Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam hat mit dem jüngsten Stellenabbau auch eine Gewinnwarnung für das erste Quartal herausgegeben. Andere Grossbanken-Chefs gingen diesen Weg schon eine Woche früher.

Letzte Woche geriet eine von der amerikanischen Bank J.P. Morgan in London organisierte Investorenkonferenz zur Beichtstunde der Grossbanken-Chefs.

So gab UBS-CEO Sergio Ermotti einen Ausblick auf das erste Quartal 2016, der als Gewinnwarnung verstanden werden konnte. Und Deutsche-Bank-Lenker John Cryan räumte ein, dass das laufende Jahr für sein Institut allenfalls mit einem Verlust enden könnte.

Nur eine Bank fehlte. David Mathers, der Finanzchef der Credit Suisse (CS), war dem Stelldichein in London überraschend ferngeblieben. An der Börse wurde die Absenz mit Verkäufen der CS-Aktien quittiert, wie auch finews.ch berichtete.

Zu recht, wie sich nun zeigt. Zum «beschleunigten» Restrukturierungsprogramm, das CS-Chef Tidjane Thiam am Mittwoch überraschend ankündigte, gab er nämlich auch noch gleich eine Gewinnwarnung für das erste Jahresviertel 2016 aus.

Gebeutelte Investmentbank

Rauer Wind schlägt Kapitän Thiam vor allem im Investmentbanking entgegen. Die Division Global Markets, die unter anderem das traditionell wichtige Handelsgeschäft mit Wertschriften und Währungen umfasst, hatte demnach mit schwachen Erträgen und einem negativen operationellen Kapital-Hebel zu kämpfen.

Hinzu kommen weitere Abschreiber von 346 Millionen Dollar, was insgesamt aus Sicht des CS-Chefs verstärkte Restrukturierungs-Massnahmen nötig macht.

Offensichtlich zerzaust wurde auch die zweite Investmentbank-Division Investment Banking and Capital Markets, die das klassische Firmenberatungs- und Kapitalmarkt-Geschäft umfasst. Laut Thiam nahmen industrieweit die Emissionen im Primär-Markt um 58 Prozent ab, in der Kreditfinanzierung gar um 74 Prozent. Immerhin konnten die Einkünfte aus Fusionen und Übernahmen gegenüber Vorjahr mehr als verdoppelt werden.

Internationale Vermögensverwaltung stabil trotz Affären

Stagniert hat das Investmentbanking auch in der als eigenständige Region aufgestellten Divsion Asien-Pazifik, wie es weiter hiess. Dafür konnten im Private Banking starke Neugeld-Zuflüsse von bisher 3,6 Milliarden Franken verbucht werden.

Das in den letzten Wochen von Finanz-Affären gebeutelte International Wealth Management konnte laut Thiam seit Jahresbeginn «stabile» Einkünfte und gar 7,1 Milliarden Franken Neugeld vorweisen.

Schweizer Bank als Tafelsilber

Richtig «gut» performt hat laut dem CS-Chef die neu geschaffene Schweizer Universalbank, die sich damit definitiv als Tafelsilber der ganzen Gruppe entpuppt. Die Division soll demnach im ersten Quartal ebenfalls einen stabilen Vorsteuergewinn abwerfen, während das Schweizer Private Banking 4,5 Milliarden Franken Neugeld anzog.

Doch solange das Investmentbanking immer noch rund die Hälfte der Einkünfte der gesamten CS-Gruppe stellt, reichen «stabile Erträge» in der Schweiz und der Internationalen Vermögensverwaltung nicht aus, um das Spiel für die Grossbank zu retten. Das beweist einmal mehr das erste Jahresviertel.

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