ledergerber 500

Doch woher kommt die plötzliche Fondswelle aus dem Staatsbank-Milieu? Ein wichtiger Treiber, der grundsätzlich für alle Schweizer Banken gilt, ist der Paradigmen-Wechsel weg von den Retrozessionen und hin zu Beratungsgebühren. Ohne die lukrativen «Kickbacks» ist der Vertrieb von Drittprodukten für die Institute deutlich weniger interessant geworden.

Günstig positioniert

Eigenprodukte gewinnen hingegen an Glanz. Einmal aufgesetzt, lassen sie sich für eine Vielzahl von Zwecken – etwa Verwaltungs-Mandate und Säule-3a-Produkte – verwenden. Die Anlageausrichtung stimmt dabei stets mit der «Hausmeinung» überein, was den Vertrieb an die Kunden deutlich vereinfacht. Und nicht zuletzt muss die Bank die Erträge mit niemandem teilen.

Der Eigenbau bedeutet zudem eine Kosteneinsparung, wenn einmal von Entwicklungsaufwand abgesehen wird. Dies macht es den Banken möglich, die Produkte relativ günstig zu positionieren – im derzeitigen Tiefzinsumfeld ein beträchtlicher Vorteil. «Auf Grund der Verwaltung im Haus können wir die Produkte zu attraktiven Konditionen anbieten», bestätigt Tobler von der BEKB.

Fehlende Dividende

Speziell bei den Kantonalbanken kommt mit dem Verkauf von Swisscanto noch ein wichtiger Treiber dazu: Sie erhalten künftig weder Dividenden noch Vertriebsentschädigungen von der ehemaligen Fondstochter. «Das muss natürlich irgendwie kompensiert werden», erklärt SGKB-Chef Ledergerber die Situation.

Als Drittanbieterin dürfte die Swisscanto-Mutter ZKB die Gründungswelle schon bald zu spüren bekommen. Im Jahr 2015 konnte die fusionierte Swisscanto-Fondspalette noch einen leichten Neugeldzufluss verzeichnen, wie es bei der ZKB auf Anfrage von finews.ch hin hiess.

Dennoch dürfte der grössten Staatsbank klar sein, dass sie ihr Terrain aktiv verteidigen muss. Dazu setzt sich die ZKB als Anlage-Kompetenzzentrum mit einer Vielzahl von Dienstleistung in Szene (siehe Grafik unten).

ZKB grafik 500

Thurgauer wechseln das Lager

«Wir unterstützen die Kantonalbanken dort, wo sie unsere Leistungen benötigen. Darauf sind unsere Marketing-Massnahmen in diesem Bereich abgestimmt», heisst es bei der ZKB.

Diese Massnahmen zeitigen nun einen ersten Erfolg. Wie auch finews.ch am Donnerstag berichtete, arbeitet die Thurgauer Kantonalbank (TKB) im Anlagegeschäft künftig mit den Zürchern zusammen. Das Nachsehen hat das Beratungsunternehmen Wellershoff & Partners, das vom ehemaligen UBS-Chefökonom Klaus Wellershoff gegründet wurde. Dasselbe Unternehmen übrigens, das auch seit 2011 die Anlagestrategie für die Zuger Kantonalbank gestaltet.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.59%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.31%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.15%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.4%
pixel