Erstmals formuliert ein Grossaktionär der Credit Suisse, was CEO Tidjane Thiam im Umgang mit seinen Mitarbeitern besser machen könnte.

Tidjane Thiam ist nicht zu beneiden. Mittlerweile scheint es, als sei der Credit-Suisse-CEO so etwas wie der Blitzableiter für sämtliche Probleme der Bank und die Ursache, dass der Aktienkurs in den vergangenen zwölf Monaten die Hälfte seines Wertes verloren hat – ein Umstand, den Thiam indessen den aggressiven Machenschaften einiger Hedgefonds zuschreibt.

Bislang ging alles gut, weil die wichtigsten Grossaktionäre der CS ihrem operativen Chef den Rücken stärkten. Doch nun meldet sich mit der US-Investmentgesellschaft Harris Associates die zweitgrösste Eigentümerin zu Wort. Das Unternehmen hält über sämtliche Beteiligungen mindestens 8,5 Prozent an der Bank.

Anlagechef David Herro erklärte am Dienstag klipp und klar, Thiam habe sich in seinen Ton zu mässigen, sofern er seine Botschaft positiv rüberbringen wolle.

Mehr Empathie

Konkret erwartet Herro, dass Thiam vor allem seine Ansprache an die CS-Mitarbeiter verbessert. «Falls sich etwas verändern soll, dann hat dies sehr viel mit guter Kommunikation und Empathie gegenüber den Angestellten zu tun», gab Herro gegenüber der «New York Times» zu Protokoll.

Herros Äusserungen sind fraglos eine Anspielung auf den kürzlich ausgebrochenen Zwist zwischen den CS-Investmentbankern an der Wall Street und ihrem CEO Thiam, der spätestens dann in Ungnade fiel, als er sich aufmachte, radikale Sparübungen bei ihnen durchzupauken; dies führte gemäss Medienberichten zu einer «offenen Revolte» an der Wall Street.

Unterschwellige Kritik

Aber auch am Hauptsitz in Zürich bekunden nicht wenige Kaderleute ihre Lieb und Müh mit Thiams Führungsstil. Offenbar soll sich der Chef durch diverse persönliche Berater abschotten und so eine gewisse Unnahbarkeit entwickelt haben, obschon – gemäss Herro – etwas mehr Empathie gefragt wäre.

Trotz unterschwelliger Kritik stehen Herro respektive Harris Associates noch immer voll hinter der Schweizer Grossbank, wie jüngst in diversen Interviews zu vernehmen war.

Was macht Thiam?

Im vergangenen März erklärte Thiam gegenüber der Schweizer Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft», er hätte im Rahmen der durchgeführten Kapitalerhöhung von 6 Milliarden Franken gerne mehr Mittel aufgenommen. Doch der Markt habe schlicht nicht mehr zugelassen.

Um die Eigenkapital-Anforderungen bis 2019 zu erfüllen, ist Thiam umso mehr auf die rentabelsten Geschäftsbereiche innerhalb der CS angewiesen, und dazu gehören auch Teile der Investmentbank, was den Schluss nahelegt, dass sich Thiam Herros Empfehlungen zu Herzen nimmt.

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