Überraschende Wendung bei der Falcon Private Bank: Verwaltungsrat Walter Berchtold übernimmt für CEO Eduardo Leemann. Doch die Rochade steht im Schatten des 1MDB-Skandals.

«Rein gar nichts» habe der CEO-Wechsel mit 1MDB zu tun: Das wurden Walter Berchtold und Eduardo Leemann am Donnerstag nicht müde zu betonen.

Der Rücktritt von Leemann, welcher die dem Herrscherhaus von Abu Dhabi gehörende Falcon Private Bank seit 1997 leitet, sei vielmehr im Rahmen einer Anfang Jahr eingeleiteten Nachfolgeregelung erfolgt, erklärten der ehemalige und der neue Chef im Gleichklang.

Ex-Präsident verhaftet

Trotz der angeblich langen Vorbereitung erscheint das Timing für die Rochade nun wenig günstig. Denn im Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB hat sich die Lage für die Zürcher Falcon in den letzten Wochen deutlich zugespitzt.

Wie auch finews.ch berichtete, betreibt die Singapurer Bankenaufsicht MAS vertiefte Untersuchungen zur Rolle des Instituts im Fall 1MDB; kürzlich wurde der ehemalige Falcon-Präsident Khadem al-Qubaisi in Abu Dhabi als mutmasslicher Drahtzieher im Skandal verhaftet.

Sanktion in Singapur?

Zudem hat die MAS laut Medienberichten Falcon offenbar verboten, in Singapur noch weiteres Neugeschäft zu tätigen.

Dazu hielten sich am Donnerstag sowohl Leemann wie auch Berchtold bedeckt. Sie verwiesen auf die laufenden Untersuchungen, liessen aber durchscheinen, dass «wir etwas mehr wissen als Sie». Die Berichte zur MAS-Sanktion dementierten sie nicht.

Der 54-jährige Berchtold, der als ehemaliger Privatbanken-Chef der Credit Suisse einer der bekanntesten Banker am Zürcher Finanzplatz ist, will den Skandal aber nicht als Damokles-Schwert über seinem neuen Amt verstehen.

Verunsicherte Kunden

«1MDB hat meinen Entscheid heute im selben Mass beeinflusst wie bei den ersten Gesprächen Anfang Jahr», erklärte der Top-Banker, den einen Arm wegen eines Schlüsselbeinbruchs in der Schlinge. Falcon hoffe natürlich, so Berchtold weiter, dass die Klärung möglichst rasch komme, verunsichere der Skandal doch auch die Kundschaft.

1MDB ist laut Berchtold nur eine Herausforderung unter vielen seines neuen Amts. So habe sich Falcon sowohl dem widrigen Marktumfeld wie auch der Kostenproblematik zu stellen. Zudem will die Privatbank auch akquisitorisch wachsen – eine «Arrondierung der Falcon-Vermögen» sei durchaus möglich, sagt er.

Digitale Chancen

Ebenso wichtig sei es, neue Ertragsquellen zu erschliessen, so der Banking-Veteran weiter. Dabei denkt Berchtold, der bei Fintech-Firmen wie etwa Werthstein engagiert ist, durchaus auch an die Digitalisierung.

«Das Problem der Fintechs ist, mit ihren genialen Entwicklungen in den Markt zu kommen», sagte der desiginierte Falcon-CEO. «Da drängt sich die Zusammenarbeit mit einer Bank auf.»

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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